Category Archives: Fangeflüster

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Natal | Buggytour

Die Erkältung halbwegs ausgefiebert, ging es am nächsten Morgen um halb acht auf Buggy-Tour zu den Sanddünen. Nach kurzer Fahrt aus der Stadt wurde vom Buggy am ersten Strand die Luft abgelassen, damit die Reifen auf dem feinkörnigen Sand auch genug Halt bekamen. Die Tour führte an mehreren Plätzen mit schöner Aussicht und (natürlich) Verkaufsständen vorbei, an denen allerhand Klamotten, Sonnenbrillen und sogar ein Ritt auf Dromedaren angeboten wurden. Eine Schanze für ein Sandboard konnte man für eine schnelle Abfahrt benutzen, gegen kleines Geld natürlich. Wir beschränkten uns auf den Erwerb von agua di coco.

Die Umgebung nahe der Strände war nicht von Hotels, sondern von kleinen Flachbauten geprägt. Wir fuhren durch die Straßen mit abgrenzenden Mauern zu jedem Grundstück, die etwa 1.50m hoch waren, die Straße zwischen den Grundstücken eher 2.5m. Einwenig still war es insgesammt, man hatte fast das Gefühl gerade mittem im Spiel HalfLife2 zu stecken und jeden Moment von riesigen Käfern oder einem Helikopter angegriffen zu werden. Der Erfinder der story ist bestimmt hier lang gefahren und hat seine Eindrücke von hier. An einer Stelle, wurde die Straße durch einen angestandenen See unterbrochen und wir mussten eines der Floße bemühen, zu denen uns jeweils ein Fährmann bereit stand, was für ein Glück! Abgerechnet wurde natürlich pro mitfahrender Person anstatt pro Auto. Wäre ja sonst nicht lukrativ genug gewesen, sein Holzfloß in einem übelst stinkendem See zu verschenken. Auf diese Geschäftsidee sind auch etwa 80 andere Fährmanner gekommen, die vorbeifahrenden Buggys eine Überfahrt anboten. Die Fahrer namen die kostenlose Mitfahrt natürlich dankend an.

An unserem zweiten Stopp gab es eine Rampe, eigentlich ein Abhang von dem man sich auf einem gewölbten Brett den Hang herunterrutschen lassen konnte. Die Fahrt endete dann nach 100 Metern im Wasser des Tümpels da unten. Auf einem beschienten Sitz wurde man dann per Motorkraft wieder hochgezogen.

Der dritte Stopp hatte dann spaßmäßig etwas mehr zu bieten. An zwei über einen See gespannten Seilen ging es per Gurtsitz bergab, mit seichtem Eintritt ins Wasser. Abgeholt wurde man anschließend per Holzfloß. Den Hang wieder hinauf fuhr man mit dergleichen Konstruktion wie schon an der anderen Stelle. Wir ließen also ein paar Kröten für den Spaß da und rutschten alle mal am Seil runter. Die große Rutsche traute sich irgendwie keiner, sah aber doch ziemlich spektakulär und echt steil aus.

Weiter führte uns unsere Fahrt über mehrere Dünen, wo wir uns weiteren Spaß bei der irren Fahrweise von unserem Buggy-Lenker abholten. Teilweise musste man sich doch schon richtig fest halten, dass man nicht hinten aus dem Auto geschleudert wurde. Kurz nach der Fahrt über die großen Dünen wurden wir zu einem Stopp am Strandrestaurant geführt. Die Preise hier waren auf deutlichem Touristenniveau und auf Nachfrage wußte der Kellner dann auch den Namen unseres Fahrers, Fabio. Die Provision war also auch sicher für Fabio. Ein Blick auf die Karte und die gesalzenen Preise erinnerte mich an das gar nicht so lang zurückliegende Frühstück und ich beschloss das Festmahl diesmal ausfallen zu lassen. Statt dessen gab des Pommes und ein Kaltgetränk für günstige 9 Euro.

