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All posts by AndiSmirre

Novosibirsk | spielfrei #1

Die Nacht war kurz. Mit Zeitverschiebung war das gefühlt nur ein halber Schlaf. Unser Flug sollte schon um 8:50 Uhr morgens gehen. Für die Fahrt zum Flughafen wurde der freundliche Uber-Fahrer bemüht. Der frühe Vogel fährt den Kunden oder so ähnlich. War nicht gerade die neueste Karre aber er brachte uns ans Ziel.

Am Flughafen angekommen, erstmal ein kurzer Schock. Der Flieger stand nicht ausgeschrieben. Ein schneller Blick in die Mails sagte uns: die Verbindung wurde gestrichen und wir fliegen erst 11:25 Uhr. Es gab also 3 Stunden sinnloses Rumhängen am Flughafen. Genug Zeit, um ein Frühstück nachzuholen und in den Kaffee zu schauen. Auch ein bisschen Schlaf durfte da nicht fehlen. Der Flughafen war recht langweilig, ein einziger Betonklotz mit vielen überteuerten Geschäften. Das Boarding begann zum Glück bald und war recht zügig beendet. Die recht kleine Maschine hatte nur 2x2er Sitzreihen. Der Flug verlief ruhig und nach nur zweieinhalb Stunden setzten wir in Novosibirsk auf. Dank Handgepäck bzw. direkt durchgechecktem Gepäck mussten wir nicht warten, sondern nahmen eine kostengünstige Marschroutka zum Voksal. Für 16km Luftlinie brauchte der Kutscher knapp mehr als eine Stunde bis sich der schöne grüne Bahnhof vor uns erhebte.

Wir suchten den Eingang zur Unterkunft, direkt an einer Kreuzung beim Bahnhofsvorplatz. Mit einer Portion Tomaten auf den Augen bemühten wir erneut per Telefonat und Gespräch mit einem Lampenfachverkäufer meine Russischkenntnisse. Wenig später, oder besser gesagt, direkt um die Ecke kehrten wir in dem niedlichen Hostel ein. Die Rezeptionistin wollte sogar Pass und Visum sehen. Die kam dann leicht ins Staunen als wir ihr die FanIDs vorlegten. Fußballmenschen verirrten sich eben jetzt gerade nur selten nach Novosibirsk. Nachmittags gegen abends drehten wir noch eine Runde durch die Stadt um verschiedene Programmpunkte abzuhaken.

Zunächst musste was zu essen her. Eine Erinnerung an die Transsib-Fahrt von 2015 flüsterte mir nochmal, dass es am Leninplatz ein gutes Restaurant mit vernüftigen Preisen gab. Dies gab es auch immernoch. Im Traktir gab es sibirische Pelmeni und ein kaltes Fruchtgetränk für unter 500 Rubel. Anschließend nutzten wir die rote Metrolinie bis zur Endstation um über die Ob-Brücke zu fahren. Leider war auf dieser vom Fluss nicht viel zu sehen. Die Metro war zwar auf dieser Brücke aber aus den Waggons heraus war nur eine dunkle Wand mit ein paar Löchern zu sehen. Eine sehr futuristische Station auf dem Rückweg erinnerte an den ersten Mensch im All. Die Säulen sahen nach Raketenteilen aus und Bullaugen zeigten Bilder von Juri Gagarin. Von dieser Station aus war es zu Fuß zum Hauptbahnhof nur knapp 1.5km aber es lag ein weiteres Ziel unterwegs: Der Kilometerstein 3336 der Transsibirischen Eisenbahn ragte an einem viel befahrenen Kreisverkehr unterhalb einer Bahnlinie aus dem Boden. Das Foto wollte ich seit der Fahrt mit der Bahn schon mal irgendwann nachholen.

Weiter ging es zu Fuß zum Hostel, Kugelschreiber und Geld holen. Als nächstes stand die Suche nach dem Geocache am Bahnhof auf dem Program. Dafür war ich schon per WhatsApp in Kontakt mit Deutschland, da es sich dabei um einen PremiumOnly Ziel handelte und ich weder genaue Koordinaten, Beschreibung noch Hint laden konnte. Letztendlich hätte das Bild aus dem Hint gereicht, denn die Koordinaten lagen 60m off. Unglücklich für einen Nano. Aber es lief alles gut. Anschließend holten wir noch im Supermarkt was zu knabbern und machten uns vorm Fernseher bei Fußball bereit zur frühen Nachtruhe. Mit gefühlten 4 Stunden Zeitverlust war das mit dem Einschlafen gar nicht so einfach.

