Salvador | Deutschland – Portugal

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Am nächsten Morgen hab ich es mir beim Frühstück erstmal bequem gemacht und das Eintreffen der Reisegruppe erwartet. Diese mussten und wollten mal wieder eine Dusche erleben. Danach haben wir noch wen vom Flughafen abgeholt und sind wir einem relativ günstigen Privat-Großraum-Gefährt zur Stadt gefahren. Salvador de Bahia lag ja schließlich noch gute 20km weit weg. Unter einer der Brücken stand dann schonmal Militärpolizei, gut bewaffnet. Nicht schlecht, was man nicht alles zur Sicherung von Gästen auffahren lässt. Der Aufmarsch auch von nur 6 Leuten bei 25°C in voller Montur mit Panzerung und griffbereiter Vollautomatik als erster Eindruck wusste jedenfalls zu überzeugen.

Die Neubauten in Salvador sehen schon ziemlich gut bewohnbar und modern aus, hübsche Hochäuser. Zur Überquerung der großen Straßen gibts große Fußgängerbrücken, die über lange Rampen behindertengerecht zu erreichen sind. Hauptsächliches Fortbewegungsmittel scheint aber dennoch das Auto oder der Bus zu sein.

Je dichter der Verkehr in Richtung Innenstadt wurde, desto belebter wurde auch der Straßenhandel. Kaltes Wasser, vorrangiug brasilianische Fähnchen, dies konnte man alles leicht durchs Autofenster kaufen. Den Rest des Weges, etwa 1km abgesperrte Straße, mussten wir zu Fuß laufen. Sicherheitstechnisch war man hier durch starke Polizeipräsenz bestens betreut.

Das Stadion selbst ist eine moderne Arena, ohne besondere Merkmale. Wenn man genug Bilder geschossen hat, ist eigentlich alles erzählt. Vorrangig in grünen Sitzschalen gehalten und mit den bunten WM-Banden beschmückt, lag es insgesammt in einem Tal inmitten einer Wohngegend. Schwer vorstellbar, dass hier bei einem nationalen Liga-Fußballspiel über eine komplette Saison mal wirklich voll sein würde. Die üblichen Fress- und Verkaufsstände wie bei allen großen Turnieren waren auch vorhanden. Außerhalb war von den geräumten und abgerissenen Häusern nichts übrig, dennoch lag es auf der Hand dass es diesseits des Hang mal Wohnraum gegeben haben muss. Auf der anderen Seite, gegenüber der Schnellstraße, waren recht herunter gekommene Betonbauten und Flachhäuser, einige Straßenjungen schauten von dort oben den herbeiströmenden Menschenmassen zu.

Heute gab es erstaunlich viel deutsche Präsenz im Zuschauerbereich, gefühlt doppelt so viel wie in Südafrika beim ersten Gruppenspiel. Der portugiesische Anhang saß versammelt auf Höhe der Eckfahne neben der scheinbar notdürftig fertig gewordenen Hintertortribüne. Vielleicht 1000 in rot gekleidete Fans, von denen aber niemand per Fahne präsent war. Die deutsche Seite war hervorragend beflaggt – gegenüber den Portugiesen an der anderen Ecke war zweifelsfrei der deutsche Block zu erkennen. Supportbemühungen waren durchgängig nur vom deutschen Sektor spürbar. Direkt hinter dem Tor eine gute Mischung aus weiß und Brasi-gelb.

Nach dem Spiel machte die Gruppe noch das übliche Programm mit dem Rumstreunern, genug Zeit also, mich noch mit der neuen Umgebung etwas vertraut zu machen und wenns auch nur das Schnuppern südamerikanischer Luft ist. Als sich wieder alle gesammelt hatten, liefen wir zu Fuß zum Hotel in der Stadt um die Klamotten der anderen abzuholen. Unterwegs ging es noch an Ständen mal was kurzes Essen. Ich nahm, was Piroggen ähnelte, einmal mit Hühnchen, einmal mit Fleisch. Für einen Unterwegs-Imbiß gar nicht mal schlecht. Der Spritzer Tabasco brachte die entsprechende Würze hinein. War auch relativ günstig. So würde es sich hier wunderbar 5 Wochen aushalten lassen.

Die anschließende Busfahrt kann man als kulturelles Highlight bezeichnen. Fahrpreis ist nicht der Rede wert, aber ähnlich beeindruckend ist das Erlebnis wie eine Busfahrt in Marokko (als weißer Europäer) zu bewerten. Mit einfachsten Mitteln unter Einheimischen unterwegs zu sein, die einen für reich halten, irgendwie hat das was. Die Fahrt ging größtenteils an der Atlantikkünste entlang, wobei es zunehmend dunkler wurde. Die Straßen schienen aber gut beleuchtet zu sein.

So setzte sich die lange Fahrt auch weiter fort. Am Flughafen stiegen wir aus und mischten uns im Food Court unters Volk. Dort versammelten sich andere Leute aller Nationen, vorrangig Deutsche, Brasilianer und Portugiesen. Hier lief das Spiel USA-Ghana auf großer Leinwand. Wir schlugen derweil die Zeit bis zum Einstieg in unser Flugzeug mit ein paar Bier tot und notierten den Sieg der USA über die Mannschaft aus Ghana.