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Wolgograd | Saudi-Arabien – Ägypten

Unser nächster Halt war die geschichtsträchtige Stadt an der Wolga. Das heutige Wolgograd, frühere Stalingrad, war die entscheidenste Kriegswendung und umkämpfteste Stadt im Zweiten Weltkrieg. Zurecht wurde die Stadt nach dem Sieg über Deutschland wieder prunktvoll aufgebaut. Zumindest staatliche und offizielle Gebäude zeugten von sozialistischer Eleganz. Allein der Bahnhof etwa mit jenem in Novosibirsk vergleichbar, war eine echte Schönheit, sein Mittelturm mit Sowjetzeichen eine Pracht.

Wir verstaunten das Gepäck beim netten Ivan an der Aufbewahrung und versuchten unseren Weg zu einem brauchbaren Platz mittels Shuttlebus zu finden. Nahe eines gro0en Geschäftshauses mit großem Parkplatz stiegen wir auf die Tram zum Museum um. Die Matroelektrotram verwand zwischen dieser und der nächsten Station im Untergrund und mutierte zur Metro. Dort ging es auch direkt von wieder raus und wir liefen zum nahegelegenen Museum über die Schlacht um Stalingrad. Wieder wartet erstmal mit einer beeindruckenden Kriegsruine auf. Dort herum war auf einem erhöhten Gang allerlei Kriegsmaterial zur Schau gestellt. Auch der restaurierte Brunnen mit den tanzenden Kindern war vor dem Haus auf dem Raden aufgebaut worden. Ein voll funktionierendes und beleuchtetes Duplikat stand am Bahnhofsvorplat. Das Museum hatte heute offen, obwohl montags eigentlich Ruhetag ist. Vermutlich hatte das auch was mit der Spieltagsansetzung zu tun, sodass man Touristen nicht vor verschlossender Tür stehen lassen wollte.

Der gesamte Inhalt des Museums war ziemlich beeindruckend. Eine Reihe der Exponate und anderer Ausstellungen sowie die gut erhaltenen davon brachten mich ganz gut ins Staunen. Das Modell der Stadt in einem dunklen Raum, auf das die ständigen wechselnden Frontlinienverläufe mittels Beamer projeziert wurden, war mit düsterem Klang und Kriegstönen hinterlegt und zeigte, wie dünn die Linie der Verteidigung diesseits der Wolga verlief. Im oberen Geschoss gab es einen 360° Panorama-Blick auf das Schlachtfeld, auf großer Leinwand mit plastischen Elementen im Nahbereich. Mit einem übel und schlecht gelauntem Magen suchten wir ein Einkaufszentrum in der Nähe auf und versorgten unsren Hunger mit einer Portion Blins. Beim Rumlaufen zwischen den Märkten erregten wir die Freude junger und alter Russen, die eifrig das Gespräch suchten und sich dem Deutschen Publikum unerwartet freundlich präsentierten.

Von dort fuhren wir mit der Elektritschka zu der Station, an der auch das Stadion lag. Es erhob sich in einem geräumig angelegten Park mit tollem Wolga-Ausblick. Vor dem Spiel lag noch der Besuch des Mamaev-Hügel auf dem Tagesplan. Diese in der Schlecht strategisch wichtig gelegene und hart umkämpfte Anhöhe lag gegenüber der Bahnlinie zu unserer linken Schulter. Eine weitläufige Park-Anlage mit riesigen Skulpturen und Steinreliefen deutete etagenweise zur Mamaev an der höchsten Erhebung. Etwas unterhalb lagen eine Reihe Grabsteine mit einer Vielzahl sowjetischer Kriegshelden. Außerdem durfte eine Gedenkhalle mit einer ewigen Flamme und der Mahnwache nicht fehlen, wo der Soldat am Eingang von der Sonne gebraten wurde. In der Halle waren unzählige Namen von Soldaten in Mosaik verewigt. Nach einem ausgiebigen Rundgang nahmen wir wieder den Rückweg zum Stadion.

