Category Archives: Transsibirische Eisenbahn

Ein Tagebuch über die Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn im Jahr 2015 von Moskau nach Vladivostok und einen Aufenthalt auf der Baikal-Insel Olchon.

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8. August | Olchon #3

Juchhu, heute sollte es also gelingen. Wir würden hoffentlich eine feste bleibe für die letzten 3 von 5 Tagen auf dieser Insel bekommen. Zuerst hieß es den Vormittag bis 12 Uhr soweit zu organisieren dass wir anschließend die Klamotten zum Hotel Baikal schleppen konnten. Dies gelang nach einem Frühstück im Café mit zuvor reichlichem Ausschlafen. Kurz nach zwölf trudelten wir dann vom Sunny Hostel bei der Rezeption des Mini-Hotel ein und wuden sogleich freundlich eingewiesen. Das Zimmer im Blockhaus übvertraf die Erwartungen bei weitem und verfügte nebenan sogar über ein mit dem Nachbarzimmer geteiltes Bad inklsuive Duschzelle, fließend warmen Wasser und einer westlichen Toilettenschüssel. So würde es sich leben lassen.

Wir packten noch schnell die Tasche für einen Strandbesuch und raus ging es. Ein langer, leicht steiniger aber ansonsten sandiger Strand lag nur knapp 300 Meter vom Hotel hinter einer Anhöhe aus Sand und Nadelbäumen entfernt. Hier war es längst nicht so überfüllt wie am Strand tags zuvor. Ohne Mühe fanden wir einen Platz und ließen zum ersten Mal alle fünfe gerade sein. Die Luft war angenehm warm, aber nicht so drückend wie gestern. Dennoch fühlte ich mich alsbald zu einem Bad hingezogen und war auf die Frische des Wassers schon gefasst. Hier war das Wasser ein paar Grad wärmer als an dem andren Strand aber immer noch sehr abkühlend. In einigen hundert Metern Abstand zueinander standen hier Lastwagen am Strand, man hätte meinen können, es wären Imbisse. Nein, es waren kleine Saunen wo man etwas schwitzen könnte, wenn man möchte und ein bisschen Kleingeld dabei hatte. Die Suche nach etwa zu Futtern für meine Begleitung ließ mich etwa ne halbe Stunde an diesem Nachmittag über den Strand irren, aber alles war entweder zu oder kein Restaurant oder es war ein Schaschlik-Stand wo der mogolisch anmutende Besitzer erst 20 Minuten brauchen würde um seinen kläglichen Rest Holzkohle auf Betriebstemperatur zu bringen.

Nachdem die Luft aber Richtung fünf Uhr immer frischer für ein Sonnenbad wurde, machten wir uns auf zum Hotel und anschließend für einen Rundgang durchs Dorf. An derselben Jurte wurden wir zwecks Magenbefüllung erneut fündig und gönnten uns fast exakt die gleiche Mahlzeit wie gestern. Anschließend gab es einen längeren Abend in unserem angestammten Café.

Heute wurde es sehr schnell sehr neblig, man hatte nichtmal einen richtigen Blick auf die untergehende Sonne die da hinter einer heranziehenden Nebelwolke nur noch wenig Kraft entfalten konnte. Wir warteten noch im Café den einen oder andren Tee während der Hausherr das kleine Feuerchen an der Lagerfeuerstelle anheizte.

Fotos zu dieser Karte
Strand( #1 )( #2 )( #3 )
Khuzhir( #1 )( #2 )( #3 )

7. August | Olchon #2


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Pfui Spinne, was gings mir schlecht. Mein Kopf dröhnte, in der Nacht war es reichtlich frisch gewesen und auch sonst gefiel mir die Aufwach-Umgebung überhaupt nicht.