Leaflet | Map data © OpenStreetMap contributors, CC-BY-SA

Ekaterienburg | Frankreich – Peru


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In Ekaterienburg hatten wir 2 Stunden gegenüber der Zeitzone Moskau gut gemacht. Bei der Ankunft hatten wir nur noch knapp 2 Stunden bis zum Anpfiff. Die Gepäckaufbewahrung war schnell gefunden und schon ging es in die Metro zum 1905er Platz. Von da sollte es eigentlich recht fix zum Stadion gehen. Wenn dann mal was voran gehen würde. Shuttles gingen von hier schonmal nicht und eine Marschroutka kam nur im Schneckentempo vorwärts. Der Kontrolleur ignorierte uns dank der FanIDs komplett, trotzdem ging es ab der nächsten Station zu Fuß weiter. Da war auch fast schon die FIFA-Sperrzone des Stadions erreicht, die für das Verkehrschaos verantwortlich war.

Der Marsch um den letzten Häuserblock herum enthüllte nun auch den Blick auf das verunstaltete Stadion. Das eigentlich recht nette Rund, eine Arena auf dem Sockel eines älteren Stadions wurde auf beiden Hintertorseiten von extrem hässlischen Stahlrohrtribünen optisch vergewaltigt. Auf den Seiten waren auch die Außenverblendungen entfernt worden. Die fügte dem Stadion nochmals eine unanschauliche Perversion zu, die man von der FIFA bisher nur aus Sao Paulo kannte. Scheinbar war es irgendwem sehr wichtig, dass dieser Spielort im asiatischen Teil Russlands unbedingt beim Turnier dabei ist. An der Kontrolle wurde diesmal mein Deo beanstandet. Was bei den bisherigen Spielorten kein Problem war, ist in Asien wohl eine Gefahr für andere Menschen. Eine Ausführung/Weiterführung des Gedanken lass ich mal an dieser Stelle sein, ich meine mich im Beitrag zum Achtelfinale 2014 in Porto Alegre dazu geäußert zu haben.

Ich nahm mir eine Minute, machte mich kurz frisch und nutzte das Deo bevor die fast leere Dose in die Tonne wanderte. Da sich reine Kontrollwillkühr durch alle Stadien der Welt zieht, verursachte die Situation nur das übliche bleibendes Unverständnis. Leider lassen dies 100% aller Menschen für einen Event über sich ergehen und es wäre müßig, sich genau jetzt dagegen zu wehren. Da gibt sinnlosere Beispiele.
Die gesuchten Zugänge zu den zusatztribünen und damit erhöhte Kapazität hinter dem Tor sorgte für ein ordentliches Durcheinander. Unser Eingangsbereich war falsch ausgeschrieben und auch der Zugang am Drehkreuz lief nicht so flüssig wie an den anderen Spielorten. Demnach war Ekaterienburg bisher der enttäuschendste von allen.

Die Peruaner machten gescheit Stimmung, von Frankreich kam nicht viel. Etwa 70 zu 15 Prozent im Verhältnis, der Rest waren neutrale Zuschauer. Die Leidenschaft auf dem Rasen teilte sich genauso auf. Die mutigen Peruaner waren stark engagiert, kamen aber technisch kaum an die Franzosen heran. Frankreich beschränkte sich auf die Spielverwaltung aus defensiver und Mittelfeldarbeit. Ihnen reichten ein einziger sehenswerter Spielzug zum Siegtreffer. Peru wurde für seinen Aufwand nicht belohnt und schied somit vorzeitig aus der WM aus. Zum Ende des Spiels wurde es auf unserer Tribüne dank fehlender Überdachung durch einsetzenden Niesel etwas ungemütlich. Der Tag hatte ja eh schon nicht durch gute Temperaturen überzeugt. Insgesamt war es schon sehr frisch hinterm Ural.

Wir holten unser Gepäck und machten uns auf zur Unterkunft. Unsicherheitsfaktor hierbei war, dass wir bis hierhin nur eine Buchungsbestätigung über booking und mäßig ansychronen Nachrichtentransfer mit dem Gastgeber hatten. Unterwegs ins Wohngebiet wurde sich bei einem Imbiss mit einer Schaurma verköstigt. Am Eingang zum Wohnkomplex wo die Unterkunft gebucht war, gabs natürlich nur ein Tor mit PIN-Eingang. Ein jugendlicher Russe ließ uns mit dem Hinweis auf die unsichere Umgebung herein, während wir mit der Vermietung telefonierten. Diese kündigte an (Überraschung!), dass man mangels Nachrichten nicht mehr mit unserem Eintreffen gerechnet hatte, man würde uns aber eine andere Wohnung zuweisen. Nachts um eins. Sowas gibts wahrscheinlich auch nur in Russland. Zum Glück war die neue Adresse nicht weit und dort wurden wir einen Anruf später auch schon abgeholt. An der Wohnungstür wurde der Preis beglichen und es schien, als würde man dank meiner Ankündigung unserer frühen Abreise auf die Kaution für den Schlüssel verzichten. Die Wohnung war ziemlich geräumig und hate das notwendige Interieur für die Übernachtung.

