6. August | Irkutsk -> Olchon


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Unser Minibus sollte um 10 Uhr abfahren, zu Fuß machten wir uns also vom Hotel in Richtung Reisebüro ab halb 10 auf den Weg. Am Reisebüro angekommen, stand auch schon der Mini-Bus da, sehr offensichtlich bis auf den letzten Platz ausgebucht und es wurde genauso offensichtlich nicht erwartet, dass jemand größeres Gepäck mitnehmen würde. Also arrangierte man sich mit dem Gepäck unterm Sitz und eingeschränkter Beinfreiheit für die nächsten fünf bis sechs Stunden.

Die erste Pause auf der Fahrt gab es bereits nach 1.5 Stunden an einem Straßencafé, wo aktuell wohl der Strom ausgefallen war. Wir gönnten uns ein Eis, bevors auftaut und suchten, ebenso wie die Besatzungen von drei anderen Kleinbussen, einen schattigen Platz zur Weiterfahrt. Hier wurde auch ein erster Eindruck zuteil, was uns als sanitäre Möglichkeit noch die nächsten Tage erwarten sollte: Ein Bretterverschlag mit einem Loch im Boden nannte man hier Toilette. Fließendes Wasser, Fehlanzeige. Aber von Vorteil: Diese Toilette konnte man im Stehen nutzen ohne dass es zurück spritze.

Die weitere Fahrt führte unseren Bus durch karges Gelände, bis 50km vor der Insel gab es noch asphaltierte Straßen, danach ging es weiter über Schotterpisten. Die Landschaft gleichte auch eher einer bergigen Wüste. Bäume gab es nur sehr wenige und diese, die an den Hängen standen, hätte man denken können, würden zerhackt und in Deutschland in großen Tüten als Grill-Holzkohle verkauft. Es lag eine Art Rauch in der Luft, leicht nach verbranntem Holz riechend aber nicht stark genug im ein Brand sein zu können. Mit großer Erleichterung wurden bald erste Ufer des Baikalsees hinter den Hügeln sichtbar.

Als wir auf der Straße des Ende eines Staus erreichten war klar, dass diese ab hier auf die Fähre zur Insel Olchon warten. Unser Bus wurde aber vom Fahrer links an der Schlange vorbei auf einen kleinen Parkplatz für Busse gefahren. Anschließend ging es die letzten 150 Meter zu Fuß zum Fähranleger. Unsere Gruppe von Busreisenden marschierte zusammen mit allen anderen Zu-Fuß-Wartenden auf die Fähre nachdem einige größere Autos aufgeladen wurden. Platz gab es dort nicht viel, aber die Fahrt dauerte auch nur etwa eine Viertelstunde.

Auf der anderen Seite abgekommen, wurden wir von zwei anderen Fahrern in Empfang genommen und mit einem Bus und einem geschlossenen Jeep ging es die holprige Piste weiter. Über weiterhin wüstenartige Straßen und sehr viele Huckel wurden wir die weiteren etwa 40km nach Khuzhir gefahren. Der Zustand des Jeeps sprach die vollsten Bände, die man über ein Auto erfahren kann. Nicht nur, dass sämtliche Warnleuchten am Amaturenbrett leuhteten, die es überhaupt gab. Sondern man konnte quasi dem Riss in der Windschutzscheibe dabei zuschauen wie er nach jedem Hügel weiter wuchs.

Zunächst machten wir am Mini-Hotel Baikal halt und entluden drei unserer Mitfahrer. Danach ging es weiter zu unterem Hostel “Sunny”, was durch die sonnige Übersetzung aus dem Russischen etwas an Wort verlor. Schön war es hier, es gab kleine Blockhäuser in verschiedenen Größen und die Zimmer wurden nach den Gruppen der Reisenden aufgeteilt. Wir waren erwartungsgemäß fast die letzten.. und bekamen hier keins. Sicherheitshalber holte ich nochmal die Buchungsbestätigung raus, aber es half nichts. Wir standen vor der Küche mit der Dame des Hauses, die nach ein bisschen telefonierend und unmöglich sich anders als auf Russisch auszudrücken, uns erstmal hier warten ließ. Schlechtes Gefühl machte sich breit, das würde eklig. Angedackelt kam dann eine kleine Russin, offensichtlich teils asiatisch (mogolisch oder chinesicher Abstammung), die zumindest ein bisschen Englisch konnte um uns zu erklären dass hier alles voll ist, quasi überbucht und wir ein anderes Zimmer bekommen würden. Anderes Zimmer naja, okay, mal anschauen. Sie führte uns vom Gelände zunächst durch einen Zaun, wo links ein Lamm in den Resten von Gras lag, der weitere Weg war links und rest gesäumt von Kuhabfall, also quasi das Kuh-Kacka-Klo und das nächste Grundstück gehörte einem Automechaniker der dort scheinbar einen privaten Schrottplatz zur Ersatzteilgewinnung betrieb. Auf dem Stückchen Land des Nachbarn wurden wir hinter dem Haupthaus in einen Bretterverschlag geführt, der uns als Unterkunft vorgestellt wurde. Hier gab es neben 4 Betten einen Spiegel und zwei kleinere Schränke, alles vermutlich zuletzt im vergangen Jahrzehnt mal genutzt. Eine Dusche würde es hier nicht geben und auch fürs Frühstück müssten wir wohl die rund 350 Meter zurück zum Sunny Hostel laufen. So viel zum ersten Kulturschock dieses Urlaubs.