Es war nach dem Punktestand lediglich das Spiel um Platz 3 in Gruppe A. Dennoch heizten die Ägypter von der Tribüne ihrem Team ein und auch auf dem Rasen wollten beide Mannschaften hier etwas Prestige abgreifen. Die Ägypter gingen zurecht in Führung, verpassten aber frühzeitig zu erhöhen und so kam es fast mit Ansage, dass die Saudis ausglichen und kurz vor Schluss den Siegtreffer landeten. Wir vertrödelten nach dem Spielende eine Menge Zeit am Stadion und nahmen dann die Bahn zurück zum Hauptbahnhof. In direkter Umgebung war nicht viel geboten, aber mit etwas Mühe war eine Stolowaya mit mäßigem Angebot gefunden. Anschließend mit etwas Glück konnten wir einen Platz mit Bierausschank finden. Dort genehmigten wir uns auch einige Portionen, bevor wir uns fußläufig zum Bahnhof aufmachten. Unser Zug war wieder ein älteres Modell, ergo keine Klimatisierung. Aber er war wohl schon ein paar Tage in der Sonne gestanden. Die Fahrt, erneut im Kupe, war insofern deutlich angenehmer als der 20h-Ochsenexpress von der Nacht zuvor.

Fotos zu dieser Karte
Bahnhof Wolgograd( #1 )( #2 )
Museum - Vorplatz( #1 )( #2 )
Museum - Blick zur Wolga( #1 )( #2 )
Mamaev-Hügel und Denkmal( #1 )( #2 )( #3 )( #4 )

Sotchi -> Wolgograd | spielfrei #2


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Wir mussten zwar nicht früh raus, aber so richtig ausschlafen war auch nicht. Nach etwas Rumliegen und eine Dusche war es dann nauch schon bald Zeit, die edle Unterkunft zu verlassen. Fabrika, do swidanya! Wir versorgten uns mit Vorräten aus dem nahegelegenen Supermarkt. Per 100 Rubelschein ging es dann ohne Verhandlung im Wolga des freundlichen Opa per Uber-Taxi zum Bahnhof. Nichtmal um den Preis wollte der alte Mann feilschen, ein Traum.

Am Bahnhof ging wie immer alles reibungslos. Unser Zug war auf Gleis 3 angeschrieben. Die Fahrt ging diesmal wieder in einem Kupe, aber ohne Klimaanlage vonstatten. Durch das Gewitter der letzten Nacht und der bereits jetzt eingesetzten Mittagssonne war das natürlich besonders lecker. Es lief so richtig gut, die Suppe. Die anderen waren in tief philosphischen Themen beschäftigt, während mir vom Mineralwasser des vergangenen Abends der Schädel brummte und die Hitze sorgte für das übrige. Ein paar Stunden Schlaf mit den Füßen im Fahrtwind waren daher sehr angenehm. An einem der Zwischenhalte war ich wieder wach und es wurde sich mit Eis und einem Kwas auf die Hand verköstigt. Danach war der Abend noch in gemütlicher Runde rumgebracht. Ein doch sehr erholsamer Tag neigte sich dem Ende.

Fotos zu dieser Karte
Halt in Kransodar( #1 )( #2 )( #3 )
Tracks auf dieser Karte
Zug Sotchi - Wolgograd(685.06 km)

Sotchi | Deutschland – Schweden


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Der Wecker klingelte früh, kurz nach halb sieben. Die Dusche am Abend vorher hatte ich mir gespart, da der Tag recht angenehm vorbei ging. Daher mussten 15 Minuten weniger Schlaf und dafür die Dusche am Morgen herhalten. Das klappte eher schlecht als recht. Die Zeitverschiebung schlug ganz gut aufs Bewusstsein. Pünktlich halb acht verabschiedeten wir uns aus dem Hostel und suchten mit etwas Mühe die richtige Station für die Marschroutka. Am Flughafen, halbwegs wach, klappte alles reibungslos. Ein relativ holpriger Flug mit ein paar Turbulenzen brachte uns nach Adler. Die Stadt war genauso wie letztes Jahr. Touristisch überbevölkert, schmutzig und hektisch. Hier gab es zwar einige Shuttlebusse, aber man war eher an geldige Touristen und russische Urlauber angepasst, die ihre Kohlen rausballern. Ballermann quasi, man war nicht ganz so sehr wie bei den anderen Orten bemüht, es den WM-Fahrern recht zu machen. Dafür funktionierten hier aber Uber und der Happy Souflaki am Bahnhof Adler.

