Category Archives: Transsibirische Eisenbahn

Ein Tagebuch über die Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn im Jahr 2015 von Moskau nach Vladivostok und einen Aufenthalt auf der Baikal-Insel Olchon.

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5. August | Irkutsk #1

Der schmale Gang am Bahnhof in Irkutsk bleibt einem in Erinnerung, ebenso wie die am Ende liegende Treppe die mit bauchigen Russen gesäumt ist. Deren Ziel ist es, mit dem Vokabular eines einzigen Wortes “Taxi” unwissenden Menschen eine Mitfahrgelegenheit zu überhöhten Preisen zu verhökern. Also quasi Leuten, die nicht vorher über eine digitale oder physische Karte in Erfahrung gebracht haben, dass 50 Meter vom Bahnhofsausgang eine Trambahnhaltestelle ist, die einen für flockige 12 Rubel, also fast umsonst zum Zentralen Markt bringt. Wir waren also diesmal nicht viel Zielgruppe dieser Autobesitzer mit Finanzbedarf.

Ebenjene Straßenbahn brachte uns auch innerhalb von 15 Minuten ans Ziel. Von dort waren es nur 5 Gehminuten bis zum unserem Hotel, was diesmal seinen Namen auch verdient hat: Hotel Matreshka. Der Check-In verlief in russischer Sprache reibungslos, kurz noch ankreuzen wann und was es zum Frühstück geben sollte und schon durften wir auch fast ohne Zeitverlust unser Zimmer beziehen. Für den anschließenden Spaziergang lud ich mich noch die beiden Multi-Geocaches auf Mobiltelefon und schon wnaderten wir los.

Am angrenzenden Markt war bereits betriebsame Hektik eingekehrt. Etwas kleiner als der in Novosibirsk aber dennoch extrem schön, gab es hier zu fairen Preisen allerhand Lebensmittel. Besonders der geräuchtere Fisch und die vielen Wassermelonen machten einem den Magen wuschig. Wir verschafften uns nur zunächst einen Überblick, wo es was gab und für wieviel etwa.

Unser erstes Ziel war das Reisebüro von unserem Hotel auf Olchon, um für den nächsten Tag die Abfahrszeit des Busses in Erfahrung zu bringen. Die guten Damen und  Herren hatten mir zwar eine Bestätigung der Reservierung geschickt, aber keine Angaben zur Uhrzeit. Der Fußweg dorthin führte uns durch die örtlichen Straßen mit vielen hübschen aber zum Zeil schon verzogenen sibirischen Holzhäuschen. Ebenerdige Fenster mit bemalten Läden und am Sims angebracht waren diese spitzen Zapfen, an denen im Winter das Eis hängen würde. Herrlich schön. Die größeren Straßen waren alle schon durch dominante Betonbauten zugekleistert, aber hier in solchen Seitenstraßen standen noch überall solche hübenschen Bauwerke.

Dem Pförtner von Haus, in dem sich das gesuchte Reisebüro befand, überwanden wir mit unseren Russisch-Kenntnissen und der Ansage wohin uns der Weg führen sollte, kurz drauf wurden wir herein gelassen. Dort zahlten wir auch gleich die Fahrt, ebenso buchten und zahlten wir die Rückfahrt. Die Damen der Arbeit wussten offenbar Bescheid, wann wir Bedarf an einer Rückfahrt haben würden. Mit diesem kurzen Besuch waren also alle verbliebenen organisatorischen Fragen bis zur Ankuft in Wladivostok innerhalb von Mnuten erledigt.

Wir wanderten noch einwenig am Ufer der Angara in einer Art Promenade entlang, (be)suchten unterwegs den Final des gelösten Multicaches und ließen uns die Sonne auf den Pelz brennen. Auf der Angara-Insel Yunost durchschlederten wir die Station der dortigen Kindereisenbahn und liefen dann am Stadion vorbei in Richtung Altstadt zurück.

Am Markt versorgten wir uns noch mit ein paar Früchten und hatten erstmal von der Stadt genug gesehen. Es war auch eh viel zu warm draußen um es noch länger auszuhalten.

