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All posts by AndiSmirre

Curitiba | Honduras – Ecuador

Nach dem Check-Out am heutigen Tag brachten wir die großen Taschen allesamt in einem einzigen Schließfach am Flughafen unter. Sie sollten für unseren Ausflug nach Curitiba nicht weiter benötigt werden. Wahnsinn, was man so alles in einem Flughafen-Schließfach unterbringen kann, wenn man es nur richtig stapelt.. Ein recht holpriger Flug in einer Klapperkiste von TAM brachte uns dann nach Curitiba.

Dort wurde erstmal das ausgeklügelte Nahverkehrssystem gebraucht, um für günstiges Geld zum Fernsehturm zu fahren und einen Blick über die Stadt zu werfen. Eigentlich ist das der Funkturm der örtlichen Telefongesellschaft, aber trotzdem war es den Ausblick wert.

Zum Stadion hin ging es ebenfalls nach kurzem Aufenthalt auf der Aussichtsebene des Turms per ÖPVN. Da die Sonne schon langsam unterging wurde es zur grundsätzlich schon recht frischen Luft hier noch ein ganzes Stück kühler. Brr, so hab ich mir den Sommerurlaub aber nicht vorgestellt. Der Bus fuhr mit einmal Umsteigen bis zur abgesperrten Zone. Die war mit Polizisten hier extrem gut abgeriegelt, ohne Ticket ginge es hier keinen Schritt weiter Richtung Arena.

Nach weiteren 500m auf der großzügigen Straße hatten wir die Eingänge erreicht. Das Stadion selbst war den Namen nicht wirklich wert. Eine Lagerhalle mit Betontribünen hätte es besser getroffen. Eigentlich eine Zumutung, dass man hier Länderspiele ansetzte und im Vergleich zu Brasilia von gestern eine ganz üble Enttäuschung. Die Gänge im Umlauf und bei den Imbissständen und Toiletten waren viel zu eng für selbst auch nur halb so viele Menschen wie in den Bau passten.

Die Sympathien der anwesenden Brasilianer und Kolumbianer gehörten zweifelsfrei Ecuador, die ihrerseits recht guten Support ablieferten. Die Mannschaft aus Honduras ging zwar glücklich in Führung, war aber letztendlich Ecuador nicht gewachsen und verlor zurecht.

Mit einer halbstündigen Busfahrt nahmen wir Abschied von einer sympathischen Stadt mit einem hässlichen Stadion, die aber doch mit einigen Eigenarten beeindrucken konnte und sicher in Erinnerung bleiben würde. Schon allein aufgrund des geschlossenen Bussystems, der frischen, sauberen Luft oder der kühlen Temperaturen.

Übernachtet haben wir in einem Motel, was aber offensichtlich für mehr als einfache Übernachtungen Geld nahm. Motels sind in solchen Ländern scheinbar etwas anderes als Unterkünfte für vorbeifahrende Reisende, sondern pflegen das Image eines Rückzugsraum für erwachsene Personen, wenn diese mal unter sich sein wollen.. Trotz des angepriesenen TV- und Unterhaltungsangebots beschränkten wir uns auf die einfache Nachtruhe, was allein schon wegen der Temperaturen und der fehlenden Ecken am Bett eine Herausforderung darstellte. Den Betreiber jedenfalls amüsierte unsre Gringo-Truppe die in einer Knatterbude einkehrte, aber vermutlich hatte der genau das beabsichtigt als er sein Etablissement in einem Online-Portal zur Buchung angeboten hatte.

Brasilia | Kolumbien – Elfenbeinküste

Heute erwartet uns ein Knallerspiel: die Vorentscheidung um die Führung der Gruppe zwischen Kolumbien und der Elfenbeinküste. Der Airportservice unseres Hotels brachte uns die 900 Meter zum Flughafen. Das Boarding dauerte am längsten, aber auch nur deshalb weil wir uns in der falschen Reihe anstellten. Danach ging es fix. Das mit effizientem Einsteigen hat noch keine Fluggesellschaft der Welt korrekt gelernt. Anscheinend nehmen sie bei dem Konzept die gesammte minimal mögliche Intelligenz des Publikums angenommen anstatt darauf zu hoffen, dass sich Teile einer heterogenen Masse auch klug verhalten kann, was den Einsteigeprozess deutlich verkürzen würde. Also hatten wir frühzeitig die Plätze eingenommen sowie das Handgepäck verstaut. Ein sanfter Flug dem Morgengrauen entgegen brachte uns in die Hauptstadt.