Irgendwie war die letzte Portion Baltika 7 durchgeschlagen. Es half alles nichts, es musste erstmal ne Kopfschmerztablette her. Und Frühstück. Wir packten unsere Klamotten für den Tag und gingen erstmal was zum Happern in das Café mit freiem Internet, um festzustellen dass wir bei Betriebsbeginn um elf Uhr die ersten waren. Ein kühner Blick aufs Handy offenbarte: Hotspot ist an, aber die Durchleitung ins weltweite Netz ist aus. Kein Internet für Papa. Halb so schlimm, Hauptsache es gab erstmal leckeren Tee und gebratene Quarktaschen. Der Tee war echt vorzüglich, Thymian-Minze und nochwas, wirklich gut.

Nach dem Futtern schlenderten wir an einer der Hauptstraßen, die quer zum Dorf verlaufen, Richtung Wasser. Über sehr staubige Straßen hinweg – hier gab es keine befestigten Straßen – an deren Seiten es immer wieder kleinere Souvenir-Jurten und Shops für Getränke gab, ging es auf einen Hügel zu. Von dort ging es mit Blick auf eine wunderschöne Bucht bergab. Die Bucht wurde durch zwei riesige Felsen begrenzt und auch am Strand selbst lag seiner dieser Brocken. Hier war es relativ voll, aber wir hatten den Willen einen Platz für unser Handtuch zu finden und somit war die Suche auch nach wenigen Minuten erfolgreich. Mein Eindruck hatte mich nicht enttäuscht. Dass es nicht sehr viele Menschen ins Wasser zog, hatte einen einfachen Grund: Es war kalt. Also nicht so eine kleine Abkühlung, sondern richtig bitter eiskalt. Nach mehreren Minuten aber gewohnte ich mich langsam dran und man hätte es auch noch länger aushalten können. Zum Glück wärmte einen die Sonne beim Rauskommen wieder ordentlich auf und nach schnellem Abtrocknen ging es schon wieder. Wir gammelten noch eine ganze Weile am Strand rum, bevor wir uns, diesmal auf einen noch steileren Weg in die Richtung des großen Felsens wieder den Hand hinauf machten.

Oben angekommen bot sich uns ein toller Blick über die Bucht und den Schamanenfelsen. Hier gab es an den wenigen Bäumen gespannte Leinen mit noch mehr bunten Stofffetzen. Am Felsen stand ein Warnschild, was zwei Kraxler offenbar missachteten und nun auf der Spitze des Felsens posierten. Wir genossen die Aussicht und liefen auf dem Hügel in Richtung Dorf zurück.

Nachdem wir die nassen Klamotten in unserem Anwesen verstaut hatten, kehrten wir erneut beim Café mit Internet ein, um die Mails zu checken. Nach nun einem dreiviertel Arbeitstag könnten die vom Reisebüro ja mal Zeit gefunden haben, auf mein Anschreiben zu reagieren. Leider wieder nix. Also genossen wir erstmal einen Tee und ein bisschen was zu knabbern. Anschließend schlenderten wir zu dem Mini-Hotel Baikal wo wir laut Auskunft der jungen Dame vom vorherigen Tag ab morgen wohnen würden. Natürlich liefen wir auch mit der Hoffnung dort hin, um sie eventuell anzutreffen und mal nachzuhorchen ob ihr schon was wegen heute eingefallen ist. Bisserl Zeit hatte sie ja nun, um sich was auszudenken. Nicht dass ich erwartete, es würde ganz oben auf der Liste stehen, aber ein bisschen äh.. doch schon.

Das Gelände machte einen tollen Eindruck. Hier gab es Blockhütten, die genauso schick aussahen wie bei unserem Hostel und ein größeres Haus mit mehreren Zimmern. Offenbar dieses berüchtigte Mini-Hotel. Nach ein paar Minuten Sucherei fanden wir zwar nicht die gesuchte Administration, dafür aber – oh Wunder – den Vor-Ort-Ableger des Reisebüros, in dem gerade ein paar chinesische Touristen mit der dortigen Bürokraft ihren folgenden Tagesablauf inklusive Exkursion planten. Hervorragend, als nächste würden wir an der Reihe sein. Gedacht, getan. So, erstmal hinsetzen, das macht nämlich den Eindruck als hätte man viel Zeit. Danach wurde unsere Lebensgeschichte der vergangenen 36 Stunden mit den relevanten Details erzählt. Natürlich auf Englisch, wir machen es ja hier keinem mehr so leicht. Die Frau war zum Glück sehr kundenorientiert und hatte sofort ein Telefon am Ohr, nachdem sie, ebenfalls interessiert rückfragend, unsere Geschichte verstanden hat.

