Sotchi | Deutschland – Schweden

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Der Wecker klingelte früh, kurz nach halb sieben. Die Dusche am Abend vorher hatte ich mir gespart, da der Tag recht angenehm vorbei ging. Daher mussten 15 Minuten weniger Schlaf und dafür die Dusche am Morgen herhalten. Das klappte eher schlecht als recht. Die Zeitverschiebung schlug ganz gut aufs Bewusstsein. Pünktlich halb acht verabschiedeten wir uns aus dem Hostel und suchten mit etwas Mühe die richtige Station für die Marschroutka. Am Flughafen, halbwegs wach, klappte alles reibungslos. Ein relativ holpriger Flug mit ein paar Turbulenzen brachte uns nach Adler. Die Stadt war genauso wie letztes Jahr. Touristisch überbevölkert, schmutzig und hektisch. Hier gab es zwar einige Shuttlebusse, aber man war eher an geldige Touristen und russische Urlauber angepasst, die ihre Kohlen rausballern. Ballermann quasi, man war nicht ganz so sehr wie bei den anderen Orten bemüht, es den WM-Fahrern recht zu machen. Dafür funktionierten hier aber Uber und der Happy Souflaki am Bahnhof Adler.

Wir ließen uns zunächst dorthin fahren und liefen den knappen Kilometer zum Hostel “Fabrika”. Kurioses Gelände, vorn am Eingang war ein Wachhäuschen, durch das man durch und nur gegen eine Hostelkarte oder Einverständnis der Rezeptionistin passieren durfte. Das Häuschen war von diversen Autoschrauber-Werkstätten rumringt und der Wachhabende kleidete sich mit einem Tarnshirt. Soldat light. Wir checkten problemlos unter Austausch einiger russischer Worte ein. Danach ging es gemütlich zum Happy Souflaki. Auch dort sprach man mit mir russisch, nachdem ich mich bemüht zeigte. Der Döner war auch nicht schlecht. Mittels FanID wurde ein Shuttlebus zum Olympischen Gelände genutzt, der aber einmal komplett um den Park herum fuhr. Insgesamt gefällt mir was Olympia-Areal richtig gut. Alles weiträumig aber gut angelegt, das Stadion mittendrin. Von einer Rennstrecke für die Formel 1 außen herum und mit schönem funktionierenden Bahnhof. Auf der anderen Seite hatte ich mit Fahrrad und Laufbegleitung den Strand und die Laufwege im letzten Jahr bereits ausgetestet. Heute stand hier später noch unser Spiel an, zunächst aber erstmal nur der Geocache an der Rennstrecke bzw. am Parkplatz davor. Der benötigte einwenig kreative Tarnung aber die nebenan stehenden Polizisten nahmen mir wohl ab, dass es nur um ein Foto ging. Keine Gefahr.

Mit der Elektritschka sollte es zurück zum Bahnhof Adler gehen. Die Ausstellung eines Tickets ging erneut mit FanID problemlos. Weil irgendein Held im Automaten 14 Rubel vergessen hatte, zog ich mir eine Flasche für die verbliebenen 46 Rubel aus der CocaCola Maschine, während die umliegenden Pachtstände 110 Rubel haben wollten. So macht die FIFA Märkte kaputt oder Geiz ist geil oder sowas. Die Bahn brachte uns zurück zum Hauptbahnhof in Adler, wo wir die eintreffende zweite Hälfte der Reisegruppe in Empfang nahmen.

Ab hier sollte es wie gewohnt zu viert weitergehen. Erstmal wurde erneut im Souflaki was warmes gegessen, danach wurde im Hostel das Gepäck verstaut und wir uberten für 300 Rubel zum Stadiongelände. Dort war hinterhalb des gesperrten Bereichs recht viel Andrang. Die sportliche Ausgangslage war auch vollkommen klar. Ein Sieg musste gegen starke und selbstgewusste Schweden her, sonst wäre bereits drei Stunden später das Turnier aus. Allerhand selbstverliebte Vikinger sangen daher bereits “Deutschland, auf Wiedersehen”. Fragt sich nur, ob Schweden die dazu notwendige Achtel-, Viertel-, und Halbfinals packt.

Zum Spiel musss ich wohl nicht viel schreiben. Schweden verhalten defensiv, wie erwartet. Machten das Tor aus dem Nichts und Deutschland kam erst am Ende zum Siegtreffer, der den Block ekstasisch explodieren ließ. Was für ein geiles Tor! Und wir bleiben weiterhin voll im Rennen.

Nach dem Spiel war auf Uber kein Verlass mehr. Ein Privatfahrer an der Hauptstraße aus dem Olmypischen Park heraus wollte 1000 Rubel haben, wir nahmen den drauffolgenden für 500. Ein recht fairer Preis für die enorme Nachfrage. Im Hostel ging es nach einem kalten Pivo bei einsetzendem Gewitter nach einem ekelhaft schwülen Tag recht schnell ins Bett.