München | Frankreich – Deutschland

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Es ist wieder Turnierzeit. Zumindest war es das eigentlich vor einem Jahr, aber dann kam sowohl im Sport wie auch in der restlichen Gesellschaft alles ganz anders und auch total unerwartet. Seit gestern ist nun Deutschland in die Euro 2020 gestartet und unter Umständen wie ein Spieltag bei einem Fußballturnier im bisher gewohnten Rahmen abgehalten würde, täte jetzt ein Text folgen in dem ich davon berichten könnte, wie sich eine Gastgeberstadt in einem anderen Kulturkreis für den Sport herausgeputzt hat und was das jeweilige Stadion besonders macht.

Sehr zu meinem Ärgernis fallen davon einige Aspekte sehr weit unter den Tisch. Beleuchtet man zunächst den Turniermodus über ganz Europa – also zumindest den Städten und Staaten die sich eine Austragung auch mir der noch grasierenden Pandemie tatsächlich zutrauen – muss man beim eingeschränkten Blick auf Müchen nüchtern feststellen, die Stadt tut sich schwer, eine Fußballatmosphäre zu erzeugen. Aus dem verengten Blickwinkel von heute betrachtet scheint das gesamte Turnier noch nicht wirklich greifbar und bis auf ein paar Volunteers am Hauptbahnhof und einige Banner in der Bahnhofshalle zeugt so rein gar nichts in der Stadt von einem sportlichen Großereignis. Es läuft Fußball auf den Fernsehern gut gefüllter Biergärten aber so ganz stimmungstechnisch gesehen könnte dieses Event irgendwo amders oder auch im Nirgendwo in einem Fernsehstudio stattfinden.

Über den sportlichen Ausgang der gestrigen Partie braucht man nicht viel zu sagen. Es gibt immer kurz vorher doppelt soviele Meinungen wie Menschen die man fragen könnte, wie es denn ausgeht. Nach dem letzten Spiel in Kasan ist die Fallhöhe natürlich nicht mehr sehr hoch und es ist noch alles drin. Das stimmt zumindest einwenig optimistisch, wenn man die verbleibenden Gruppengegner ansieht, auch wie beide gegeneinander gespielt haben und in welcher Form man sich zuletzt gegen jene präsentiert hat.

Hoffnungsvoll richtet sich der Blick auf kommenden Samstag, wenn es wieder “hinaus” in die wohl bekannte Arena geht, erneut leider aber immerhin nur zu 20% gefüllt. Zumindest dies unterscheidet sich stimmungstechnisch nicht im groben Vergleich zu einer Vollbesetzung bei Länderspielen. Und vielleicht entzündet sich da dann der Funke für das vermisste Turnierfieber.

St. Petersburg | Schweden – Schweiz

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Die anderen beiden schliefen im Auto. Die Matrazenschlafplätze in den Zelten waren recht gemütlich. Etwa 2 Stunden fanden wir dort etwas Ruhe, bevor es Zeit war, zum Flughafen zu fahren. Auch das Auto stand samt beider Insassen noch am abgestellten Platz. Wir rauschten hinaus zum Areoport, wo dann die Abgabe des Autos recht reibungslos klappte. Auch das sonstige Prozedere vom Einchecken ginng schnell vonstatten, so dass im Flieger auch nochmal ein paar Stunden mit Unterbrechnung geschlafen werden konnte. In Pulkovo standen am Terminal für uns die Shuttlebusse direkt zum Stadion bereit, normale Linienbusse mit WM-Beklebung und nicht so große Reisebusse wie in Sotchi. Dafür waren es mehr und sie fuhren häufiger, genao wie wir es brauchten. Die Fahrt dauerte ewig, satte 50 Minuten rollte uns der Kutscher über verschiedene Schnellstraßen und Brücken in Richtung Krestovsky Ostrov. An einem Buskreisel in der Nähe der Metrostation und am Rande des Parks war dann Endstation. Hier stellten wir erstmal das Gepäck ab und machten uns auf zur Metro um uns dort noch Tickets zu besorgen. Drei von vier waren ja noch nicht mit Eintrittskarten versorgt. Es zog sich etwas aber am Ende hatten wir einen recht guten Preis für die Biletten gezahlt und gingen zielstrebig zurück um unseren vierten Mann und das Gepäck abzuholen. Im Schaverma-Stand nebenan wurde noch schnell was für die Reisenden gegen günstiges Geld besorgt und weiter ging der Marsch mit dicken Rucksäcken durch den weitläufigen Park. Wir nahmen diverse Seitenwege um nicht in den Massen auf dem Hauptweg stecken zu bleiben und bald konnte man auch schon das Stadion durch den Wald erblicken. Mit freier Sicht auf Stadion und Umlauf war es schon ein imposanter Anblick. Direkt voraus am Einlass gaben wir die Rucksäcke ab, was uns nochmal Zeit kostete und trotzdem wurden die Schlangen am Einlass nicht kürzer. Scheinbar liefen die Kontrollen am Eingang sehr zäh vonstatten, sodass viele den Anpfiff verpassen würden. Wir mogelten uns zum Behinderteneingang durch und es dauerte nur wenige Minuten, dann waren wir im Umlauf. Von draußen hat man nichts gehört, dass das Spiel bzw. die Hymnen gerade gesungen wurden. Pünktlich zur weiten Hymne waren wir am Platz. Von sportlichen blieb bei dem Spiel absolut nichts hängen, es gab auch keine übermäßig gute Stimmung. Optisch waren wohl mehr Schweden als Schweizer anwesend. Auf dem Rasen wurde die Langweiligkeit durch ein müdes Tor von Schweden entschieden, insgesamt zu wenig um einem Achtelfinale den Spaß abgewinnen zu können. Hier tankte niemand Selbstvertrauen für ein Weiterkommen und der Verlierer fährt heim.

