Pantanal

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Heute ist spielfrei. Nachdem wir gestern Abend etwas später in die Betten kamen, wurde heute nach Ausschlafen und reichhaltigem Frühstück zur Beruhiguung des Magens, die wilde Landschaft uns Pantanal angesteuert. Ein kurzer Besuch am nahegelegenen Supermarkt und schon ging es los. Kurz hinter Pocone konnte man die Straße in den Dschungel erkennen. Straße ist vielleicht zuviel zugesagt. nennen wir es geräumte Schotterpiste. Unterbrochen von kleinen Holzbrücken nach fast jedem Kilometer, führte sie in die Wildnis. Es dauer nicht lang, bis wir die ersten Tiere entdeckt hatten: Einen Kaiman, der sich auf einer kleinen Insel von einem Wasserloch sonnte. Auf der Straße war außer uns nicht viel los, selten kam und man ein Auto entgegen oder wir überholten welche. Sehr viele andere Viecher hatten sich bisher auch noch nicht blicken lassen. Vögel und Wasservögel waren neben den Kaimanen die Hauptattraktionen. An der Landschaft konnte man sich aber nicht genug satt sehen. Ein weites Ödland mit Grstrüpp unterbrochen von Sümpfen und flachen Flüßchen, die wir über besagte Brücken passierten. Viele der Brücken waren in recht gutem Zustand, während andere schon kurz vorm Zusammengebruch standen und halb im Wasser hingen. Nunja, uns hatte an einer Stelle ein Lastwagen überholt und wenn er das schaffte, sollten wir mit unsrer Karre keine Sorgen haben. Die Straße selbst war ein befestigter Damm, die Fahrbahn bestand aus aufgeschüttetem Sand und Gröll. Unser Auto zog bei der Fahrt eine mehrere hundert Meter lange Staubwolke hinter sich hier, das gleiche machten natürlich auch andere, sodass man den spärlichen Gegenverkehr schon von weitem sah. Es war recht gut vorstellbar, dass man hier zur Regenzeit mit einem Kleinwagen nicht so weit kommt. Straeckenweise war die Piste nur notdürftig geräumt. Es sah so aus, als wäre die Straße vor wenigen Tagen noch Schlamm gewesen und allein die Trockenheit hätte dafür gesorgt, dass der Boden fest war und die Radspuren großer Autos und aufgetürmter Schlamm wirken wie eingefroren.

Ein absolutes Highlight unserer Fahrt war eine Herde Rinder, getrieben von 4 Cowboys die den Namen verdient hatten. Etwa 2km mussten wir uns hinten anstellen und gondelten im Schritttempo hinter der Herde her, lauschten den wilden Kampfrufen der Gauchos und atmeten die vollgeschissene Luft hinter etwa 200 Kühen ein, deren Verdauungsorgane offenbar bestens arbeiteten. Selten büchste mal ein Tier aus, konnte aber gekonnt von einem Reiter unter wildem Geheul und Peitschenschnalzen wieder zurückgetrieben werden.

Etwa 40km vor dem Ende der Straße stellte sich die Frage, ob wir umkehren oder bis ganz zum Ende durchziehen. Die Folge wäre, dass wir die Rückfahrt dann teilweise, mindestens die Hälfte der Strecke, bei Dunkelheit fahren müssten. Natürlich fuhren wir weiter und wurden schon wenige Kilometer weiter durch die Sichtung von Wasserschweinen und einer grandiosen Aussicht für diese Entscheidung belohnt.

Am Ende der Straße erwartete uns ein Fluss. Kein Wunder, dass die Straße gerade hier zu Ende war. Eigentlich aber auch ein bisschen schwach. Sie endete einfach. Damit lässt es sie sehr weit hinter andere Errungenschaften der Zivilisation zurück fallen. Den Bau der transsibirischen Eisenbahn hat man ja schließlich auch nicht beim ersten größeren Hindernis gestoppt und den Sinn überdacht. Zumal die Instandhaltung der 120 Holzbrücken und die Räumnung nach jeder Regenzeit wohl kaum wirtschaftlich tragbar für eine 150km lange Straße ins Nichts sein können.

Heute hatte sich uns der Jaguar leider nicht zeigen wollen und beim Zeitdruck auf der Rückfahrt war die Wahrscheinlichkeit dafür auch gering. Nach etwa 75 Kilometern hatte uns die Dunkelheit eingeholt. Hier betrieb ein Bus Nacht-Safaris am Straßenrand und leuchtete mit Scheinwerfern in die Büsche. Ansonsten lief die Rückfahrt ohne Zwischenfälle ab. Wenn man die Baufälligkeit einiger Brücken gesehen hatte, war die Dunkelheit zur Verringerung des Adrenalin-Spiegels schon ein guter Ratgeber.