Der Reiseführer hat mit gigantischen Entfernungen nicht übertrieben. Die Stadt ist riesig. Wir mühten uns mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Hotel und anschließend zur Innenstadt. Obwohl es keinen historischen Stadtkern gab, kann man den Busbahnhof als Mittelpunkt dieser Retorte ansehen. Die Brücken zeigten deutliche Abnutzungsspuren. Hier konnte man ohne Menschen die perfekte Kulisse für einen Post-Homo-Sapiens Endzeitfilm vorfinden. So stellt man sich eine Geisterstadt vor, wenn sie ein paar Jahre unbewohnt ist und die vorhandene Zivilisation ziemlich irreal wirkt. Die Architektur der zentralen Sehenswürdigkeiten schien wie eine längst vergessene Zukunftsvision. Wir besuchten die große Kirche, deren Saal unterhalb einer riesigen Kuppel lag und durch das Tageslicht hell geflutet wurde.

Das Stadion allerdings wusste im Vergleich zum großen Rest der Stadt vollends zu überzeugen. Zentral gelegen und gut angebunden, durfte hier das Fußballherz etwas höher schlagen. Ein extrem geiles Beispiel wie man aus aktuellen FIFA-Vorgaben eine Kathedrale des Sports aus dem Beton zaubern kann. Mit in rot gehaltenen Sitze und einer Runddachkonstruktion über den Tribünen, die auf zwei Rängen von viereckig perfekt den Übergang zum Runden fand, gab es außerdem weitläufige Umlaufflächen und ausreichend Futterstände. Die Stimmung war dank extrem hohem kolumbianischen Publikumsanteil auch entsprechend gut. Das zwischenzeitige 2:0 brachte die Hütte zum Beben und fortan wurde jede Balleroberung durch Kolumbien energisch gefeiert. Auch der Anschlusstreffer konnte nichts mehr ändern. Damit dürfte Kolumbien sicher durch sein. Eigentlich schade, denn dies ist bei optimalem Turnierverlauf unser einziges Spiel in diesem geilen Tempel.

Den Abend verbrachten wir nach Besuch des Fernsehturms in einem Straßenimbiss. Beim absoluten Knallerspiel Japan gegen Griechenland wurde lecker gebratenes Hühnchenfleisch geboten. Die Kolumbianer sind chon ein lustiges Volk und sprachen uns bei mehreren Gelegenheiten an, träumend vom großen Finale. 🙂 Aber auch wir deutsche schienen überall einen Sympathiebonus zu haben. Der Wirt des Imbiss jedenfalls dürfte mit dem heutigen Umsatz an Bier und Fleisch zufrieden gewesen sein. Kein Wunder, denn der übliche Südamerikanische Tisch bestellte üblicherweise nur eine Flasche Bier mit einer Anzahl Gläser, während wir auf die Gläser verzichteten und direkt für jeden eine Flasche ranholen ließen. Interessant waren ebenfalls gelegentlich vorbeilaufende Kinder/Jugendliche aus dem Viertel um ihre Backwaren unter den sitzenden Gästen zu verkaufen.