Ihr Lösung sah etwas anders aus, als das was uns gestern erzählt worden war, aber dafür immernoch besser als alles was wir bisher zu Ohren bekommen haben. Erstmal holte sie einen Fahrer mit Minibus ran, damit wir unser Zeug aus der schäbigen Hütte holen könnten. Anschließend würden wir erstmal hier ein Zimmer bekommen und morgen dann endgültig in Sunny Hostel umziehen. Ja, was geht, ist das nix?! Super, wir bekommen, ausgleichend für die Unterkunft in der übelsten Baracke des Dorfes eine Übernachtung im Haus mit dem bisher besten Eindruck hier und anschließend das, was auf was wir schon seit fast zwei Tagen warten. Erinnert mich an gewisse Erfahrungen mit Mietwagenfirmen. Aber nur ein bisschen.

Die Klamotten waren schnell zusammengepackt und in den Bus geworfen. Unser Teufelskerl an Fahrer ließ auch keinen der Sandhügel unterwegs aus um uns ein Offroad-Abendteuer zu schenken. Als wir wieder zurückkamen, war die gute Frau war mit der nächsten Wagenladung Kunden beschäftigt, aber das war egal. Wir waren ja jetzt da. Unser Gepäck wurde während des Wartens erstmal präsent aber nicht zu aufdringlich auf dem Stück Rasen unweit der Bürotür geparkt. Wir wollten ja nicht vergessen werden. Die gute Frau nahm uns mit und wir drehten vollgepackt eine Runde um eins der Blockhäuser. Sie schaute hoch zu einer der Türen: o-O – der war er wieder, dieser Blick. Houston, wir haben ein Missverständnis. Sie ließ uns nochmal abladen und griff zum Handy.

Wenige Minuten vergingen, dann hatte sich die Sache geklärt: Wir würden nicht diese Nacht hier verbringen, sondern im Sunny Hostel und dann ab morgen hier sein. Perfekt, das klang doch noch besser, als alles was wir bisher seit Ankunft in Khuzhir gehört hatten. Sonniger Tag, sonniger Tag, lachendes Herz.. und so weiter. Also auf zum Sunny, zur Olga, und ein paar Augenblicke der Genugtuung abholen, wie – da ist noch ein Zimmer frei?!

Die Klamotten in den Bus geworfen und wieder ging es über sandige Pisten zum Sunny Hostel. Dort ging es durch den Hintereingang des Grundstücks, zwar nicht am Schrottplatz vorbei, aber direkt am Haus des Gastgebers hinein. Olga stand schon bereit, die Hände tief in der dergleichen Schürze vergraben, die sie gestern auch schon anhatte. Man konnte ihre Enttäuschung geradezu spüren. Eine andere Dame des Hauses, auch nicht besser gelaunt, zeigte uns dann unser Zimmer für die eine Nacht. Ein Drei-Bett-Zimmer wars, was nun leider nicht mehr zur kurzfristig weiteren Vermietung bereit stand. Wir besetzten das Zimmer und ließen das Gepäck fallen. Wollten ja eh nur bis morgen bleiben. Die Tante entschuldigte sich in einfachstem Russisch sodass auch der letzte ausländische Analphabet es verstehen konnte – ja bin ich denn blöd? Wir bedankten uns ebenso in zynischer Art und Weise.

