Rio de Janeiro

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Heute standen wir früh auf, denn es war Sightseeing-Tag in Rio. Bereits halb 8 rollte unser Auto in Richtung Zuckerhut. Bestes Wetter stellte sich schnell ein und die Sonne verjagte auch die letzten Nebelschwaden. Wir steuerten die Tolstation der Seilbahn zum Pao Acucar an, wo natürlich alle offiziellen Parkplätze schon belegt waren. Wir wurden aber recht schnell in einer der angrenzenden Straßen fündig nach einem kostenlosen öffentlichen Parkplatz.

Der Eintritt zur Seilbahn und damit auch zum Zuckerhut war mit 62R$ doch relativ saftig, entsprach aber komischerweise genau dem Betrag aus dem Reiseführer. Ungewöhnlich, für die beste Tageszeit gab es gar nicht so viel Andrang, fast keine Wartezeit. Wir ließen kulanterweise noch die Continentalgäste eines Reisebusses zusammen in der Gondel fahren und stiegen als letzte zu. Bei der Auffahrt hatte man einen herrlichen Rundum-Blick auf die Stadt, die Atlantikküste und den Zuckerhut, der wie ein Felsbrocken nur so da stand. An der Mittelstation auf dem Morro da Urca musste man umsteigen, kam während des Gangs zum anderen Einstieg an Souvenirshops und Imbissen vorbei. Der Feld wurde außerdem von Amateur-Klettersteigern genutzt, die von erfahreneren beim Abseilen angeletet wurden. Bereits von hier konnte man einen tollen Ausblick genießen. An der Schlange zur zweiten Auffahrt war auch nicht viel los, scheinbar würden wir heute von den Crowds verschont. Die Aussicht vermittelte einem die zu Füßen liegende Stadt. Ich machte natürlich eben noch den Moonraker-Geocache, der hier in Anlehnung an den gleichgenannten Bond-Film platziert war.

Nach ausgiebigem Umherschauen verließen wir den Zuckerhut wieder und fuhren zur Talstation der Zahnradbahn, die uns zur Christus-Statue bringen sollte. Dort hatten wir leider weniger Glück. Ein Parkplatz war zwar nach kurzer Suche gefunden, doch an der Station gab es eine etwas längere Schlange am Kassenhäuschen. Schnell erstellte sich herua, dass in den nächsten 6 Stunden keine Fahrkarten mehr verfügbar waren und man übers Internet für eine frühere Fahrt hätte reservieren müssen. So führen wir die Straße zum Corcovado hinauf, schade um das Erlebnis mit der Zahnradbahn.

Interessanterweise gab des auf der Straße den Berg hinauf streckenweise Schienen, die aber ewnig unbenutzt aussagen. Wieder eine verpasste Chance, touristische Attraktionen durch öffentliche Verkehrsmittel noch besser anzubinden, schade. Der letzte Kilometer in Richung  Kasse und Eingang war dann erwartungsgemäß einseitig gesäumt von parkenden Autos, während sich auf den verbleibenden 2 Metern Fahrbahnbreite hinauf- und hinunterfahrende Autos, Taxis und Großraumbusse abwechselten. Die Privatwagen fast allesamt wie wir auf der Suche nach einem Stellplatz, hoffentlich auch möglichst nah damit man wenig laufen muss. Wir fanden einen, der zwar nicht günstig gelegen war, aber dafür ohne einen lästigen halblegalen Parkplatzwächter, der auch noch Kohlen haben will. Die 500m zur Kasse gingen wir dann zu Fuß hoch. Die Warteschlange kostetee uns eine Stunde Lebenszeit, um anschließend in einem der Busse die verbleibenden 2.5km den Berg weiter hinauf kutschiert zu werden. Der Eintritt war nicht ganz billig, aber dafür gab es wenigstens bei schön warmen Wetterchen diesen Shuttleservice inklusive. Wer will dem Herrn schon schweißgebadet die Füße küssen..

Oben wurde für jeden was geboten, erst mit dem Fahrstuhl und die letzten paar Meter ging es sogar per Rolltreppe rauf zum steiernen Jesus. Eigentlich ganz okay hier oben. Die Figur gab nochmal etwas mehr her als das, was man aus Reiseprospekten kennt. Leider zieht sie noch tausende andere Touristen an. Es war sowas von extrem voll, so viele Menschen, alle auf der Suche nach dem perfekten Selfie oder Foto mit ausgestreckten Armen. Die Aussicht auf die Stadt  war für mich hier das eigentliche Highlight, so machte ich nach etwas Menschendrängeln dann meine Schnappschüsse an der vorderen Brüstung. Hier ein gescheites Selfie zu machen, war nicht drin. Viel zu voll. Die Eindrücke ließ ich noch ein paar Momente  wirken. Auch die anderen hatten genug gesehen und wir fuhren bald wieder runter.

