Tag Archives: Marschrutka

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14. August | Ivolginsk Datsan

Für heute hatten wir uns was feines rausgesucht. Ganz in der Nähe der Stadt sollte es ein Lama-Kloster geben, wo echte buddhistische Mönche rumlaufen und in dem Kloster sollte auch ein Lama in Menschengestalt leben. Also quasi der russiche Dalai Lama.

Außerdem gabs auch zum ersten Mal in diesem Urlaub eine lehrreiche Erfahrung: Die Fahrt mit einem Marschrutka. Das sind so Kleinbusse, die sich Taxis nennen aber trotzdem einen fairen Preis verlangten. Total irre. Wir liefen also zum Lenin-Platz und schauten, wo unsere Linie abfahren sollte. Natürlich fuhren erstmal 20 Taxis anderer Linien hier vor, bevor wir uns dann an die richtige Haltestelle bequemten. Dort ergatterten wir auch gleich zwei Sitzplätze im Kleinbus, Gott sei Dank. Denn an den nächsten Haltestellen stiegen weitere Leute zu, die alle stehen mussten. Den Spaß machte der geizige Fahrer solange mit, bis eine der sitzenden Omas ihm zurief dass seine Nobelkarrosse voll sei und er mal Gas geben mag, damit sie heute noch wo ankommt. Gefordert, getan. Diese Marschrutkas halten an allen offiziellen Bushaltestellen, fahren aber dafür häufiger und sind wahrscheinlich auch nur eher halblegal. An einer staubigen Haltestelle nach 40 minütiger Fahrt stiegen wir mit einigen anderen Fahrgästen um. In einer anderen Linie ging es dann bis direkt vor den Eingang zum Grundstück des Heiligtums.

Sah schonmal sehr fein aus, ein hübscher bunter Zaun hielt hier erstmal farbscheue Menschen gab. Da wir aber damit kein Problem hatten und es außerdem auch keine Kasse am Eingang gab, huschten wir durchs Tor. Auf dem Gelände selbst galt es erstmal einen großen Rundweg zu begehen, wo wir unzählige Gebetsmühlen drehten und die schicken aber eigentlich irgendwie doch immer gleich ausseheden Holzhäuser der Mönche bestaunten. An den Gebetsmühlen bzw. Gebetsmühlengängen gab es kleine Kisten mit Münzschlitzen und auch sonst lag da viel Klimpergeld drum herum. Wir suchten aus den Geldbörsen mal alle Kopejken raus, die wollte ja sonst eh keiner haben und bei Spenden in Klostern zählt ja auch eher der symbolische Wert. Mit weltlicher Währung können die ja nicht viel anfangen. So verteilte ich meine paar Kröten auf dem Gelände, quasi an jedem Mühlengang ein bisschen Edelmetall für Buddha.

Leider war der großte mittlere Tempel zu, sodass wir uns mit den kleineren Gebäuden um diesen herum anfreunden mussten. Dort schlugen wir die angebotenen Waren aus und beschäftigten uns mit der Studie der dortigen Buddha-Schreine. Wäre ja auch schade, wenn die hier schon sowas bauen dass man das nicht speziell zu würdigen weiß. Souvenirs hätte es noch allerhand gegeben, auch draußen vorm Ausgang vom Gelände gabs ein paar Stände: Aber es wäre ja nichts besonderes gewesen wenn man ein Kloster zwecks Abstauben von Souvenirs besucht.

Als Highlight gab es quasi noch einen Ableger von dem Baum zu sehen unter dem Buddha mal lange gesessen hat um später die Erleuchtung zu finden, aber irgendwie hatte ich nicht das Gefühl dass ein Tourist es ihm hier gleichtun sollte. Das Bäumchen stand in einem extra Haus mit extra klimatisiert und pipapo. Draußen vor der großen Scheibe hätte man sich von einem Gelehrten dazu was erzählen lassen können. Aber auch hier hab ich im Nachgang irgendwie die Befürchtung dass das zu erwartende Trinkgeld vom Schwierigkeitsgrad der Fremdsprache abhängig gewesen wäre. Im hauseigenen Café gabs noch zwei leckere Buusa fürn Bauch und dann rollte unser Kleinbus auch schonwieder zurück. Auf der längeren Strecke hatten wir diesmal kein Glück und bekamen nur noch einen Stehplatz ab.

Zu Abend essen wollten wir in das im Reiseführer beschrieben Jurten-Restaurant Bataarai Urgoo einkehren. Die entsprechende Haltestelle unserer Marschroutka #37 war fix ausgemacht, aber irgendwie stand da nirgends wie die Station heißt. Stand einfach nicht im Reiseführer. In bestem Russich fragte ich also die burjatische Mitfahrerin zu meiner Rechten um Hilfe. Nach ersten Verständigungsschwierigkeiten bezüglich der Aussprache von Batttaaaaaaraii Urgoooooooooo und busweitem Gelächter waren wir immernoch genauso schlau wie vorher. Aber anscheinend wussten es die anderen Mitfahrer und sagten an jeder Station “dalsche”.. weiter weiter, immer weiter.

Nach einem Klaps auf die Schulter stiegen wir dann aus und fanden den Eingang zu unserer Futterjurte. War doch ein Kinderspiel. Auch dass die Pforte verschlossen war, hinderte uns nicht daran, den Eingang durch das benachbarte Hotel zu suchen. Ein freundlicher Plausch dort und sie wies uns durch zum Eingang fürs Restaurant. Wir waren wohl etwas früh dran oder vielleicht war hier grundsätzlich nicht viel los. Auf jeden Fall konnten wir uns die besten Plätze raussuchen und bestellten was zu happern. Der Innenraum der Jurte war ziemlich hübsch eingerichtet und auf dem Fernseher an der Wand lief irgend ein Dschingis-Khan-Film mit schlechten chinesischen Schauspielern, wo natürlich die doppelte drübergelegte russische Tonspur nicht fehlen durfte.

Im Vergleich zum Fernsehvergnügen war das Essen eigentlich eine relativ große Enttäuschung. Mittelmäßig durchgebratene Piroggen, Pommes wo die Kartoffels auch noch nicht lang genug in der Bratröhre lagen – keineswegs vergleichbar mit der Jurte von gestern. Dafür war der Nachtisch für meine Reisebegleitung sehr lecker und während sich das Restaurant immer mehr füllte und uns auch langsam die Großfamilie vom Nachbartisch immer mehr auf die Pelle rückte, mussten wir der freundlichen Bedienung auf die Frage nach der nächsten Bestellung leider absagen und die Rechnung ordern. Im Gegensatz zum Futter war der Betrag natürlich erstklassig. Typische Touristenfalle, besten Dank an zwei Reiseführertipps. Zurück in die Stadt waren im Kleinbus die besten Plätze noch zu haben und für läppische 17 Rubel fuhren wir bis fast vor die Haustür vom Hotel.

Es galt heute früh schlafen zu gehen, weil der Zug am nächsten Morgen schon kurz nach vier fahren sollte. Bei der Hotelbedienung hatten wir schonmal vorsichtig ein Taxi, also eins vom offiziellen Unternehmen, für die angemessene Zeit bestellt.

Fotos zu dieser Karte
Klosterblicke( #1 )( #2 )( #3 )( #4 )
Häuser-Rundgang( #1 )( #2 )( #3 )
Gebetsmühlen( #1 )( #2 )
Tor
Bataaray Urgoo( #1 )( #2 )