Kazan | Iran – Spanien

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Per elektrischer Telefondurchsage wurde uns die Taxifahrt annuliert und so liefen wir zu fünft vorerst auf der Straße, morgens halb fünf. Marschroutkas waren nur in die andere Richtung zu sehen. Auch zwei Besoffkis an der Bushaltestelle schienen nicht weiter hilfreich. Denen eine Zigarette oder 40 Rubel zu geben, würde uns nicht ans Ziel bringen. Unser Retter war dann ein daherfahrendes einsames Taxi. Gepäck und Menschen passten in dieses Gefährt und der tollkühne Kutscher fuhr uns fünf Manschkerl zum Voksal. Dort angekommen, standen einige Taxis sinnlos in der Gegend. Was soll’s, unserer hatte seinen Dienst für 300 Rubel getan. Im Zug wurde dann ein ganzer Haufen Schlaf nachgeholt. Nachdem viele der Kolumbanier dann auch vom Schlaf eingeholt wurden. Bei der Ankunft in Kazan-2 steuerten wir den Hauptbahnhof an, um das Gepäck zu verstauen. Das muss mal gesagt werden, klappt überall hervorragend.

Mit Tagesgepäck ging es dann per Metro in Richtung Zentrum und Sightseeing. Die Hauptattraktion in dieser Stadt ist ganz klar der weißte Kreml mit der großen Moschee. Wir schlenderten in großer Gruppe, trennten uns aber bald auf um essen zu gehen. Zu weit wanderten wir durch die Fußgängerzone. Hier waren einige Iraner unterwegs. Die Präsenz der Spanier hielt sich dagegen sehr zurück. Sind halt auch keine Gruppenphasen-Gucker. Auf der Suche nach was anständigem zu Essen, fanden wir ein georgisches Restaurant. Preise waren mittel bis gehoben, aber noch okay. Die Portionen für den Preis angemessen. Der Laden war sonst sehr gemütlich. Den großen Umsatz schienen sie abends mit harten Getränken zu machen. Meine Begleitung hatte es mangels Ticket etwas eiliger aufzubrechen. Am Ende der Fußgängerzone schloß ich mich in einer Pizzeria wieder der größeren Gruppe an und fuhr mit den Jungs zum Stadion.

Die gut organisierten Shuttles fuhren wie im Jahr zuvor auch unterhalb des Kreml los. Vom Rauswurfpunkt zum Stadion war es dann nur noch ein guter Kilometer. Das Bauwerk war noch vom ConfedCup bekannt. Ein doch recht hübscher Tempel mit oval geneigtem Runddach. Auch als Vereinsspielort kann ich mir das gut vorstellen. Eigentlich ist’s vom Fassungsvermögen fast zu klein für gute Länderspiele oder hochklassige CL-Begegnungen. Anreise und Lage machten das ganze aber wieder stemmbar.

Die Iraner waren auf der Tribüne klar überlegen, von Spanien keine Spur und die Perser machten mit ihren Tröten einen gescheiten Lärm. Es erinnerte stark an die Vuvuzelas in Südafrika. Auf dem Spielfeld sah die Sache anders aus. Die in rot spielenden Iraner standen tief und ließen sich von den in weiß frei aufspielenden Spaniern in den eigenen Strafraum drücken. Korrekterweise erzwang Spanien mit diesen Chancen auch den Führungs- und Endtreffer. Nach dem Spiel nahmen wir zwar den korrekten Weg zum Halt der Shuttlebusse aber dort herrschte großer Andrang. Die direkt nebenan gelegene Trambahnhaltestelle bot aber Zustiegsmöglichkeiten und eine gemütliche Fahrt in einer modernen Bahn brachte uns bis an den Hauptbahnhof. Wir bezogen unser Kupe-Abteil, in dem bereits zwei junge Russen Quartier bezogen haben.

Der Zug war nicht der modernste. Strom gab es nur im Gang. Es dauerte auch ein paar Minuten, bis wir es uns in dem engen Abteil bequem gemacht haben. Irgendwie ist nach meinem Empfinden die Platzkartny angenehmer. Privatsphäre ist nicht so das Thema, aber es gibt im Kupe nicht so viel Stauraum, mit dem man sich arrangieren kann. Eine lange Zufahrt mit viel Schlaf lag vor uns. 12 Stunden um etwas davon nachzuholen. Gleichzeitig rollten wir aber auch gegen die Uhr.

Fotos zu dieser Karte
Kazan Fußgängerzone( #1 )( #2 )