Wir hatten aber noch bisserl Dampf und so machten wir uns nochmal auf den Weg ins Dort um was zwischen die Kauleisten zu bekommen. Die Frage der Unterbringung war jetzt zum Glück erstmal erledigt. Wir würden morgen auch relativ zeitig nach dem Packen und (Nicht-)Auschecken beim Verlassen des Sunny im Mini-Hotel Baikal auf der Matte stehen. Aber wichtiger war erstmal der Hunger. In der Straße die zum Strand führte, wurden wir fündig. Der Imbis hieß Jurta und war in einer Jurte mit kleinem Bestelltresen, Fernseher und einigen Tischen untergebracht. Das Essen war vorzüglich und auch günstig. Das galt es sich zu merken, satt wurde man auch. Danach ging es zur Nachtruhe.

Fotos zu dieser Karte
Der Schamanenfelsen( #1 )( #2 )
Burjatische Wunschbändchen( #1 )( #2 )

6. August | Irkutsk -> Olchon


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Unser Minibus sollte um 10 Uhr abfahren, zu Fuß machten wir uns also vom Hotel in Richtung Reisebüro ab halb 10 auf den Weg. Am Reisebüro angekommen, stand auch schon der Mini-Bus da, sehr offensichtlich bis auf den letzten Platz ausgebucht und es wurde genauso offensichtlich nicht erwartet, dass jemand größeres Gepäck mitnehmen würde. Also arrangierte man sich mit dem Gepäck unterm Sitz und eingeschränkter Beinfreiheit für die nächsten fünf bis sechs Stunden.

Die erste Pause auf der Fahrt gab es bereits nach 1.5 Stunden an einem Straßencafé, wo aktuell wohl der Strom ausgefallen war. Wir gönnten uns ein Eis, bevors auftaut und suchten, ebenso wie die Besatzungen von drei anderen Kleinbussen, einen schattigen Platz zur Weiterfahrt. Hier wurde auch ein erster Eindruck zuteil, was uns als sanitäre Möglichkeit noch die nächsten Tage erwarten sollte: Ein Bretterverschlag mit einem Loch im Boden nannte man hier Toilette. Fließendes Wasser, Fehlanzeige. Aber von Vorteil: Diese Toilette konnte man im Stehen nutzen ohne dass es zurück spritze.

Die weitere Fahrt führte unseren Bus durch karges Gelände, bis 50km vor der Insel gab es noch asphaltierte Straßen, danach ging es weiter über Schotterpisten. Die Landschaft gleichte auch eher einer bergigen Wüste. Bäume gab es nur sehr wenige und diese, die an den Hängen standen, hätte man denken können, würden zerhackt und in Deutschland in großen Tüten als Grill-Holzkohle verkauft. Es lag eine Art Rauch in der Luft, leicht nach verbranntem Holz riechend aber nicht stark genug im ein Brand sein zu können. Mit großer Erleichterung wurden bald erste Ufer des Baikalsees hinter den Hügeln sichtbar.

Als wir auf der Straße des Ende eines Staus erreichten war klar, dass diese ab hier auf die Fähre zur Insel Olchon warten. Unser Bus wurde aber vom Fahrer links an der Schlange vorbei auf einen kleinen Parkplatz für Busse gefahren. Anschließend ging es die letzten 150 Meter zu Fuß zum Fähranleger. Unsere Gruppe von Busreisenden marschierte zusammen mit allen anderen Zu-Fuß-Wartenden auf die Fähre nachdem einige größere Autos aufgeladen wurden. Platz gab es dort nicht viel, aber die Fahrt dauerte auch nur etwa eine Viertelstunde.

Auf der anderen Seite abgekommen, wurden wir von zwei anderen Fahrern in Empfang genommen und mit einem Bus und einem geschlossenen Jeep ging es die holprige Piste weiter. Über weiterhin wüstenartige Straßen und sehr viele Huckel wurden wir die weiteren etwa 40km nach Khuzhir gefahren. Der Zustand des Jeeps sprach die vollsten Bände, die man über ein Auto erfahren kann. Nicht nur, dass sämtliche Warnleuchten am Amaturenbrett leuhteten, die es überhaupt gab. Sondern man konnte quasi dem Riss in der Windschutzscheibe dabei zuschauen wie er nach jedem Hügel weiter wuchs.