Leaflet | Map data © OpenStreetMap contributors, CC-BY-SA
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Kazan | Iran – Spanien


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Per elektrischer Telefondurchsage wurde uns die Taxifahrt annuliert und so liefen wir zu fünft vorerst auf der Straße, morgens halb fünf. Marschroutkas waren nur in die andere Richtung zu sehen. Auch zwei Besoffkis an der Bushaltestelle schienen nicht weiter hilfreich. Denen eine Zigarette oder 40 Rubel zu geben, würde uns nicht ans Ziel bringen. Unser Retter war dann ein daherfahrendes einsames Taxi. Gepäck und Menschen passten in dieses Gefährt und der tollkühne Kutscher fuhr uns fünf Manschkerl zum Voksal. Dort angekommen, standen einige Taxis sinnlos in der Gegend. Was soll’s, unserer hatte seinen Dienst für 300 Rubel getan. Im Zug wurde dann ein ganzer Haufen Schlaf nachgeholt. Nachdem viele der Kolumbanier dann auch vom Schlaf eingeholt wurden. Bei der Ankunft in Kazan-2 steuerten wir den Hauptbahnhof an, um das Gepäck zu verstauen. Das muss mal gesagt werden, klappt überall hervorragend.

Mit Tagesgepäck ging es dann per Metro in Richtung Zentrum und Sightseeing. Die Hauptattraktion in dieser Stadt ist ganz klar der weißte Kreml mit der großen Moschee. Wir schlenderten in großer Gruppe, trennten uns aber bald auf um essen zu gehen. Zu weit wanderten wir durch die Fußgängerzone. Hier waren einige Iraner unterwegs. Die Präsenz der Spanier hielt sich dagegen sehr zurück. Sind halt auch keine Gruppenphasen-Gucker. Auf der Suche nach was anständigem zu Essen, fanden wir ein georgisches Restaurant. Preise waren mittel bis gehoben, aber noch okay. Die Portionen für den Preis angemessen. Der Laden war sonst sehr gemütlich. Den großen Umsatz schienen sie abends mit harten Getränken zu machen. Meine Begleitung hatte es mangels Ticket etwas eiliger aufzubrechen. Am Ende der Fußgängerzone schloß ich mich in einer Pizzeria wieder der größeren Gruppe an und fuhr mit den Jungs zum Stadion.

Die gut organisierten Shuttles fuhren wie im Jahr zuvor auch unterhalb des Kreml los. Vom Rauswurfpunkt zum Stadion war es dann nur noch ein guter Kilometer. Das Bauwerk war noch vom ConfedCup bekannt. Ein doch recht hübscher Tempel mit oval geneigtem Runddach. Auch als Vereinsspielort kann ich mir das gut vorstellen. Eigentlich ist’s vom Fassungsvermögen fast zu klein für gute Länderspiele oder hochklassige CL-Begegnungen. Anreise und Lage machten das ganze aber wieder stemmbar.

Die Iraner waren auf der Tribüne klar überlegen, von Spanien keine Spur und die Perser machten mit ihren Tröten einen gescheiten Lärm. Es erinnerte stark an die Vuvuzelas in Südafrika. Auf dem Spielfeld sah die Sache anders aus. Die in rot spielenden Iraner standen tief und ließen sich von den in weiß frei aufspielenden Spaniern in den eigenen Strafraum drücken. Korrekterweise erzwang Spanien mit diesen Chancen auch den Führungs- und Endtreffer. Nach dem Spiel nahmen wir zwar den korrekten Weg zum Halt der Shuttlebusse aber dort herrschte großer Andrang. Die direkt nebenan gelegene Trambahnhaltestelle bot aber Zustiegsmöglichkeiten und eine gemütliche Fahrt in einer modernen Bahn brachte uns bis an den Hauptbahnhof. Wir bezogen unser Kupe-Abteil, in dem bereits zwei junge Russen Quartier bezogen haben.

Der Zug war nicht der modernste. Strom gab es nur im Gang. Es dauerte auch ein paar Minuten, bis wir es uns in dem engen Abteil bequem gemacht haben. Irgendwie ist nach meinem Empfinden die Platzkartny angenehmer. Privatsphäre ist nicht so das Thema, aber es gibt im Kupe nicht so viel Stauraum, mit dem man sich arrangieren kann. Eine lange Zufahrt mit viel Schlaf lag vor uns. 12 Stunden um etwas davon nachzuholen. Gleichzeitig rollten wir aber auch gegen die Uhr.

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Kazan Fußgängerzone( #1 )( #2 )