Die Rückfahrt lang war dann leider nicht mehr so viel Aufregung geboten, leider war auch bereits die Zeit ordentlich vorangeschritten. Vorbei ging es erneut an einem endlosen Strand und anschließend durch die urbane Umgebung von Natal. Auch hier mussten wir wieder eine Überfahrt per Holzfloß in Anspruch nehmen, aber zum Glück galt ja noch das Ticket von der Hinfahrt. Wir wurden in Natal am Hotel abgesetzt, beglichen unsere monetäre Restschuldigkeit und sagten Danke für eine tolle, aufregende Tour.

Die nächste Unterkunft in einem Strandort zwischen Natal und Recife erwartete uns. Sie schien Teil einer kleineren Hostel-Kette mit gehobenem Anspruch zu sein, was die Dinge allein voran den Check-In nicht einfacher machten. Erstmals mussten alle Gäste Namen und Passdaten angeben, außerdem wurden Kopien von den Pässen angefertigt. Nichts besonderes eigentlich, außer der Hotelier kann keine andere Sprach als portugiesisch, die Drucker-Patrone ist in diesem Moment leer und er sieht aus die Bernhard Hoecker auf einem Drogentrip. Per Online-Übersetzer von google schickte er uns erstmal zum Wandern, während er hoffentlich an einer Lösung bastelte.

Im nahe gelegenen Praca de Alimentos kehrten wir ein. Hierher verirrten sich wohl neben wenigen Touristen fast keine WM-Urlauber und es schien ein Ort zu sein, wo man abends für günstiges Geld noch was zwischen die Zähne bekommen konnte. Ein voller Teller leckeres Fleisch mit Reis und Salat für nur 4.30€, da sagt man nicht nein. Beim Bestellen von 4 Bier hatte die hübsche Kellnerin was falsch verstanden, die brachte 1 Flasche und 4 kleine Gläser. Ein Fettnäpfchen was den Bedienungen hier schnell passierte, weil die heimischen Typen hier nicht wie richtige Männer Bier tranken, sondern sogar 90 Minuten an einem 150ml-Anteil an einem Gläschen nuckeln. Die Augen unserer Bedienung jedenfalls wurden ungläubig und strahlten riesengroß als wir ihr applaudierten, während sie die anderen 3 Flaschen ran holte. Ihr Lächeln wurde damit auch nochmal sehr aufgehellt. Das sollte sich auch bis zum Bezahlen der REchnung und darüber hinaus auch nicht ändern, man konnte sie nahezu vor Freude durch den Gang hüpfen sehen.

Zurück im Hotel hatte Bernhard Hoecker seinen Drucker repariert. Die Zimmer waren etwa die beste Klasse von allem wo wir bisher genächtigt hatten. Der aufregende Tag fand den Weg in die schnelle Nachtruhe.

Natal | Uruguay – Italien

Kurz nach halb eins kehrten wir in einem Motel ein, dessen sich vermutliches Kerngeschäft auf liebeshungrige Durchreisende konzentriert. So zumindest deuteten die Grafitti-Herzen darauf hin, die an der Außenmauer zu finden waren. Die Unterkunft war zugegebenermaßen ziemlich schäbig. Zwischen Schlafraum und Toilette gab es weder Tür noch andere Art von Sichtbarriere, außerdem gab es auch keine Klobrille oder warmes Wasser aus der Dusche. Die Dusche war ihren Namen nicht wirklich wert, eine Mauer mit einer Brause direkt neben dem Klo, alles von überall her wunderbar einsehbar. Sie sorgte wenigstens am nächten Morgen für einen klaren Kopf.

Aber für eine Übernachtung für umgerechnet rund 3 Euro will man die Ansprüche auch nicht zu hoch schrauben. So verließen wir nach mehr ober minder 5einhalb Stunden hochwertigen Schlafs den Laden und fuhren nach Natal weiter.

