Porto Alegre | Deutschland – Algerien

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Bei unserer Ankunft in Porto Alegre erwartete uns ein richtiges Scheiß-Wetter. Kalt, nass und windig sind die passenden Worte dafür. Mehr brauchts auch nicht. Wir teilten uns auf, ein Teil holte die Tickets vom Flughafen und Collection Point, brachte anschließend die Sachen uns Hotel, der andre Teil wartete in der Stadt. In einem für diesen Bundesstaat üblichen Restaurant in einem Einkaufszentrum trafen wir uns wieder zusammen. Dort gab es AllYouCanEat der besonderen Form. Hühnersuppe mit Nudelbällchen, danach Teile von jüngen Hühnchen und verschiedene Nudelsorten. Alles wurde geschaufelt, wer weiß wann es wieder zu essen geben würde. Parallel dazu lief das Spiel der Franzosen. Mit allerhand Fleisch hatten es die Brasilianer es schon gut drauf.

Von dort konnten wir anschließend gemütlich zu Fuß zum Stadion gehen, es lag nur 1.5km am Ende der für uns gesperrten Straße. Gerade in dem Moment als wir das Lokal an der Außenseite der Mall verließen, lief gerade die Spitze des Corteo auf der Straße vorbei. Viele komische Fußballfans folgten dem Bus mit dröhnender Musik und Fanclub-Nationalmannschaft-Beflaggung. Auch schwarz-rot-goldene Luftballons wurden von dort verteilt um der daherziehenden Masse mehr Spaß zu bereiten. Sah irgendwie wie doch ein kleiner Loveparade-Ersatz aus. Wenn sowas mal zum Standard beim Fußball und Spielumfeld wird, dann gute Nacht. Wir liefen sehr entspannt und gut genährt neben der Masse her.

500m vor dem Stadion gab es dann periodisch Sperren, wo dann vereinzelt nach Tickets durch Ordner geschaut wurde. Diese wurden durch starke Polizeipräsenz beobachtet, offenbar damit sich keine Proteste oder sonstiger organisierter Pöbel zutritt verschaffen konnte. Mit Schutzschild und sogar einer berittenen Staffel wurden, nicht anders als in Deitschland sinnlos Staatsmittel verbrannt um Gefahren einzudämmen, die absolut irreal sind und Besitzer selbst der wenigsten Hirnzellen sich die Frage nach dem Sinn stellen müsste. Oder man begnügt sich damit der Panikmache-Propaganda zu verfallen und aus Angst so Schrott als Selbstverständnis hinzunehmen. Nunja, Alibi-Arbeit ist somit fast immer zu 100% erfolgreich und man muss ihm ihnen meist nur einreden, in Uniform da stehen und blöd gucken damit sie wieder mal die Welt gerettet haben. An den Einlasskontrollen wurden mir noch Haarspray und Deo abgenommen, die zuvor mit modernster Technik entdeckt wurden. Ich war mir sicher, dies Schmuggelgutwürde seiner restlosen Vernichtung zugeführt, um böseres Unheil zu verhindern. Nicht, dass da jemand sich im Stadion noch hübsch macht und gut riecht, ist ja schließlich kein Schönheitssalon.

Wir gammelten noch einwenig auf der Tribüne herum, waren eh etwas zu früh am Start, während sich die Hütte so langsam füllte. Das Stadion hatte bis auf die interessante Dachkonstruktion und die relativ ausreichenden Umläufe nicht viel zu bieten. Vom einem Verein, der hier  spielen soll, fehlte jedes Wiedererkennungsmerkmal. Nasser, grauer Beton erschlug einen hinter der bunten FIFA-Banner- und Aufkleber-Fassade. Beide Ränge waren wieder durch Eingänge getrennt, dass man nicht wechseln konnte um eventuell ein Foto vom oberen Teil zu machen. Eine andere Veranstaltungshalle auf dem äußeren Stadionumlauf sorgte für verengten Platz beim Zulauf zu den Eingängen. Neben dicht stehenden Menschen fiel es nicht vielen Leuten leicht, das ansonsten relativ hübsche Äußere des Stadions zu bewundern.

Das erwartet zähe Spiel verbrachten wir hinter dem deutschen Block im Unterrang. Die Ordner machten heute deutlich weniger Ärger um Fahnen, der deutsche Oberrang war jedenfalls zur zweiten Halbzeit sehr gut beflaggt. Auch der Support konnte sich ob der Publikumsstruktur sehen lassen. Zweimal wurde es um Algerien etwas lauter, die Stimmung schwenkte stark Pro-Algerien. Unsere Mannschaft aber machte in der Verlängerung jedenfalls den Sack zu. Im Viertelfinale muss zwar eine andere Leistung her, aber für die Nordafrikaner als letzte Mannschaft des Kontinents hats erstmal gereicht.

Auf dem Weg zurück zur Mall stärkten wir uns mit gegrillten Fleischspießen und Bier. In der Mall selbst gab es dann nochmal Bier. “Kaiser” hieß das edle Gebräu für das wir offenen Spott einiger Brasilianer ernteten, denn es wäre das schlechteste Bier in Brasilien. Nunja, irgendwo auf der Welt muss es ja auch ein zweites Öttinger geben. Das gute Zeug musste weg und wurde entsprechend gekippt.

Anschließend ging es noch in eine Ecke wo viele junge Leute sich zum Feiern und Weggehen trafen. Da die gefüllten Lokale aber zu gut gefüllt waren und die nicht gefüllten Lokale Eintritt haben wollten, beschränkten wir unseren Aufenthalt auf ein paar  Wegbier und die vorhandenen Dixi-Klos. Im Hotel angekommen, wurde noch eben der Wecker gestellt und die Augen geschlossen.