Der vergangene Schlaf war echt erholsam. Irgendwie hatte mich während des Spiels doch ein wenig der Jetlag gepackt und so war das Einschlafen überhaupt kein Problem gewesen. Es war Abreisetag, dieser Kurzurlaub hatte sich voll und ganz gelohnt. Es blieben keine Wünsche offen, das Ding mit dem Mietwagen, scheiß der Hund drauf. Zu 9 Uhr wurde die Unterkunft nochmal für einen gemütlichen Spaziergang in South Beach verlassen und es wurde am Ocean Drive entlang geschlendert. Auf Höhe des Parks nochmal eben Richtung Strand abgebogen und hinein ins Meer. Ebenso später nochmal nach weiterem Gang auf Höhe der 5th Street. Gegen halb 12 wurde das Quartier aufgesucht, um nochmal eine frische Dusche zu genießen und sich von der restlichen Truppe zu verabschieden.
Direkt gegenüber sollte der 100er Bus nach Downtown fahren. Zu Fuß wurde aber der parallel fahrende erste Bus verpasst, also hieß es, an der Haltestelle auf den geringfügig verspäteten nachfolgenden Bus zu warten. Die Sonne hatte schon wieder gut Kraft heute. Nach etwa 12 Minuten kam das Gefährt und es wurde ein Ticket mittels Kreditkarte gezogen. Etwas mehr als eine Viertelstunde später war die Endhaltestelle in Downtown Miami erreicht und es wurde neben dem erfolglosen Versuch, einen nahegelegenen Geocache zu erreichen (35 Meter entfernt bei einer Skateanlage unter einer Brücke, die war aber zu gut besucht) ein als Mall bezeichnetes Gebäude aufgesucht. Auch dieses Vorhaben erwies sich als Reinfall, das Ding ist eine blöde Baustelle innen. Also nichts mit Einkaufen für daheim und wieder zurück zur Haltestelle, wo unmittelbar auch eine Bahnverbindung zum Flughafen zu erreichen sein sollte. Öffentliche Verkehrsmittel haben sie hier zwar ganz gut ausgebaut aber die scheinen nur die wenigsten zu nutzen. Der Bahnsteig errinnerte einwenig an die ersten Minuten bei Half Life 2. Eine monoton hallende Stimme aus dem Lautsprecher wies darauf hin, dass die Rolltreppe am Südende kaputt war und man doch über den Norden barrierefrei zum Bahnsteig gelangen mag. Lange musste nicht gewartet werden, bis die Metro-ähnliche Bahn ankam und den Weg in die erwartete Richtung fuhr. Ziemlich schnell wurde Downtown verlassen und die umliegenden Gebäude neben der Bahn-Hochtrasse erinnerten nach und nach an die typischen Hütten aus diversen Filmen. Häuser kann man dazu wirklich nicht sagen, der mittelständische US-Amerikaner scheint sich mit einem Bungalow von 80qm zum Leben zufrieden zu geben, Hauptsache da steht eine Karre in der Einfahrt. Solaranlagen oder Solarthermie-Anlagen waren beim Rundumblick eine absolute Seltenheit. So wird dat nix mehr mit dem Klimawandel.
An der Umstiegsstation wurde ausgestiegen und sich eine halbe Stunde Zeitverlust eingehandelt, weil ein fröhlicher Mitreisender die Bahn in die Gegenrichtung genauso falsch für die Bahn zum Flughafen hielt, wie ich. Aber seine Antwort schien überzeugend und auch beim Realisieren der falschen Antwort schien der seine Laune nicht zu verlieren. Beim erneuten Versuch in Earlingon Heights, die richtige Bahn zu erwischen, war er jedenfalls dann doch nicht mehr gesehen. Vermutlich hat ihn die Peinlichkeit eingeholt. Etwa kurz nach 14 Uhr hatte ich dann die MIA Mover Station erreicht, von wo der weitere Weg ein Kinderspiel war. Im Internationalen Terminal angekommen, war es zunächst gar nicht so leicht, den richtigen Schalter zu finden, hier gab es über 350 Schalter und man hätte jahre im Kreis laufen können, ohne was sinnvolles zu finden. Bei Norse arbeiteten dann drei Menschen an drei Schaltern für die Passagiere einer 787 nach Europa. Das ist sportlich. Entsprechend geordnet chaotisch ging es zu, Leute die nicht wussten, ob ihr Handgepäck zu groß, zu schwer oder sonst was war oder auch einfach nur nicht den Pass zur Hand hatten. Zum Verzweifeln, wenn man noch halbwegs Hunger hatte und im Duty Free was für die liebsten daheim mitbringen sollte. Der Einkauf war vorher dran, der Hunger wurde dann im Subway mit einem footlong Sandwich für schmale 15 Dollar getötet.
