Saransk | Kolumbien – Japan

image_pdfimage_print

Dort wurde um 3:15 Uhr morgens bei klar hellblauem Himmel umgestiegen. Den zweiten Teil der Fahrt brachten wir im Kupe rum. Morgens um zehn kamen wir bei bereits ordentlichen Umgebungstemperaturen in Saransk an. Die Luft war warm und trocken. Mit uns zusammen stolperten auch einige Kolumbianer aus dem Zug. Wir fanden uns an einer Bushaltestelle ein und nahmen per Linienbus die Route, die uns in die Nähe der Unterkunft führen sollte. Beim Durchqueren machte die Stadt einen sehr gepflegten Eindruck, zumindest dort wo der Bus auf einer breiten Straße durchs Zentrum und vorbei an einem Neubaugebiet fuhr, wo wir dann auch schonmal einen Blick auf das optisch mit der Umgebung passende Stadion werfen konnten. In der angepeilten Straße angekommmen, leitete uns eine freundliche Babuschka den Weg und ich durfte einmal nett mit der Vermieterin telefonieren. Diese wartete dann auch an der endlich angefundenen Adresse auf uns. Da wir statt mit drei angekündigten Personen, nun aber tatsächlich zu sechst in der Wohnung standen, entstanden ein paar Verwirrungen und es war gar nicht so einfach, die Situation mit begrenzten sprachlichen Fähigkeiten aufzulösen. Am Ende zahlten wir 2000 Rubel drauf und alles war wieder in Ordnung. Jeder sortierte etwas sein Gepäck und nahm eine frische Dusche. Ein kurzer Einkauf beim nahegelegenen Mini-Markt folgte und der Proviant wurde heim getragen. Dieser kleine ganz, nur 400 Meter weit, reichte bereits um den Nutzen der Dusche zunichte zu machen.

Da Saransk touristisch nicht viel zu bieten hat und das Spiel bald beginnen sollte, machten wir uns auf zur Bushaltestelle. Von dort fuhr uns ein Linienbus direkt bis an die FIFA-Sperrzone des Stadions heran. Die Gegend sah echt skuril aus. Entweder waren die eckigen Häuser in dieser großzügigen Anlage frisch hochgezogen oder frisch angestrichen worden. Während der morgendlichen Busfahrt war bereits aufgefallen, dass die Häuser der Wohnblöcke in Stadionnähe sehr der Farbgebung angeglichen waren. Je weiter man raus kommt, desto abgewohnter und grauer wirkte alles. Wir liefen eine breite Straße mit Park-Grün-Streifen, schnurstracks aufs Stadion zu. Die runde Konstruktion machte einen imposanten Eindruck für eine 40-tausender Hütte. Aber es hatte auch etwas besonderes durch das recht weitläufige Umfeld. Außen herum war alles durch die Besucher in gelb getaucht, man konnte nur wenig andersgekleidete Menschen ausmachen. Auch innerhalb der 4-Tribünen-Arena war Kolumbien geradezu übermächtig vertreten, optisch natürlich. Zur Hymne waren die Kolumbianer ordentlich wach und es trieb mir sauber das Kribbeln unter die Haut.

Das Spiel wurde durch eine frühe rote Karte gegen Kolumbien schnell entschleunigt. Die Japaner spielten folgerichtig die Führung heraus. Den Kolumbianern fiel zu zehnt zu wenig ein, um das Spiel zu drehen. Auch wenn sie zwischenzeitig nochmal ausgleichen konnten, so ging Japans 2:1 vollkommen in Ordnung.

Wir liefen nach dem Spiel zu einem Minimarkt im Neubaugebiet und günnten uns ein paar kühle Bier. Die Kolumbianer machten trotz der Niederlage gute Laune und verteilten sich nebenan in den Straßen. Das eigentlich öffentliche Alkoholverbot schien die Ordnungshüter angesichts der feiernden Übermacht und Frieden nicht weiter zu stören. Ein paar handliche Patronen für fairen Preis drückten wir weg, ohne Ärger zu bekommen. Es standen ja auch nebenan große Container zum Entsorgen des Mülls. Wir nahmen nach Zusammenfinden ein Shuttle ins Zentrum und suchten nach einem georgischen Restaurant, das bei google maps mit einer 5* Bewertung ausgeschrieben war. Vor Ort dann die traurige Wahrheit: Es gab es seit einem Jahr nicht mehr. Aber der Laden nebenan bot sich an und sah vielversprechend aus. In dem rustikalen Ambiente fanden wir dann auch tatsächlich einen Tisch mit 6 freien Plätzen. Das Essen war seinen Preis wert und wir konnten das Spiel der Russen gegen Ägypten schauen. Die Bedienung war etwas langsam und ließ sich nur selten blicken. Während der Halbzeit ging dann alles etwas schneller. Es gab noch kurz Probleme mit einem kalten Steak, da mussten Koch und Bedienung im zweiten Durchgang nochmal ran. Nach dem Essen ging es zügig ins Bett bzw. auf den Boden mit einer dünnen Decke, denn der Wecker klingelte bereits um vier Uhr früh.