Die weiter oben parkenden Autos hatten allesamt einen Parkschein über 2R$, unseres und andere weiter unten blieben davon verschont. Wir fuhren eine Schleife durch die Stadt und steuerten den Strand der Copacabana an. Dort gestaltete sich die Parkplatzsuche etwas schwieriger. Auch andere Runden durch angrenzende Seitenstraßen brachten zunächst keinen Erfolg. Erst an der Hauptstraße fanden wir einen geeigneten Stellplatz, nur 50m vom Strand entfernt. Folglich hatten wir zu Fuß weniger als eine Minute bevor wir Sand unter unseren Füßen spürten. Es mag an der langsam hinter den Hotelhochbauten verschwindenen Sonne gelegen haben, dass viele der Händler des üblichen Strandramsch am Einpacken waren. Wir jedenfalls zogen uns eben um und hüpften in den Atlantik. Die Brandung an der Copacabana ist nicht wirklich zum Schwimmen geeignet. Eigentlich bevor man bis zur Hüfte im Wasser steht, wird man durch die brechenden Wellen von den Füßen gerissen. Das Erlegnis war es aber trotzdem wert. Einmal an der Copa baden, perfekt!

Abends kehrten wir noch zum Großeinkauf im Carrefour ein und versorften uns mit viel Fleisch für den folgenden Tag sowie Fertiggerichten für den aktuellen. Die Pizzen und Lasagnen waren der letzte Fraß. Der Hunger triebs rein und der Geiz behielt es drin. Der Tag endete,  nachdem dieses anti-kulinarische Erlebnis mit genug Bier verdaut war.

Petropolis

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Den Tag begannen wir erstmal mit langem Ausschlafen und ausgedehntem Frühstück. Serviert wurden hervorrangende Rühreier, Wasser- und Honigmelone. Programm gab es heute keines. Also gammelten wir auch noch das frühe Fußballspiel vor dem Fernseher herum, während wir uns im Bad abwechselten oder ganz drauf verzichteten. Zum Glück für uns und unsere Umwelt hatten wir für die kommenden 10 Tage keine Sorgen mehr, Unterkünfte oder Hotels suchen zu müssen. Fast direkt nach dem Spiel fuhren wir einwenig in die Stadt Petropolis. Weit gekommen sind wir in den zwei Stunden allerdings nicht. Die schier endlos wirkende Schlange von Autos und Bussen Richtung Zentrum war wohl dem Bauernfest geschuldet, kostete uns eine Menge Zeit sodass wir es gar nicht erst bis zum Zentrum schafften bevor es mit der Rückfahrt zeitlich zu eng werden sollte um noch den Anpfiff zum zweiten Spiel vor den Fernseher zu schaffen.  Einwenig verspätet dazu kamen wir dann auch an. Parallel zum Spiel wurde dann der Grill angeworfen. In jedem Land ist Grillen eine super Sache! Das Spiel im Fernsehen endete wie erwartet, aber der Grill sowie die Fleischqualität waren überraschend gut.

Rio de Janeiro | Frankreich – Deutschland

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Wir organisierten nach kurzem Frühstück unsere Klamotten, sodass alles im Kofferraum lag und fuhren weiter nach Rio. Die Stadt empfing uns in Nebel gehüllt, morgens um halb neun. Auf der Straße entlang der Copacabana war noch nicht so viel Betrieb, aber schön anzusehen war der Strand schon. Baden gehen, vielleicht mal an einem anderen Tag. In einer Seitenstraße in der Nähe wurde das Auto geparkt und die Karten fürs Spiel aus dem Hotel geholt, wo der DFB sein Bürochen hatte. Danach gings auf direktem Weg in Richtung Stadion.

Wir fanden nach kurzer Suche einen fußläufigen, kostenlosen Parkplatz wenige hundert Meter vom Maracana entfernt. Hier war aktuell wenig einheimischer Betrieb, aber zumindest ein Polizeiauto stand auf der andren Straßenseite, sodass wir unser Auto beruhigt an den Flachbauten neben der größeren Straße stehen ließen. Da wir noch ein paar Karten für dieses Knallerspiel gegen Frankreich über hatten, steuerten wir die Metrostation am Maracana an.