Wir packten erstmal nur das nötigste aus, was wir für einen Spaziergang im Dorf bräuchten. Wollten ja eh nicht lange hier bleiben. Die Befürchtung lag nahe, dass die uns hier ohne Gegenwind 5 Nächte uns selbst überließen, Aber da haben sie wohl noch keine Erfahrung mit westlichen Urlaubern gemacht. Einer chinesischen Familie, die nebenan in einer ähnlichen Hundehütte hauste, schien es zu gefallen. Aber merkwürdig wars schon, dass sie hier nur uns uns eine andre ausländische Familie unterbrachten. Mein Vater hätte das hier auch nicht so auf sich sitzen lassen und denen sogar in ihrer Sprache was gehustet.

Naja, wir suchten uns erstmal das nächste Café mit freeWiFi und verfassten eine nette aber bestimmte Mail an das zuständige Reisebüro dass uns das hier überhaupt nicht passt. Alternativen hätte es noch eine handvoll gegeben, stellte eine kurze Recherche im Internet klar. Die nächste Stunde schlürften wir an verschiedenen Getränken und schauten immer mal wieder nach einer Antwort auf dem Laptop. Wäre auch zu schön gewesen. In der Annahme, dass die in Irkutsk eh nur bis sechs Uhr arbeiten, gaben wir die Warterei um halb sieben auf und schauten nochmal im Sunny Hostel rein. Wäre doch gelacht, wenn man sich statt in einer Hütte zu verkriechen, nicht doch nochmal jemanden findet, dem man da auf die Eier gehen kann. Schon bald war die Olga auch schon ausgemacht und angesprochen. Ohne den Willen die besten Russisch-Kenntnisse abzumühen wurde ihr schnell klargemacht, wo sie sich die Hundehütte hinstecken kann und dass wir eigentlich gar keine hohen Ansprüche haben. Ihr Anwesen war zwar keine Prachtvilla, aber das haben wir ja auch nicht erwartet. Sowas wie das hier, das was vermutlich alle Eingeborenen für viel weniger Geld kriegen, das hätten wir auch gern gehabt. Es spielt keine Rolle, ob das Wasser in der Dusche nur kalt ist oder man sein Geschäft in ein Loch in den Boden setzt. Aber hübsche Holzhäuschen mit Terasse, das wäre schon ausreichend. Besonders dann, wenn man eine schriftliche Buchungsbestätigung hat, die 1.5 Monate zurückdatiert ist.

Sie begann wieder ein bisschen zu telefonieren und konnte uns irgendwas anderes in Ausssicht stellen. Hab ich nicht verstanden und meine Reisebegleitung noch weniger. Olga zauberte alsbald ihr letztes Kaninchen aus dem Hut: Eine Russin asiatischer Abstammung, die des englischen noch etwas besser mächtig war, als das Exemplar von heute nachmittag. Unser Silberstreif am Horizont, sogzusagen. Diese fand meinen Vergleich unserer Unterkunft mit einer für “Dogs” vermutlich nicht so witzig, war mir aber egal. Uns wurde angeboten, zwei Tage später im Mini-Hotel Baikal unterzukommen und für morgen würde man auch eine Lösung suchen. Nur heute müssten wir uns leider erstmal mit der Hütte anfreunden. Zumindest eine halbe Zusage dass sich was bessern würde, war in Sicht.

Da wir noch keine Lust hatten in den Verschlag zurück zu kehren, steuerten wir eine Futterstelle an wo es Omul in geräuchterer Form gab. Das ist ein Fisch, den es im Baikalsee gibt, nur im Baikal. Zum Fisch dazu gab es wieder Knabberbrot (also trockendes Brot in Würfelform) und das klassische Baltika No. 3 in der handlichen 1-Liter-Patrone. Davon gabs aber erstmal für jeden eine, damit wir den heutigen Schock verarbeiten konnten. Der Fisch war n bisschen zu geräuchert, aber trotzdem sehr lecker. Das Bier war auch okay und zum Glück noch kalt.

Die Location war ganz nett. Bierbänke in der oberen halboffenen Etage eines Café. Das Klo erreichte man durch eine weiße Tür im Erdgeschoss. Man denkt, das Licht hinter dem Türspalt wäre die elektrische Beleuchtung und hinter der Tür wäre alles gefließt. Denkt man. Öffnet man nämlich die Tür etwas weiter, ist das Licht nur die im Westen untergehende Sonne und man steht hinter dem Caféhaus im freien. Das Örtchen befand sich dann linkerhand abermals hinter dürftig zusammengezimmerten Holzlatten mit einer Latrine drunter, die Notdurft wurde durch eine großzügige Aussparung im Fußboden entsorgt.

Wir genehmigten uns noch jeder zwei oder drei weitere Kanister des edlen Baltika-Gebräus bevor uns der Weg zurück in unser nächtliches Domizil führte.

Fotos zu dieser Karte
Spartanische Sanitäranlagen( #1 )( #2 )
Wüstenartige Landschaft( #1 )( #2 )( #3 )( #4 )( #5 )
Fähranleger( #1 )( #2 )( #3 )
Überfahrt( #1 )( #2 )( #3 )( #4 )
Zufahrt Khuzhir( #1 )( #2 )
Wohnanlage( #1 )( #2 )
Bier und Knabberzeug( #1 )( #2 )
Tracks auf dieser Karte
Busfahrt Irkutsk - Olchon(291.82 km)

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