Wir ließen uns zunächst dorthin fahren und liefen den knappen Kilometer zum Hostel “Fabrika”. Kurioses Gelände, vorn am Eingang war ein Wachhäuschen, durch das man durch und nur gegen eine Hostelkarte oder Einverständnis der Rezeptionistin passieren durfte. Das Häuschen war von diversen Autoschrauber-Werkstätten rumringt und der Wachhabende kleidete sich mit einem Tarnshirt. Soldat light. Wir checkten problemlos unter Austausch einiger russischer Worte ein. Danach ging es gemütlich zum Happy Souflaki. Auch dort sprach man mit mir russisch, nachdem ich mich bemüht zeigte. Der Döner war auch nicht schlecht. Mittels FanID wurde ein Shuttlebus zum Olympischen Gelände genutzt, der aber einmal komplett um den Park herum fuhr. Insgesamt gefällt mir was Olympia-Areal richtig gut. Alles weiträumig aber gut angelegt, das Stadion mittendrin. Von einer Rennstrecke für die Formel 1 außen herum und mit schönem funktionierenden Bahnhof. Auf der anderen Seite hatte ich mit Fahrrad und Laufbegleitung den Strand und die Laufwege im letzten Jahr bereits ausgetestet. Heute stand hier später noch unser Spiel an, zunächst aber erstmal nur der Geocache an der Rennstrecke bzw. am Parkplatz davor. Der benötigte einwenig kreative Tarnung aber die nebenan stehenden Polizisten nahmen mir wohl ab, dass es nur um ein Foto ging. Keine Gefahr.

Mit der Elektritschka sollte es zurück zum Bahnhof Adler gehen. Die Ausstellung eines Tickets ging erneut mit FanID problemlos. Weil irgendein Held im Automaten 14 Rubel vergessen hatte, zog ich mir eine Flasche für die verbliebenen 46 Rubel aus der CocaCola Maschine, während die umliegenden Pachtstände 110 Rubel haben wollten. So macht die FIFA Märkte kaputt oder Geiz ist geil oder sowas. Die Bahn brachte uns zurück zum Hauptbahnhof in Adler, wo wir die eintreffende zweite Hälfte der Reisegruppe in Empfang nahmen.

Ab hier sollte es wie gewohnt zu viert weitergehen. Erstmal wurde erneut im Souflaki was warmes gegessen, danach wurde im Hostel das Gepäck verstaut und wir uberten für 300 Rubel zum Stadiongelände. Dort war hinterhalb des gesperrten Bereichs recht viel Andrang. Die sportliche Ausgangslage war auch vollkommen klar. Ein Sieg musste gegen starke und selbstgewusste Schweden her, sonst wäre bereits drei Stunden später das Turnier aus. Allerhand selbstverliebte Vikinger sangen daher bereits “Deutschland, auf Wiedersehen”. Fragt sich nur, ob Schweden die dazu notwendige Achtel-, Viertel-, und Halbfinals packt.

Zum Spiel musss ich wohl nicht viel schreiben. Schweden verhalten defensiv, wie erwartet. Machten das Tor aus dem Nichts und Deutschland kam erst am Ende zum Siegtreffer, der den Block ekstasisch explodieren ließ. Was für ein geiles Tor! Und wir bleiben weiterhin voll im Rennen.

Nach dem Spiel war auf Uber kein Verlass mehr. Ein Privatfahrer an der Hauptstraße aus dem Olmypischen Park heraus wollte 1000 Rubel haben, wir nahmen den drauffolgenden für 500. Ein recht fairer Preis für die enorme Nachfrage. Im Hostel ging es nach einem kalten Pivo bei einsetzendem Gewitter nach einem ekelhaft schwülen Tag recht schnell ins Bett.