Natal | Uruguay – Italien

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Kurz nach halb eins kehrten wir in einem Motel ein, dessen sich vermutliches Kerngeschäft auf liebeshungrige Durchreisende konzentriert. So zumindest deuteten die Grafitti-Herzen darauf hin, die an der Außenmauer zu finden waren. Die Unterkunft war zugegebenermaßen ziemlich schäbig. Zwischen Schlafraum und Toilette gab es weder Tür noch andere Art von Sichtbarriere, außerdem gab es auch keine Klobrille oder warmes Wasser aus der Dusche. Die Dusche war ihren Namen nicht wirklich wert, eine Mauer mit einer Brause direkt neben dem Klo, alles von überall her wunderbar einsehbar. Sie sorgte wenigstens am nächten Morgen für einen klaren Kopf.

Aber für eine Übernachtung für umgerechnet rund 3 Euro will man die Ansprüche auch nicht zu hoch schrauben. So verließen wir nach mehr ober minder 5einhalb Stunden hochwertigen Schlafs den Laden und fuhren nach Natal weiter.

In Natal parkten wir das Auto für unglaublich günstige 9 Real in einem Parkhaus des Einkaufszentrum unweit des Stadions. Von dort ging es gemütlich zu Fußb über die gesperrte Autobahn zum Stadion, etwa 1.5km. Der Marsch war dank der hohen Temperaturen und leichtem Nieselregen ziemlich eklig. Der Regen war nicht warm genug um angenehm zu sein, aber die Lufttemperatur wandelte das ganze ziemlich schnell in einen üblen Dunst um, sodass er Erwerb eines der vielfältig angebotenen Regenponchos wenig sinnvoll erschien.

Das Stadion konnte durch sein einzigartiges Design aufwarten ud beeindrucken. Es gab keine komplett überdachten Tribünen, in dem milden Klima war das aber auch kein Thema, hätte eh nur für eine noch stickigere Umgebung gesorgt. die großzügigen Umlaufflächen hinter selbigen wussten zu gefallen, ebenso wie dass man nach jedem Gate auch überall hinlaufen kann. Das ist vor allem dann ein Vorteil, wenn man das Spiel von woanders als dem Kartenaufdruck schauen will. Beim entscheidenden Spiel der Grußße saßen wir direkt neben der Kameratribüne auf der Gegengerade. Beste Plätze um die Mittellinie und beide Fanblöcke überschauen zu können.

Die Italiener waren nur schwer auszumachen. Von den dunkelblauen Sitzschalen hoben sie sich optisch fast gar nicht ab. Aukustisch war auch nichts geboten. Einzig beim Einlauf der Mannschaften und der Nationalhymne waren sie durch Zaunfahnen und eine kleine Luftballoneinlage in Grün-Weiß-Rot zu sehen.

Von den Uruguayern kann man eigentlich nur enttäuscht sprechen. Obwohl optisch klar dominierend, brachten sie das ganze Spiel über keinen gescheiten Support zustande. Bemühungen dazu waren auch wenig zu erkennen. Das Spiel selbst plätscherte wie erwartet einem Null-zu-Null entgegen. Wie für Italien üblich würde dieses Ergebnis reichen, also gaben sie spielerisch auch nicht mehr dafür. Zwischenzeitig wussten sie das Tor sogar mit einer 5er-Abwehr zu verteidigen, sehr typisch. Nach einer aus meiner Sicht sehr streitbaren roten Karte erzielte Uruguay, die etwas später ihre Überzahl zu nutzen wissen, den einzigen und Siegtreffer des Spiels. Italien war somit zu unserer großen Freude raus.

Wir holten die Karre ab, kaufen noch kurz ein und checkten danach in unserem Hotel sein. Nachdem ich mich bereits dort schon mit einem Schnupfen herumschlug, erwischte mich die richtige Erkältung nach einem Sprung in den Pool. Eine Schnapsidee, aus Bier geboren und in einer Schweißnacht mit Schüttelfrost vollendet.