Zu Abend kehrten wir in die Fox Hall ein, wo wir erstmal standesgemäß mit lauter Musik zugedröhnt wurden. Das scheint überall Mode zu sein, ähnlich auch wie in Kuba. Allerdings lädt die aufgelegte Musik in Kuba zum Tanzen und guter Laune ein, die in Russland.. äh nein. Das Essen war extrem gut und preiswert, gut genährt verließen wir das Lokal. Danach schlenderten wir gemütlich und gut gesättigt durch die Stadt zur Unterkunft.

Fotos zu dieser Karte
Traditionelle Häuser( #1 )( #2 )( #3 )
An der Angara( #1 )( #2 )( #3 )( #4 )( #5 )( #6 )
Kindereisenbahn( #1 )( #2 )

4. August | Novosibirsk -> Irkutsk


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Der Zug kam pünktlich und hielt die planmäßigen etwa 50 Minuten am Bahnsteig. Zeit genug, um unser Abteil zu suchen und schonmal für die Nachtruhe vorzubereiten. Eine korpulente aber unfreundlich drein blickende Bahnbedienstete in roter Uniform reichte uns auch bald nach Abfahrt die ersehnte Bettwäsche.

Wir hatten das Abteil quasi allein für uns. Unser einziger Mitreisender in einem der oberen Betten hatte alles Hab und Gut bei seiner Familie nebenan untergebracht, ansonsten blieb das vierte Bett frei. Nach einer unruhigen Fahrt aufgewacht, rollte der Zug gerade durch die Taiga. Viele Nadelbaumwälder und immer wieder Birken, Birken, Birken. Die Landschaft war hier sehr bergig.

Durch die Zeitverschiebung wachten wir erst Mittags auf, was sich allerdings wie morgens anfühlte. So lehnten wir unwissend das angebotene Mittagessen ab, obwohl dies im Preis inklusive gewesen wäre. Wir hatten ja selbst ausreichend vorgesorgt. Ein insgesamt ereignisloser Tag ging im Zug daher, lesen, schreiben und aus dem Fenster schauen, mehr war heute nicht drin.

Allgemein war die Fahrt in der zweiten Klasse nicht nur aufgrund fehlender Gesellschaft durch andere Bahnreisende eine relative Enttäuschung. Obwohl der Komfort wohl etwas gehoben und beispielsweise die sanitären Anlagen in etwas gepflegterem Zustand waren, so fehlte doch irgendwie etwas. Beim Studium des Reiseführers zeigte sich, dass die Vorzüge der Platzkartenklasse in selbigem dar nicht so recht beleuchtet wurden. Über fehlende Hygiene konnte ich mich dort nicht beschweren, ebensowenig über fehlende Privatsphäre. Wem es zuviel ist, sich gesellschaftlich mit der heimischen Bevölkerung zu arrangieren oder sich auf die Farbe der Unterwäsche schauen zu lassen, für den ist die Fahrt in der zweiten oder gar ersten Klasse (die kenne ich von einer anderen Fahrt) genau das richtige. Wer aber Lust hat, Land und Leute näher kennen zu lernen und sich nicht auf einer gefühlt geführten Reise zu befinden, der ist in der Platzkartenklasse richtig aufgehoben.

Der Zug hatte die gleiche Nummer wie der, der uns zuvor nach Novosibirsk gebracht hatte: Zug 70, von Moskau nach Chita. Auch dieser hielt an vielen Unterwegsbahnhöfen immer mal wieder für wenige Minuten, lediglich an den bedeutenderen Städten wurden längere Aufenthalte von mehr als 25 Minuten fällig. Bei Kranojarsk hatten wir einen längeren Stopp und noch Hoffnung dass bei dem einzig etwas längerem Halt heute auf dem Bahnsteig was verkauft werden würde. Leider Fehlanzeige, keine Omas mit Früchtchen oder Fisch zu erkennen. So naschten wir all unser verbliebenes Essen zu Abend und nächtigten alsbald für die frühe Ankunft in Irkutsk.