Nach dem Spiel nahmen wir den genau gleichen Weg zurück zum Flughafen. Am freundlichen Schaverma-Stand wurde sich mit zwei, drei Rollen eingedeckt damit die mitfahrenden im Bus auch auf ihre Kosten kämen und Getränke hab es auf die Hand. Wegen Platzmangels mussten wir einen Bus sausen lassen und schnappten uns aber die begehrten Gangplätze im zweiten Bus. Es wurde noch ein Plausch mit einem schweizer Sportjournalisten abgehalten und bald kamen wir am Flughafen an, wo sich auch die Rückwege von Teilen unserer Reisegruppe wieder unterschiedlich gestalten sollten. Dort gab es noch kurze Aufregung beim Einchecken der anderen Reisegruppenhälfte, denn der Flieger über Riga war wohl canceled worden. Es gab aber einige Stunden später Ersatz und so kamen wir mit unterschiedlichen Flugverbindunden beinahe zeitlich wieder daheim an. Letzten Endes war es doch eine sehr schöne WM-Reise mit vielen Erfahrungen und einer super Crew, die sowohl von der Stammmannschaft, wie auch von den Mitreisenden zwischendurch geprägt wurde. Da mit Katar und USA in absehbarer Zeit nichts von dieser Qualität mehr greifbar scheint, wird das vielleicht meine letzte Reise in diesem Ausmaß gewesen sein.

Samara | Mexiko – Brasilien


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Erneut klingelte der Wecker früh, bismal bereits 3:15 Uhr. Nach eiligem Aufstehen und der Morgentoilette stand auch schon die Vermieterin der Wohnung überrraschend pünktlich vor der Tür und bekam die Schlüssel ausgehändigt. Wir hatten derweil alles zum Mitnehmen bereit gemacht und sattelten das Automobil für die Fahrt nach Samara. Es wurde ein silent ride mit etwas Schlaf oder wahlweise die Strecke navigiert. Es ging dabei meist über erstaunlich gute Traßen, manchmal aber auch über Betonpisten mit kopfgroßen Schlaglöchern. Beim Wolgastausee nahe Uljanovsk überquerten wir die Wolga und fuhren gezielt Samara an. Die stadt mmachte einen weitläufigen Eindruck, mit vielen Plattenbauten und slten kam mal eine Kirche dazwischen.

Wir parkten das Auto zunächst am Kosmosmuseum und knippsten ein paar Bilder der Soyuz-Rakete, anschließend wurde die Metro getestet. Hier gab es trotz Spieltag keinen FreeRide für Fans, da die Metro weder an das Stadion, noch an den Bahnhof angeschlossen war. Auch zur Innenstadt gab es keinerlei Verbindung. Die Metro machte einfach nur eins: Stadtteie von Wohngegend und Arbeit verbinden, Menschen von A nach B bringen, wo sie es nötig hatten. Wir zahlten leicht grummelnd die 25 Rubel und fuhren das fast kompette U-Bahn-Netz von Samara mit den sechs Stationen ab. Die Metro war nicht besonderes, keinen Schickschnack und war auch nicht besonders schnell. Zurück an der Ausgangsstation schnappten wir das Auto und fuhren in Bahnhofsnähe zum Lokomotiv-Stadion. Dort gabs etwas besonderes. Die Stadt Samara hatte für die ausländischen Gäste während der WM dort ein paar Zelte mit Matrazen, Dixi-Klos, Strom und Sitzgelegenheiten aufgebaut, sodass man bis zum Tag nach jedem Spiel bis 20 Uhr eine Möglichkeit zum kostenfreien Schlafen hat. In einem überdachten Monitor wurden auch die Zugverbindungen angezeigt. Ein echt hervorragender Service, während in den meisten anderen Städten die Gäste bei Schlafmöglichkeiten abgezockt werden. Hier würden wir nach dem Spiel etwas Ruhe finden. Nach Abholen von Verpflegung aus dem Auto und McDonalds, nahmen wir den Tram-Shuttle zum Stadion.