Olinda, Recife | Kroatien – Mexiko

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Als am nächsten Morgen und kurzem Frühstück das erwartete Auto wie befürchtet nicht vor der Tür stand, wurde nach kurzer Unklarheit das Telefon bemüht um den Autovermieter daran zu erinnern, dass wir längst mobil sein wollten und voll auf seine angebotene Leistung setzten. Auch eine angebotene Stornierung wurde per Fernmeldeapparat dankend abgelehnt. So bekamen wir die Zusage, bis ein Uhr entweder ein Auto oder einen Abholservice vor die Tür zu bekommen. Nach einem verkürzten Stadtrundgang durch Olinda entlang mehrerer Kirchen aus der Kolonialzeit und einiger recht geilen Aussichtspunkte fanden wir den Weg bis ein Uhr zurück um das zu erwartende Auto in Empfang zu nehmen. Hm, nunja. Ein Telefonat und ein Bier später wurden wir wenigstens vom Abholservice zum Flughafen gebracht, wo wir am Mietwagenschalter unser Gepäck hinterlegten. War gar nicht so schlecht, wenn die Mitarbeiter daran erinnert würden, in der Zwischenzeit mal endlich ein Auto für uns aufzutreiben. Eigentlich sollte man das immer so machen, wenn jeder Gast/Kunde seinen Krempel dort parkt, steigt vielleicht die Motivation ungemein, sie mal zu bedienen und nicht länger zu vertrösten.

erstmal ging es aber zum Spiel Kroatien gegen Mexiko. Der Gewinner würde ins Achtelfinale einziehen. Wir nutzten die örtliche Metro, ein durchaus zuverlässiges Verkehrsmittel in jeder Stadt. Hier gab es nur zweieinhalb Linien, aber die genügten uns um für relativ günstiges Geld bis fast direkt ans Stadiontor gefahren zu werden. Die letzten 2 Kilometer wurden per Bustransfer organisiert. Dies würde wahrscheinlich nach dem Spiel das Nadelöhr sein.

Das Stadion lag so ziemlich im Nirgendwo. Schwer vorstellbar, dass sich hier nochmal rund 50.000 Menschen nach der Weltmeisterschaft für ein Fußballspiel einfinden würden. Naja, vielleicht mal zu einer Kontinentalmeisterschaft. Die Mexikaner bzw. Supporter der mexikanischen Mannschaft hatten heute optisch und akustisch klar die Oberhand. Von den etwa 150 Kroaten war wenig bis gar nichts zu hören und sehen konnte man sie nur aufgrund der andersartigen Farbe, die sich vom kompletten Grün des Stadions abhob. Auch gelb war wegen der zeitgleichen Partie der Brasilianer wenig vertreten. Die Mexikaner wussten diese Überzahl akustisch gut einzusetzen und den gegnerischen Torwart bei jedem Abstoß lautstark zu beleidigen. Die Gemüter um den kleinen kroatischen Block kochten kurz vor Schluss der Partie einwenig hoch, als ihnen die um sie herum feiernden Mexikaner offenbar zuviel wurden und ein kleines Handgemenge entstand. Ein kräftiger Kroate konnte dort zwischenzeitig sechs Ordner an sich binden und sie die Treppe mit hinunter schleifen. Zu zehnt konnten sie ihn dann aber doch an der Fluchttreppe zum Innenraum überwältigen.

Das Stadion selbst war kein schlechter Bau, wenn man es nur für den Unterrang bewerten würde. Den Oberrang erreichte man aber nur auf einer nnötig langen Rampe, die Umläufe waren großzügig angelegt. Die Anbindung war beschissen. Der Bustransfer von der vorletzten Metrostadion fuhr mehrere Minuten, anschließend ging es 800m zu Fuß weiter.

Wir nutzten nach dem Spiel den Behindertentransport zur Metro, weil “ich hab Bauch und der da ist blind”. Ist zwar nicht die feinste englische Art, Leute mit Krücken und älteren die Sitze wegzuschnappen aber schließlich gabs noch viele andere solcher Busse und Zeit hatte niemand zu verschenken.

Am Flughafen angekommen, bekamen wir nach einer weiteren Stunde des Wartens endlich unser Auto und rollten in Richtung Natal los. Die Straßen sind teilweise in echt schlechtem Zustand. Tagsüber kann man die Schlaglöcher womöglich noch rechtzeitig sehen und ausweichen, nachts nahmen wir das kalkulierte Rikiso Kilometer-gegen-Achsbruch erstmal in Kauf um vorwärts zu kommen.