In Natal parkten wir das Auto für unglaublich günstige 9 Real in einem Parkhaus des Einkaufszentrum unweit des Stadions. Von dort ging es gemütlich zu Fußb über die gesperrte Autobahn zum Stadion, etwa 1.5km. Der Marsch war dank der hohen Temperaturen und leichtem Nieselregen ziemlich eklig. Der Regen war nicht warm genug um angenehm zu sein, aber die Lufttemperatur wandelte das ganze ziemlich schnell in einen üblen Dunst um, sodass er Erwerb eines der vielfältig angebotenen Regenponchos wenig sinnvoll erschien.

Das Stadion konnte durch sein einzigartiges Design aufwarten ud beeindrucken. Es gab keine komplett überdachten Tribünen, in dem milden Klima war das aber auch kein Thema, hätte eh nur für eine noch stickigere Umgebung gesorgt. die großzügigen Umlaufflächen hinter selbigen wussten zu gefallen, ebenso wie dass man nach jedem Gate auch überall hinlaufen kann. Das ist vor allem dann ein Vorteil, wenn man das Spiel von woanders als dem Kartenaufdruck schauen will. Beim entscheidenden Spiel der Grußße saßen wir direkt neben der Kameratribüne auf der Gegengerade. Beste Plätze um die Mittellinie und beide Fanblöcke überschauen zu können.

Die Italiener waren nur schwer auszumachen. Von den dunkelblauen Sitzschalen hoben sie sich optisch fast gar nicht ab. Aukustisch war auch nichts geboten. Einzig beim Einlauf der Mannschaften und der Nationalhymne waren sie durch Zaunfahnen und eine kleine Luftballoneinlage in Grün-Weiß-Rot zu sehen.

Von den Uruguayern kann man eigentlich nur enttäuscht sprechen. Obwohl optisch klar dominierend, brachten sie das ganze Spiel über keinen gescheiten Support zustande. Bemühungen dazu waren auch wenig zu erkennen. Das Spiel selbst plätscherte wie erwartet einem Null-zu-Null entgegen. Wie für Italien üblich würde dieses Ergebnis reichen, also gaben sie spielerisch auch nicht mehr dafür. Zwischenzeitig wussten sie das Tor sogar mit einer 5er-Abwehr zu verteidigen, sehr typisch. Nach einer aus meiner Sicht sehr streitbaren roten Karte erzielte Uruguay, die etwas später ihre Überzahl zu nutzen wissen, den einzigen und Siegtreffer des Spiels. Italien war somit zu unserer großen Freude raus.

Wir holten die Karre ab, kaufen noch kurz ein und checkten danach in unserem Hotel sein. Nachdem ich mich bereits dort schon mit einem Schnupfen herumschlug, erwischte mich die richtige Erkältung nach einem Sprung in den Pool. Eine Schnapsidee, aus Bier geboren und in einer Schweißnacht mit Schüttelfrost vollendet.

Olinda, Recife | Kroatien – Mexiko

Als am nächsten Morgen und kurzem Frühstück das erwartete Auto wie befürchtet nicht vor der Tür stand, wurde nach kurzer Unklarheit das Telefon bemüht um den Autovermieter daran zu erinnern, dass wir längst mobil sein wollten und voll auf seine angebotene Leistung setzten. Auch eine angebotene Stornierung wurde per Fernmeldeapparat dankend abgelehnt. So bekamen wir die Zusage, bis ein Uhr entweder ein Auto oder einen Abholservice vor die Tür zu bekommen. Nach einem verkürzten Stadtrundgang durch Olinda entlang mehrerer Kirchen aus der Kolonialzeit und einiger recht geilen Aussichtspunkte fanden wir den Weg bis ein Uhr zurück um das zu erwartende Auto in Empfang zu nehmen. Hm, nunja. Ein Telefonat und ein Bier später wurden wir wenigstens vom Abholservice zum Flughafen gebracht, wo wir am Mietwagenschalter unser Gepäck hinterlegten. War gar nicht so schlecht, wenn die Mitarbeiter daran erinnert würden, in der Zwischenzeit mal endlich ein Auto für uns aufzutreiben. Eigentlich sollte man das immer so machen, wenn jeder Gast/Kunde seinen Krempel dort parkt, steigt vielleicht die Motivation ungemein, sie mal zu bedienen und nicht länger zu vertrösten.