Zunächst machten wir am Mini-Hotel Baikal halt und entluden drei unserer Mitfahrer. Danach ging es weiter zu unterem Hostel “Sunny”, was durch die sonnige Übersetzung aus dem Russischen etwas an Wort verlor. Schön war es hier, es gab kleine Blockhäuser in verschiedenen Größen und die Zimmer wurden nach den Gruppen der Reisenden aufgeteilt. Wir waren erwartungsgemäß fast die letzten.. und bekamen hier keins. Sicherheitshalber holte ich nochmal die Buchungsbestätigung raus, aber es half nichts. Wir standen vor der Küche mit der Dame des Hauses, die nach ein bisschen telefonierend und unmöglich sich anders als auf Russisch auszudrücken, uns erstmal hier warten ließ. Schlechtes Gefühl machte sich breit, das würde eklig. Angedackelt kam dann eine kleine Russin, offensichtlich teils asiatisch (mogolisch oder chinesicher Abstammung), die zumindest ein bisschen Englisch konnte um uns zu erklären dass hier alles voll ist, quasi überbucht und wir ein anderes Zimmer bekommen würden. Anderes Zimmer naja, okay, mal anschauen. Sie führte uns vom Gelände zunächst durch einen Zaun, wo links ein Lamm in den Resten von Gras lag, der weitere Weg war links und rest gesäumt von Kuhabfall, also quasi das Kuh-Kacka-Klo und das nächste Grundstück gehörte einem Automechaniker der dort scheinbar einen privaten Schrottplatz zur Ersatzteilgewinnung betrieb. Auf dem Stückchen Land des Nachbarn wurden wir hinter dem Haupthaus in einen Bretterverschlag geführt, der uns als Unterkunft vorgestellt wurde. Hier gab es neben 4 Betten einen Spiegel und zwei kleinere Schränke, alles vermutlich zuletzt im vergangen Jahrzehnt mal genutzt. Eine Dusche würde es hier nicht geben und auch fürs Frühstück müssten wir wohl die rund 350 Meter zurück zum Sunny Hostel laufen. So viel zum ersten Kulturschock dieses Urlaubs.

Wir packten erstmal nur das nötigste aus, was wir für einen Spaziergang im Dorf bräuchten. Wollten ja eh nicht lange hier bleiben. Die Befürchtung lag nahe, dass die uns hier ohne Gegenwind 5 Nächte uns selbst überließen, Aber da haben sie wohl noch keine Erfahrung mit westlichen Urlaubern gemacht. Einer chinesischen Familie, die nebenan in einer ähnlichen Hundehütte hauste, schien es zu gefallen. Aber merkwürdig wars schon, dass sie hier nur uns uns eine andre ausländische Familie unterbrachten. Mein Vater hätte das hier auch nicht so auf sich sitzen lassen und denen sogar in ihrer Sprache was gehustet.