Über das Internet hatten wir Kontakt zu einem deutschen, der noch nicht mit einer Karte versorgt war. Aber auch hier gab es knapp unterhalb der Fußgängerbrücke einen halbwegs lebendigen Ticket-Markt. Einen besseren Ort gab es hier nicht für die Übergabe, da die Brücke oberhalb bereits vorn von mehreren Linien von Uniformierten abgesperrt war, die Tickets sehen wollten. Wir konnten uns dort oben zwar frei bewegenm mussten aber außerhalb der Kontrollen bleiben, da die überzähligen Tickets noch an bedürftige Passanten gegeben werden mussten. Also sammelten sich die Leute, die ohne Karte angereist waren, dort unten. Wir versorgten zwei oder drei Deutsche mit Tickets, die sich daraufhin wie Schnitzel freuten. Die letzte freie Karte haben wir an einen Kasachen, bevor wir mehrere Minuten untätig herumstanden und auf unseren Internet-Kontakt warteten damit auch er seine Einlasserlaubnis in Papierform bekommen kann. Nach diesen paar Minuten kamen ein paar Leute in Poloshirts, gaben sich per Vorzeigen der Marke von der Polizei zu erkennen und führten uns hinter den Brückenpfeiler, direkt unterhalb des Metro-Ausgangs. Dort folgte eine oberflächliche Durchsuchung, den Kasachen haben sie auch nebenan kontrolliert. Jeder Schritt, hier wieder etwas mehr in eine Gegend mit besserer Luft zu kommen, unterband ein dunkelhäutiger Uniformierter mit den Worten “com on”.  Da dies sein einziges Vokabular zu sein schien, erntete er lediglich aufgrund der Uniform und der etwas dickeren Waffe am Gürtel ein Mindestmaß an Respekt. Weder seine Versuche seriös, noch jene männlich dominant zu wirken, konnten uns gemeinsam davon abhalten unsere Langeweile zur Schau zu stellen. Die zivilen Bullen waren ziemlich offensichtlich der Meinung, hier ein paar dicke Fische gefangen zu haben und nahmen uns und den Kasachen mit. Wir wurden erst zu einem Auto gebracht und dann zur Wache gefahren, die zum glück nur wenige Straßen entfernt lag. Zeit genug bis zum Anpfiff war noch und wenn die hier nicht völlig blöde arbeiteten, wäre die Sache stimmt eh bald vorbei.

In der Wache liefen allerhand wichtige Menschen mit offen vor der Brust getragener Polizeimarke umher. Die männlichen Exemplare trugen ihre Pistolen wahlweise im Halfter oder gar auch nur zwischen Gürtel und Hose eingeklemmt.  Blank poliert und funkelnd waren sie alle. Die Karren – nicht die Typen.  Dienstkleidung war hier offenbar frei wählbar, einige beschränkten sich auf Poloshirts, andere waren dagegen des Hemd-Knöpfens mächtig. Leider waren sie sprachlichen Hürden zur Einstellung in den Polizeidienst hier anscheinend von genauso niedriger Natur geprägt, denn hier eine Handvoll Menschen war hier einer anderen Sprache als Brasi-Portugiesisch mächtig, sodass sie auch ordentlich mit Ausländern überfordert waren. Diesen Umstand machten wir uns bereits im Auto auf der Fahrt zur Wache zunutze, indem wir uns mit dem Kasachen einwenig auf Russisch unterhielten. Wir kamen überein, dass wir uns ja schon bei der EM vor zwei Jahren in der Ukraine getroffen hatten, uns seitdem kannten und uns für die Tickets heute an der U-Bahn getroffen hatten. Die wichtigsten Eckdaten waren somit schonmal direkt im Auto auf dem Rücksitz des schwarzen Bullen mit seinen auffälligen Tattoos, der gestählten Brust und seiner silbern funkelnden Dienstwaffe abgeklärt.