Die Location vom Sicherheitcheckup war über eine leere Schlangenlinienabsperrung zu erreichen, wo man erstmal 2 Minuten zickzack laufen musste, war ja keiner da. Vorn war dann alles wieder voll mit Menschen auf engstem Raum, wobei dort auch gleich die Sache mit der Ausreise erledigt wurde. Dieses Pass scannen, schnelles Foto aus der Kamera, ging so unendlich viel schneller als bei der Einreise. Scheinbar will jedes Land die nicht-eigenen Staatsbürger überall auf der Welt möglichst schnell loswerden, wenn sie nicht gedenken, noch mehr Kohle da zu lassen. Auf einem abschüssigen Flur wurden die Menschen im Akkord schnell durchgescannt und weiter gewunken. Das sah hier alles irgendwie baulich nicht hierher gewollt aus, als ob man notdürftig ein paar Scanner auf einem viel zu engen Flur geparkt hätte. Sehr vermutlich war das noch aus der Zeit, als es keine Sicherheitskontrollen in dieser Form gab und nun hatte man nicht den Willen, das Gebäude umzubauen, weil das was kostet. Am Gate, besser an den gefühlt 25 Gates waren Menschen über Menschen, es gab quasi keinen freien Sitzplatz auf etwa 1500 Sitzbänken. Zum Glück war aber auch bald Boarding, sodass es keinen großen Bedarf am Sitzen gab. Es wurde noch schnell die Wasserflasche für den Flug aufgefüllt, die ich nicht vor dem Securitycheck voreilig weggeworfen hab und so waren 0.7 Liter frisches Trinkwasser bereit für die nächsten 8 Stunden.
Mit eins, zweimal Augen zumachen war der Flug auch schon passé. London wurde mit 20 Minuten mehr Puffer als erwartet erreicht. Beim Aussteigen war es noch etwas zäh, aber die Flure im Terminal wurden in sportlichem Gang bewältigt und zu 7:20 Uhr war nach gar nicht mal erwähnenswerter elektronischen Einreise der Securitycheck im Terminal Nord erreicht. Hier war viel Verkehr, aber ich hatte ja beim Hinflug gelernt, Klamottenschale ganz ganz vorn an der Durchleuchte platzieren und dann war der Rucksack nach nur einer Minute schon in der Reihe zur manuellen Nachkontrolle. War ja klar. Die Personenkontrolle war diesmal etwas schlechter aufgesetzt, da wurde der vergessene Geldbeutel zurecht bemängelt, blöd auch, und außerdem der Gürtel, den vorher noch gar niemanden gestört hatte. Willkommen in der Welt der geordneten Willkür. Also nochmal raus, neue Schale, Portemonnaie und Gürtel rein, durch eine andere Personendurchleuchte, wo weniger los war und die Leute kompetenter drein schauten, ein kurzer Winker vom Controllo-John und ja, so einfach kann des funktionieren. Der Rucksack lag immer noch da in der Warteschlange, drei, vier andere vor ihm. Aber eine nahegelegene Anzeigetafel gab noch nicht mal preis, an welchem Gate es nach Munich gehen sollte, Info ab 7:35 Uhr. Relax, alles easy. Dann kam, ich nenne ihn mal Harry. Er wollte mir zwar auf die Frage nach dem specific item in this bag zwar nicht sagen, was er genau suchte, aber als ich wie aus Zauberhand im das Solarpanel präsentierte, war die Welt in Ordnung. Er hatte alles gesehen, ich konnte ihn nicht weiter überraschen und durfte von dannen ziehen.
Nach einem sehr angenehmen Flug über Mitteleuropa war ich dann mit 15 Minuten Verspätung wieder am Munich Airport und sehr froh, dass sich ein halbes Jahr warten auf das Wochenende gelohnt hat.