Knapp außerhalb von Recife erwartete uns ein Schmankerl und wir genossen für normale Preise bei einem Straßengrill ein paar Fleischspieße mit Rindfleisch oder Hühnchen. Okay, wir kauften alle bereits vorgegrille Spieße auf, hatten ja auch entsprechenden Dampf. Dazu noch ein leckeres Kaltgetränk und weiter ging die Fahrt.

Fortaleza -> Recife

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Heute war absolutes Ausspannen angesagt. Nach reichhaltigem Auschlafen gammelten wir bis weit nach dem eigentlichen Zeitpunkt für den Check-Out in der Sitzecke unserer Pousada rum und nutzten den moderat komfortablen Internetzugang, checkten nochmal den Tournierstand sowie die Ergebnisse im Kicktipp. Danach wurden die Gepäckstücke ohne Entgeltung nahe der Rezeption hinterlegt und jeder prüfte nochmal, keine Wertgegenstände mit Ausnahme einer verzichtbaren Menge Bargeld dabei zu haben um sich hinterher nicht zu ärgern, aber immernoch soviel damit man die Räuber nicht verärgert und abgeknallt wird. So viel zur Theorie. Drücken wir die Daumen, dass wir nicht dazu kommen, das ausleben zu müssen.

Wir begaben uns also zum Strand, nur wenige hundert Meter von der Unterkunft entfernt. Sandkosistenz und -temperatur wussten zu gefallen. Ein langer schöner STrand mit feinem Sand und einer hervorragenden Brandung begrüßte uns. Man konnte aber nicht wirklich schwimmen, es ging sehr flach ins Wasser und bereits nach 70 Metern hatte man mit den Wellen und der Strömung zu kämpfen. Vielleicht lag es auch am ersten und bisher einzigen Caipirinha, aber auch sonst waren nicht viele Menschen tiefer im Wasser. Der Strand war ansonsten super sauber, wusste mit einigen Cafés aufzuwarten, die aber keineswegs überlaufen waren, schon gar nicht von Touristen. In einem Strandrestaurant gab es für uns zwar neben bereits erwähnten Caipis auch noch Rindfleisch mit Gemüse und Garnelen in Reis. Beides von einer Super-Küche.

Nach dem Strandbesuch schauten wir dort noch Fußball und anschließend ging es per Taxi von der Unterkunft zum Flughafen. Gefahren wurden wir vom Hausherrn persönlich. Natürlich zum gleichen Preis wie tags zuvor per Festpreis. Er schien recht zufrieden.

Der Flug nach Recife ähnelte einer Spritztour mit Ryanair. Bekloppte Leute in der Kabine, die vorrangig nur englisch sprechen und ein Pilot, der scheinbar etwas zu lange die Reiseflughöhe gehalten hatte und erst wenige Minuten vor der Landug zum Sturzflug ansetze. Dafür wurden wir aber am Flughafen mit Express-Caipirinha entschädigt. Da es diesen gratis gab, nahm ich mir zwei die aber nicht umsonst waren. Die Zeit vertrieb ich mir dann mit der Suche nach gratis Internet, während ich zudem noch aufs Gepäck aufpasste und die andren versuchten, die Bestellung des Mietwagen wirksam werden zu lassen. Irgendwie klappte das mangels Auto seitens Vermietstand aber nicht bis gar nicht und so konnte uns eine Fahrt zur Pousada für umsonst angeboten werden. Am nächsten Morgen sollte laut Absprache ein Wagen vor der Unterkunft vorgefahren werden, welch ein Service! NAja, mal gucken ob das klappt.

Das kleine koloniale Örtchen Olinda konnte mit hübschen Bauten und Flair sehr schnell überzeugen. Das wussten offenbar auch viele US-Amerikaner, die hier spät abends noch auf den Straßen etwas Party machten. Die Leiter der Herberge wussen uns schnell noch eine vierte Schlafmöglichkeit ins Zimmer zu organisieren. Nach einem kurzen Rundgang durch die angrenzenden Straßen war der Tag durchweg als angenehm erträglich einzustufen.