erstmal ging es aber zum Spiel Kroatien gegen Mexiko. Der Gewinner würde ins Achtelfinale einziehen. Wir nutzten die örtliche Metro, ein durchaus zuverlässiges Verkehrsmittel in jeder Stadt. Hier gab es nur zweieinhalb Linien, aber die genügten uns um für relativ günstiges Geld bis fast direkt ans Stadiontor gefahren zu werden. Die letzten 2 Kilometer wurden per Bustransfer organisiert. Dies würde wahrscheinlich nach dem Spiel das Nadelöhr sein.

Das Stadion lag so ziemlich im Nirgendwo. Schwer vorstellbar, dass sich hier nochmal rund 50.000 Menschen nach der Weltmeisterschaft für ein Fußballspiel einfinden würden. Naja, vielleicht mal zu einer Kontinentalmeisterschaft. Die Mexikaner bzw. Supporter der mexikanischen Mannschaft hatten heute optisch und akustisch klar die Oberhand. Von den etwa 150 Kroaten war wenig bis gar nichts zu hören und sehen konnte man sie nur aufgrund der andersartigen Farbe, die sich vom kompletten Grün des Stadions abhob. Auch gelb war wegen der zeitgleichen Partie der Brasilianer wenig vertreten. Die Mexikaner wussten diese Überzahl akustisch gut einzusetzen und den gegnerischen Torwart bei jedem Abstoß lautstark zu beleidigen. Die Gemüter um den kleinen kroatischen Block kochten kurz vor Schluss der Partie einwenig hoch, als ihnen die um sie herum feiernden Mexikaner offenbar zuviel wurden und ein kleines Handgemenge entstand. Ein kräftiger Kroate konnte dort zwischenzeitig sechs Ordner an sich binden und sie die Treppe mit hinunter schleifen. Zu zehnt konnten sie ihn dann aber doch an der Fluchttreppe zum Innenraum überwältigen.

Das Stadion selbst war kein schlechter Bau, wenn man es nur für den Unterrang bewerten würde. Den Oberrang erreichte man aber nur auf einer nnötig langen Rampe, die Umläufe waren großzügig angelegt. Die Anbindung war beschissen. Der Bustransfer von der vorletzten Metrostadion fuhr mehrere Minuten, anschließend ging es 800m zu Fuß weiter.

Wir nutzten nach dem Spiel den Behindertentransport zur Metro, weil “ich hab Bauch und der da ist blind”. Ist zwar nicht die feinste englische Art, Leute mit Krücken und älteren die Sitze wegzuschnappen aber schließlich gabs noch viele andere solcher Busse und Zeit hatte niemand zu verschenken.

Am Flughafen angekommen, bekamen wir nach einer weiteren Stunde des Wartens endlich unser Auto und rollten in Richtung Natal los. Die Straßen sind teilweise in echt schlechtem Zustand. Tagsüber kann man die Schlaglöcher womöglich noch rechtzeitig sehen und ausweichen, nachts nahmen wir das kalkulierte Rikiso Kilometer-gegen-Achsbruch erstmal in Kauf um vorwärts zu kommen.

Knapp außerhalb von Recife erwartete uns ein Schmankerl und wir genossen für normale Preise bei einem Straßengrill ein paar Fleischspieße mit Rindfleisch oder Hühnchen. Okay, wir kauften alle bereits vorgegrille Spieße auf, hatten ja auch entsprechenden Dampf. Dazu noch ein leckeres Kaltgetränk und weiter ging die Fahrt.