Fotos zu dieser Karte
Abfahrt Novosibirsk( #1 )( #2 )( #3 )
Zweite Klasse-Waggon( #1 )( #2 )
Waldlandschaft( #1 )( #2 )
Landschaft( #1 )( #2 )( #3 )( #4 )
Bei Kansk-Yenisejsky( #1 )( #2 )( #3 )
Tracks auf dieser Karte
Zugfahrt Novosibirsk - Irkutsk(1671.63 km)

3. August | Novosibirsk #2


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Ein Tag, einfach so mit nichts vor. Das war heute der (Nicht-)Plan. Zunächst schliefen wir lang aus und dann wurde direkt beim Verlassen erstmal das günstige Hostel gezahlt. Zwei Übernachtungen für zwei Personen für zweitausend Rubel, klingt erstmal viel aber nach aktuellem Kurs sind das gerade mal 7.69€ pro Person und Nacht. Also macht die etwas laute Klimaanlage da auch nichts aus und es gab wenigstens warmes Wasser zum Duschen. Wenn ich nochmal in diese Stadt komme, ist dies hier die erste Adresse wo ich übernachte.

Wir schafften erstmal unser Gepäck in die Aufbewahrung am Bahnhof und futterten was im Bistro dort. Anschließend ging es eine Station mit der Metro zu einem Park wo laut meinem Smartphone der einzige Geocache im Umkreis von 50km zu finden sein sollte. Nachdem er über eine halbe Stunde lang am eindeutigen Objekt nicht zu finden war, rückten wir ab. Schade.

Zum Trost gab es von einem nahegelegenen Obsthändler an der Straße Pfirsische und ne Banane. Schon etwas besser nu. Wir schlenderten noch durch verschiedene Parks. Die Durchquerung des Zentralnyi Park machte besonders Spaß. Das ist eigentlich ein ganz normaler Park, aber an jeder Ecke stehen da irgendwelche Attraktionen, Fahrgeschäfte oder sonstwas. Am Nordende befanden wir und dann auch direkt am Spartak-Stadion, was aufgrund der riesigen Flutlichtanlage nicht zu übersehen war. Zum Glück war dort ein Tor offen, wo ich schnell hindurch und ein paar Schnappschüsse machen konnte.

Weiter ging es die Straße hinaus bis zum Marktgelände. Verschiedene Eingänge zum Markt ließen wir zunächst liegen, bevor wir uns einen breiten Gang aussuchten. Zunächst die Wertsachen nochmal in der Umhängetasche gesichert und hinein ging es ins Vergnügen. Wir liefen durch kleinere Gänge mit unterschiedlichen Waren wie Schuhe und Mützen, bis zu einer Halle in der großflächig Obst zum Verkauf stand. Riesige Melonen, Stände mit Äpfel, Kirschen, Pflaumen, allerlei Nüsse und Gewürze. Durch einen Gang erreichten wir die nächste Halle.  Hier gab es hauptsächlich Fleisch. Jede Menge Fleisch in Form von Wurst, Rinderhälften oder selbst bestimmbaren Größen, die einem dann vor den eigenen Augen per Beil zurecht gehackt werden. In einer weiteren Halle gab es Fisch, ebenfalls in beachtlicher Menge. Selbst lebendige Fische oder Krebse konnte man hier kaufen, Es roch entsprechend. In der letzten größeren Halle wurden wir mit Honig fündig und holten uns eine kleine Packung als Zuckerersatz für den Tee im Zug.

Draußen war direkt schon die Metro-Station, von der wir zum Bahnhof zurück fuhren. Dort haben wir uns an einem nahen Supermarkt mit Essen für die weitere Fahrt eingedeckt und in einem Pelmenaya was zu Abend gegessen. Also Pelmeni können die überall gut, fast wie  meine. Die restliche Zeit vertrieben wir uns im großen Wartesaal des Bahnhofs bei kostenlosem Internet und warteten auf den Zug. Die nächste Strecke nach Irkutsk würden wir ausnahmsweise in der zweiten Klasse (Kupe) fahren.