In der Wache selbst wiesen jene Diensthabende, die wohl eine höherwertige Schulbildung genommen hatten, zwei von unserer Reisegruppe und den Kasachen zur Identitätsfeststellung und Ausfüllung des Formular. Wobei sich der Kasache mit 65 Jahren erstaunlich fähig zeigte, dem Polizisten durch vorgespielte Unfähigkeit ihr Tagwerk als echte Arbeit aufzubürden. Insgesammt war der Mann ziemlich gut, hat keinerlei Information fließen lassen und ständig nach dem Grund seiner Mitnahme gefragt. Es dauert eine Weile aber wir konnten einwenig mehr russisch reden und uns über ein paar Sachen unterhalten, damit diese sinnlose Zeitverschwendung hier endete und wir unser Spiel schauen könnten. Da die Polizisten an der U-Bahn ein paar Dollarnoten den Besitzer haben tauschen sehen, wollten wir gemeinsam angeben dass er uns das Wechselgeld nach dem Spiel hätte geben wollen. Diese Unterhaltung wurde von dem MiamiVice-gestylten Polizisten auch ohne große Englisch- oder Russisch-Kenntnisse geblickt und der Kasache wurde zur Befragung gebeten.

Eine weibliche Polizisten, offenbar die Herrin hier um Haus und der englischen Sprache zumindest ein bisschen mächtig, hatte ganz offenbar ein paar Zweifel bekommen aber der dunkle in dem grünen Shirt argumertierte heftig an seiner Version, er hätte hier ein paar gemeingefährlichen Schwarzmarkthändler hochgenommen. Es wurde von dem Kasachen und einem von uns Zeugenprotokolle angefertigt, was nur wegen der anschließenden Übersetzung einen weiteren Haufen Zeit brauchte. Tja, der Übersetzer hat an diesem Tag vermutlich mehr Karriere gemacht als Mr. Sonny Crocketmit seiner dicken Knarre, so ein Pech aber auch.

Insgesammt waren unsere Versionen der Ereignisse ziemlich stimmig, der Kasache war definitiv ein helles Köpfchen.Während der gesamten Prozedur sparte er auch nicht damit, seine Absichten des Fußballguckens zu verkünden und dass erja nur wegen der WM in diesem Land wäre und sonst keinerlei Interesse an diesen Menschen hätte. Das Vorzeugen alter Kriegswunden unterstrich dann nochmal, dass sich irgendwelche möchtegern Ordnungshüter nichts auch ihr Können einbilden brächte und dieser Mann bereits mehr für den Weltfrieden getan hätte, als sie alle zusammen. Seine Befragung war etwas früher fertig als unseren und er wurde 20 Minuten vor uns entlassen. Kurz vor Spielbeginn standen seine Chancen gut, es noch bis zum Anpfiff ins Maracana zu schaffen. Auch wir rechneten uns jetzt ganz gute Chancen aus dass die dämliche Behörde die Ziellosigkeit der Aktion einsah und ihre Alibi-Arbeit schnell abschließt, damit wir noch was vom Spiel sehen konnten. Anschließend könnten die Deppen ja mit ihren Knarren in der nächsten Favela ihre Männlichkeit beim Sprengen eines Drogenrings beweisen anstatt wehrlosen WM-Touristen auf den Sack zu gehen.

Aber auch zwischendurch gab es immer wieder kleinere Situationen zur Belustigung. Ein deutscher wurde zur Vernehmung geführt, er hatte sich bei der Kontrolle seiner Aquirierung wohl gegenüber eines Kontrollposten etwas echauffiert, die Worte “fuck the system” oder direkt zum Uniformierten das F-Wort fallen lassen, worauf hin sie ihn mitgenommen haben. Sinnlose Aktion. Viel Schlimmer dran dürfte der deutsche Penner gewesen sein, der ohne jegliche Dokumente unterwegs war und tierisch gestunken hat. Er kramte all sein Hab und Gut aus der Tasche, viel war es nicht, ein paar WM-Flyer und ein paar Dollar die stanken als hätte er da schon fünfmal drauf gepisst. Sein portugiesisch war aber ganz okay und auch irgendwann hatte er verstanden, dass deine “Suche Ticket”-Pappe nicht ein größtes Problem war, sondern seine fehlende Aufenthaltserlaubnis. Ein lustiger Kerl auf jeden Fall, dessen Bart so als wie der letzte Titel war. Er wurde dann anschließend zu einer anderen Behörde gebracht.

Die zweite unserer Vernehmungen wurde kurzzeitig durch einen lauten Aufschrei unterbrochen, als man im Fernsehen das Tor der Deutschen gegenüber den Franzosen gesehen hatte. Die kurze lautstarke Unterbrechung sorgte bei den anwesenden Beamten für etwas Verwirrung. Der Schmarrn war dann auch kurz danach endlich vorbei, wir bekamen unsere Karten und durften gehen. Es war wohl etwas dreist, den Bullen zu fragen ob der uns nicht zum Stadion fahren möge für die Unannehmlichkeiten, die uns die Miami-Vice-Einlage gebracht hat, aber sein Blick war den Versuch wert. Ein Taxi brachte uns wieder in die Nähe des Eingangs, wo wir noch die eine überzählige Karte an einen wartenden Zuschauer gaben und mit ihm den Sperrgürtel passierten. Der ersten Blick auf das Spielfeld erreichte das Geschehen zur 35. Spielminute.