Pantanal

Heute ist spielfrei. Nachdem wir gestern Abend etwas später in die Betten kamen, wurde heute nach Ausschlafen und reichhaltigem Frühstück zur Beruhiguung des Magens, die wilde Landschaft uns Pantanal angesteuert. Ein kurzer Besuch am nahegelegenen Supermarkt und schon ging es los. Kurz hinter Pocone konnte man die Straße in den Dschungel erkennen. Straße ist vielleicht zuviel zugesagt. nennen wir es geräumte Schotterpiste. Unterbrochen von kleinen Holzbrücken nach fast jedem Kilometer, führte sie in die Wildnis. Es dauer nicht lang, bis wir die ersten Tiere entdeckt hatten: Einen Kaiman, der sich auf einer kleinen Insel von einem Wasserloch sonnte. Auf der Straße war außer uns nicht viel los, selten kam und man ein Auto entgegen oder wir überholten welche. Sehr viele andere Viecher hatten sich bisher auch noch nicht blicken lassen. Vögel und Wasservögel waren neben den Kaimanen die Hauptattraktionen. An der Landschaft konnte man sich aber nicht genug satt sehen. Ein weites Ödland mit Grstrüpp unterbrochen von Sümpfen und flachen Flüßchen, die wir über besagte Brücken passierten. Viele der Brücken waren in recht gutem Zustand, während andere schon kurz vorm Zusammengebruch standen und halb im Wasser hingen. Nunja, uns hatte an einer Stelle ein Lastwagen überholt und wenn er das schaffte, sollten wir mit unsrer Karre keine Sorgen haben. Die Straße selbst war ein befestigter Damm, die Fahrbahn bestand aus aufgeschüttetem Sand und Gröll. Unser Auto zog bei der Fahrt eine mehrere hundert Meter lange Staubwolke hinter sich hier, das gleiche machten natürlich auch andere, sodass man den spärlichen Gegenverkehr schon von weitem sah. Es war recht gut vorstellbar, dass man hier zur Regenzeit mit einem Kleinwagen nicht so weit kommt. Straeckenweise war die Piste nur notdürftig geräumt. Es sah so aus, als wäre die Straße vor wenigen Tagen noch Schlamm gewesen und allein die Trockenheit hätte dafür gesorgt, dass der Boden fest war und die Radspuren großer Autos und aufgetürmter Schlamm wirken wie eingefroren.

Ein absolutes Highlight unserer Fahrt war eine Herde Rinder, getrieben von 4 Cowboys die den Namen verdient hatten. Etwa 2km mussten wir uns hinten anstellen und gondelten im Schritttempo hinter der Herde her, lauschten den wilden Kampfrufen der Gauchos und atmeten die vollgeschissene Luft hinter etwa 200 Kühen ein, deren Verdauungsorgane offenbar bestens arbeiteten. Selten büchste mal ein Tier aus, konnte aber gekonnt von einem Reiter unter wildem Geheul und Peitschenschnalzen wieder zurückgetrieben werden.

Etwa 40km vor dem Ende der Straße stellte sich die Frage, ob wir umkehren oder bis ganz zum Ende durchziehen. Die Folge wäre, dass wir die Rückfahrt dann teilweise, mindestens die Hälfte der Strecke, bei Dunkelheit fahren müssten. Natürlich fuhren wir weiter und wurden schon wenige Kilometer weiter durch die Sichtung von Wasserschweinen und einer grandiosen Aussicht für diese Entscheidung belohnt.

Am Ende der Straße erwartete uns ein Fluss. Kein Wunder, dass die Straße gerade hier zu Ende war. Eigentlich aber auch ein bisschen schwach. Sie endete einfach. Damit lässt es sie sehr weit hinter andere Errungenschaften der Zivilisation zurück fallen. Den Bau der transsibirischen Eisenbahn hat man ja schließlich auch nicht beim ersten größeren Hindernis gestoppt und den Sinn überdacht. Zumal die Instandhaltung der 120 Holzbrücken und die Räumnung nach jeder Regenzeit wohl kaum wirtschaftlich tragbar für eine 150km lange Straße ins Nichts sein können.

Heute hatte sich uns der Jaguar leider nicht zeigen wollen und beim Zeitdruck auf der Rückfahrt war die Wahrscheinlichkeit dafür auch gering. Nach etwa 75 Kilometern hatte uns die Dunkelheit eingeholt. Hier betrieb ein Bus Nacht-Safaris am Straßenrand und leuchtete mit Scheinwerfern in die Büsche. Ansonsten lief die Rückfahrt ohne Zwischenfälle ab. Wenn man die Baufälligkeit einiger Brücken gesehen hatte, war die Dunkelheit zur Verringerung des Adrenalin-Spiegels schon ein guter Ratgeber.