Obwohl von der Bahn nur 5 oder 6 Stadionen angefahren wurden, dauerte die Fahrt eine ganze Stunde und ab der Stadionhaltestelle zu Fuß nochmal gute 15 Minuten. Ein weitläufiger Zugang war gefüllt mit Menschen, die Tickets verkaufen wollten. Hier wäre unterpreisig richtig was gegangen. Durch den Stadioneingang ging es mit den absolut lässigsten Kontrollen bei dieser WM ohne Zeitverzögerung aufs Stadiongelände hinein. Das Stadion hatte etwas angespacestes, von außen sah es aus wie ein Ufo aus, drinen hatte es einen angenehm weiten Innenraum. Es waren weniger Brasis vertreten, als ich erwartet hätte. Auch Mexikaner waren erstaunlich wenige am Start. Beide Anhänge provozierten sich gegenseitig verbal einige Male, aber es blieb alles in vertretbaren und amüsanten Rahmen. Die Mexikaner waren für mich unerwartet schwach auf dem Grün vertreten und verloren zurecht mit 2:0. Unser Rückweg mit der Tram zog sich erneut ewig. Einige Brasilianer machten Stimmung im Waggon mit einer abgewandten Form von Messi ciao, Messi ciao, Messi ciao ciao ciao. Der Konduktorin der Tram wurde sichtlich unbehaglich und die wurde immer nervöser als die Fans gegen Abdeckungen klopften. Sie bewahrte aber letztlich die Ruhe, ließ die Leute feiern und bemühte sich den seriösen Anschein weiterhin zu behaupten. Die Fahrt dauerte rund 1,5 Stunden und es war bereits dunkel. Im Lokomotiv-Stadion hatte man ein Flutlicht zur seichten Beleuchtung eingeschaltet und wir freuten uns, für ein paar Stunden die Augen zumachen zu können. Nichtsahnend holten wir noch kurz im Magazin gegenüber ein Getränk um dann beim Gang um das Stadion herum festzustellen: Das Auto ist weg. Oder in vier einfachen Worten: DAS AUTO WAR WEG! Samt Gepäck im Kofferraum! Vom Parkplatz abgeräumt, 6 Stunden vor Abgabetermin. Der Hoffnungsschimmer aber nach dem ersten Schock war, der komplette Parkstreifen war leer geräumt. Ergo, es war ein Abschlepper und nicht ein Autoklauer. Was tun? Wir steuerten schnurstracks auf einen Verkehrspolizisten zu und mein Russisch wurde erneut aber unerwartet gebraucht. Er weiste uns den Weg die Straße, dann rechts zu gehen. Warum das Auto weg ist, wusste er auch nicht, aber dass es wohl in der Aufbewahrung stehen würde, plus Strafe. Warum Strafe, wusste er ebenfalls nicht, war es aber jetzt auch nicht unser Hauptanliegen das jetzt herauszufinden. Erstmal liefen wir die Straße, dann rechts. Da gabs nichts zu sehen. Also wieder zurück zum Verkehrsheini, aber diesmal mit zwei richtigen Polizisten im Schlepp. Die hatten wir am Bahnhofsparkplatz aufgesammelt, auf der Suche nach dem Strafparkplatz und hatten ihnen die gleichen Fragen gestellt. Mit der nun geballten Kompetenz von 4 Beamten und 4 Touristen wurde auf russisch nochmal gefragt, wo unser Auto sein könnte. Der ältere in Uniform von der DPS tätigte einen kurzen Anruf und gab unser Autokennzeichen durch und schon bekamen wir mit positiver Antwort eine Adresse mit Wegbeschreibung. 700 Meter, der Tramlinie folgen und am Kreisverkehr links. Dort wäre dann der Parkplatz. Tatsächlich sind es laut google 1,5km, also russischen 700 Meter bei Nacht. Natürlich konnte er sich auch bei links vertran haben, also schauten wir erstmal rechts. Dort gab es einen vielversprechenden, bewachten und beleuchteten Parkplatz. Der freundliche Wärter sagte aber, dass wir da falsch waren und sagte, den Weg auf der anderen Seite des Kreisels. Also das korrekte links dann. In der Straße vom Wohngebiet gavb es nichts zu finden, aber eine Gassigängerin