Naja, wir suchten uns erstmal das nächste Café mit freeWiFi und verfassten eine nette aber bestimmte Mail an das zuständige Reisebüro dass uns das hier überhaupt nicht passt. Alternativen hätte es noch eine handvoll gegeben, stellte eine kurze Recherche im Internet klar. Die nächste Stunde schlürften wir an verschiedenen Getränken und schauten immer mal wieder nach einer Antwort auf dem Laptop. Wäre auch zu schön gewesen. In der Annahme, dass die in Irkutsk eh nur bis sechs Uhr arbeiten, gaben wir die Warterei um halb sieben auf und schauten nochmal im Sunny Hostel rein. Wäre doch gelacht, wenn man sich statt in einer Hütte zu verkriechen, nicht doch nochmal jemanden findet, dem man da auf die Eier gehen kann. Schon bald war die Olga auch schon ausgemacht und angesprochen. Ohne den Willen die besten Russisch-Kenntnisse abzumühen wurde ihr schnell klargemacht, wo sie sich die Hundehütte hinstecken kann und dass wir eigentlich gar keine hohen Ansprüche haben. Ihr Anwesen war zwar keine Prachtvilla, aber das haben wir ja auch nicht erwartet. Sowas wie das hier, das was vermutlich alle Eingeborenen für viel weniger Geld kriegen, das hätten wir auch gern gehabt. Es spielt keine Rolle, ob das Wasser in der Dusche nur kalt ist oder man sein Geschäft in ein Loch in den Boden setzt. Aber hübsche Holzhäuschen mit Terasse, das wäre schon ausreichend. Besonders dann, wenn man eine schriftliche Buchungsbestätigung hat, die 1.5 Monate zurückdatiert ist.

Sie begann wieder ein bisschen zu telefonieren und konnte uns irgendwas anderes in Ausssicht stellen. Hab ich nicht verstanden und meine Reisebegleitung noch weniger. Olga zauberte alsbald ihr letztes Kaninchen aus dem Hut: Eine Russin asiatischer Abstammung, die des englischen noch etwas besser mächtig war, als das Exemplar von heute nachmittag. Unser Silberstreif am Horizont, sogzusagen. Diese fand meinen Vergleich unserer Unterkunft mit einer für “Dogs” vermutlich nicht so witzig, war mir aber egal. Uns wurde angeboten, zwei Tage später im Mini-Hotel Baikal unterzukommen und für morgen würde man auch eine Lösung suchen. Nur heute müssten wir uns leider erstmal mit der Hütte anfreunden. Zumindest eine halbe Zusage dass sich was bessern würde, war in Sicht.

Da wir noch keine Lust hatten in den Verschlag zurück zu kehren, steuerten wir eine Futterstelle an wo es Omul in geräuchterer Form gab. Das ist ein Fisch, den es im Baikalsee gibt, nur im Baikal. Zum Fisch dazu gab es wieder Knabberbrot (also trockendes Brot in Würfelform) und das klassische Baltika No. 3 in der handlichen 1-Liter-Patrone. Davon gabs aber erstmal für jeden eine, damit wir den heutigen Schock verarbeiten konnten. Der Fisch war n bisschen zu geräuchert, aber trotzdem sehr lecker. Das Bier war auch okay und zum Glück noch kalt.

Die Location war ganz nett. Bierbänke in der oberen halboffenen Etage eines Café. Das Klo erreichte man durch eine weiße Tür im Erdgeschoss. Man denkt, das Licht hinter dem Türspalt wäre die elektrische Beleuchtung und hinter der Tür wäre alles gefließt. Denkt man. Öffnet man nämlich die Tür etwas weiter, ist das Licht nur die im Westen untergehende Sonne und man steht hinter dem Caféhaus im freien. Das Örtchen befand sich dann linkerhand abermals hinter dürftig zusammengezimmerten Holzlatten mit einer Latrine drunter, die Notdurft wurde durch eine großzügige Aussparung im Fußboden entsorgt.

Wir genehmigten uns noch jeder zwei oder drei weitere Kanister des edlen Baltika-Gebräus bevor uns der Weg zurück in unser nächtliches Domizil führte.

Fotos zu dieser Karte
Spartanische Sanitäranlagen( #1 )( #2 )
Wüstenartige Landschaft( #1 )( #2 )( #3 )( #4 )( #5 )
Fähranleger( #1 )( #2 )( #3 )
Überfahrt( #1 )( #2 )( #3 )( #4 )
Zufahrt Khuzhir( #1 )( #2 )
Wohnanlage( #1 )( #2 )
Bier und Knabberzeug( #1 )( #2 )
Tracks auf dieser Karte
Busfahrt Irkutsk - Olchon(291.82 km)