Die Sonne knallte heftig auf unser Stückchen Zuschauerflächte und auch weite Teile der Gegengerade. Ein paar Sekunden der Orientierung zeigte uns, dass wir nur ein paar Reihen unterhalb des deutschen Sektors standen. Auf unsere Plätze würden wir uns dann nach der Halbzeit begeben, nun aber erstmal das Spiel schauen und das Stadion wirken lassen. Obwohl dieses historische Stückchen Fußballplatz durch seine Vergangenheit und Tradition berüchtigt ist, war ich nicht mehr beeindruckt als von vergleichbaren Stadien in Berlin, Wien oder Moskau. Man konnte es ausdrücken – Der Geist dieses alt-ehrwürdigen Grounds wollte einfach noch nicht auf mich überspringen und die Atmosphäre langte noch nicht an jenes Stadion in Brasilia heran. Das vergleichsweise weitläufige Rund und auch der mögliche Zugang zum oberen Ring sowie großzügig angelegte Umläufe machten dieses Stadion aber definitiv zu einem unter den Top20.

Während der zweiten Halbzeit gab es direkt um den deutschen Block herum etwas Gepöbel, auch ein paar Ordner mussten aktiv werden. Einwenig des Pro-Franzen-Support mit mehreren Allez-Les-Bleus-Rufen gelang zeitweise zu beachtlicher Lautstärke. Einige Brasis zogen wieder ihr eigenes Programm durch, vom Kern des Franzen-Blocks direkt gegenüber hinter dem Tor war aber nichts zu hören oder zu sehen. Das Zwischenergebnis wurde mit effizienter Leistung bis zum Ende gehalten und Deutschland stand als erster Halbfinalist fest. Ein beruhigendes Gefühl machte sich breit, während alle anderen Mannschaften noch ran mussten. Besonders im Hinblick auf Brasilien und ob sie sich wieder genauso schwer tun würden wie gegen Chile. Dieses Spiel jedenfalls war schuld daran, dass wir auf dem Web nach Petropolis nichts kaufen konnten. Anders als in Deutschland wo es Fußballliebhaber und -hasser gibt, die zweifellos auch in Brasilien zu finden waren, wurde hier ohne jede Diskussion zu den Heimspielen der Selecao wirklich jeder Supermarkt geschlossen und vor jede Tankstelle Hütchen gestellt. Das ganze Land saß ohne Wenn und Aber kollektiv vor den Fernsehern. Sogar die größten Suprtmärkte hatten ihre Tore geschlossen und auch die Zufahrt zum McDonals war abgesperrt. Wir kaufen an einer eigentlich geschlossenen Tankstelle einige Getränke während und der Verkäufer keines Blickes würdigte. Dank des Spiels aber auch war die Straße halbwegs vom Verkehr irrer Brasilianer in Autos befreit. Unsere Fahrt nach Petropolis verlief dadurch ziemlich flüssig.

Der Ort war auf einer sehr zerflüfteten Hügellandschaft gelegen, unsere Unterkunft lag etwa hochmals 10km außerhalb. Wir wurden von den leicht verrückt wirkenden Hausherren eingewiesen. Sie waren wohl ob des gewonnenen Brasilien-Spiels etwas aufgedreht und strahlten schon leichte Vorfreunde für den Vergleich mit Deutschland aus. Mal schauen, inwieweit die Stimmung nach einem möglicherweise verlorenem Halbfinale kippen könnte. Die Unterkunft nach Art einer Ferienwohnung wusste durch ein geräumiges Bad und einem großen Kühlschrank zu gefallen. Wir fuhren abend nochmal in den Ort um für den nächsten Tag auch den Grill bedienen zu können und für den Abend noch einige Kaltgetränke zur Brust nehmen zu können. Fürs Frühstück war auch genug dabei, zum Glück hatte der kleine Supermarkt um diese Uhrzeit noch/wieder offen. Im Restaurant deckte eine Fleischplatte mit Schwein, Huhn und Hühnerherzen unseren heutigen Bedarf nach tierischen Fetten, die Beilagen wurden dankend und großzügig übrig gelassen.