mit Hund deutete auf den Parkplatz zwischen den zwei Straßen und meinte, der Eingang sei auf der anderen Seite. Dort angekommen, kam wieder Hoffnung auf. Ein abgezäunter Parkplatz mit großem Tor, halb verrostet, alles spärlich beleuchtet, aber neben dem Tor eine Wellplastikhütte, in der mehrere Leute standen. Auf kurze Nachfrage wurde nun auch bestätigt: Sie warteten alle. Und jetzt sowieso noch eine Stunde länger, denn neben dem kleinen Fenster, einer Art Durchreicht, standen die Arbeitszeiten angeschrieben. Erste Schicht 9 bis 14 Uhr, Mittagspause 12 bis 13 Uhr, zweite Schicht 16 bis 2 Uhr, Pausen 18 bis 19 und nochmal 23 bis 0 Uhr. Ein Blick aufs Zeiteisen sagte, es ist genau 23 Uhr und 2 Minuten. Was für ein Glück, bestes Timing. Kleinere Nachfragen bei den anwesenden Mitwartenden folgten, um herauszufinden, wie das hier funktionierte. Zwischendurch kamen mehrfach Abschleppwagen mit Ladung vorbei, für die das Tor dann geöffnet wurde. Beim Anschaffen gabs scheinbar keine Pausen, dem Kapitalismus sei dank. Ans Fenster wurde dann trotzdem mal geklopft und zum Glück auch aufgemacht. Ich zeigte den Anhänger vom Autoschlüssel und uns wurde bestätigt, hier sind wir richtig. Trotzdem: 30 Minuten waren noch zu warten. Mit Aufnahme, dass hier ein junger Mann sein Auto holen durfte und im 10 Minutentakt die Gefährte neuer Kundschaft angekarrt wurden, tat sich absolut nichts. Die wartenden waren die meiste Zeit damit beschäftigt, über die Reihenfolge der Warteschlange zu reden oder andere Wartende zum Geldautomat zu schicken, weil man hier nicht per Karte zahlen könnte. Wir hatten hoffentlich genug Bares dabei und warteten stetig auf Mitternacht. Pünktlich dann um 0:05 Uhr öffnete sich dann endlich das Fenster und der Mann in der Wartereihenfolge vor uns wurde abgefertigt. Ein deutsch sprechender Mitwartender halb und dann anschließend beim Übersetzen, als wir dran waren. Unser Fahrer durfte zusammen mit dem netten Russen unter Zähneknirschen des Parkplatzbetreibers ins Büro eintreten. Wir restlichen warteten draußen und es dauerte auch tatsächlich nicht lang, dann kam unser Auto heraus gefahren. Der ganze Spaß heute hatte uns knapp 1900 Rubel und 3 Stunden Lebenszeit gekostet, die eisern vom Schlafkonto abgingen. Zurück vor dem Stadion machten wir uns noch eben beim Parkplatzschild einen Reim darauf, warum die KArre zusammen mit allen anderen abgeschleppt worden war. Über dem eigentlichen Parkschildern waren Planen mit dem Logo der Stadt aufgeschnürt worden. Falls also jemals dahei die Stadt München Parkschilder mit dem Kindl auf einer Plane beschnürt, wüssten wir nun Bescheid. Im Zweifel kommt der Abschlepper. Wir stellten das Auto trotzdem erneut auf einen freien Platz neben einer so gekennzeichneten Fläche, direkt neben einigen anderen Autos ab, knappe 50 Meter vom Eingang des Lok-Stadion entfernt und räumten das Gepäck schonmal abreisefertig zusammen. Die Hälfte der Gruppe blieb am Auto (falls nochmal wer zum Abschleppen vorbei käme), die andere machte sich auf ins Stadion auf der hoffnungsvollen Suche nach einer Toilette oder Dusche und danach einer Matrazze für eins, zwei Stunden. Es gab dort leider weit und breit keine Dusche, aber Dixi-Klos und genug freier Matrazen. Wahrhaftig waren die Zelte zwar nicht voll, aber es hatte doch ein gute Anzahl Spielbesucher den Weg hierher zur Nachtruhe gefunden. Es wurden zwei Stunden Schlaf.

Fotos zu dieser Karte
Museum und Kosmonauten-Garten( #1 )( #2 )( #3 )
Stadion Lokomotiv Samara( #1 )( #2 )