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Nationalpark Iguazu (Arg), Itaipu

Eigentlich hatten wir heute doch etwas größere Pläne, aber aus dem Hotel schafften wir es erst zu halb neun. Anschließend nahmen wir den direkten Bus zur Grenze, der uns nach relativ langweiliger Fahrt hinter dem brasilianischen Grenzposten zur Ausreise auslud. Stempel peng-peng, schon war die Sache durch. Unglücklicherweise war während dieser paar Minuten aber auch der Bus schon weitergefahren. Das gekaufte Ticket war, unerwarteterweise, für den nächsten Bus nicht gültig und wir mussten erneut löhnen. Dieser Busfahrer war aber etwas kundenorientierter und wartete die Einreise der rund 20 Fahrgäste nach Argentinien ab. Sehr freundlich, dass wir hier nicht nochmal ‘ne halbe Stunde warten mussten.

Die Formalitäten zur Einreise sind kaum der Rede wert. Stempel peng, fertig. In Puerto Iguacu warf und dann der Busfahrer raus, aber hier sollte eine andere Linie zum Nationalpark fahren. An der Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite standen einige Touristen und um sie herum wuselten ein paar Taxifahrer die ihnen offenbar eine Fahrt zum Nationalpark anpriesen. Auch wir wurden dann zum Ziel ihres Geschäfts. Ungeduldig zeigten sie zuweilen auf die Preisaushänge, laut denen die Fahrt 17 Real pro Person im Bus kosten würde (oder auch 40 Pesos). Und sie boten es uns für unglaublich günstige 15 Real an! Scheinbar immer nervöser werdend (“vamos amigos”) zeigten sie immer wieder auf die angeklebten Zettel und waren sehr bemüht, Fahrgäste zu finden bevor die regulären Busse an der Haltestelle ankommen sollten.

Wir fuhren dann mit einem normalen Bus für 10 Real und ließen die Taxifahrer und ihre betrügerischen Zettel an der Station zurück. Der Bus fuhr direkt bis zum Haupteingang des Nationalparks auf argentinischer Seite. Zum Glück gab es dort auch direkt einen Geldautomaten, womit wir uns für den Eintritt ein paar Pesos ziehen konnten.

Der Eingangsbereich bestach durch großzügig angelegte Wege und eine Parkeisenbahn, die aber leider nur bis zur ersten Station fuhr. Die weitere Strecke vor wegen Hochwasserschäden der letzten Wochen gesperrt. Auch der Fußweg war zu. Sehr schade, dass sowas beim Eintrittspreis nicht berücksichtigt wurd. Ohne Zweifel sind die Aussichtspunkte vom oberen und unteren Weg absolut beeindruckend aber auch andere Parks passen die Preise an, wenn bestimmte Hauptattraktionen nicht zu besichtigen sind. Zu den Fällen selbst kann man nicht Eindrücke schlecht in Worte fassen. Ein überragendes Schauspiel aus Wasser ergoß sich die Klippen hinunter, rauschendes Getöse war ein permanenter Begleiter. Unvorstellbare Wassermassen suchten sich ihren Weg nach unten, auch über Kaskaden hinweg. Eine Gicht lag ähnlich dem  Rauch eines Waldbrands über der gesamten Schlucht. Ein Wahnsinnsanblick, dem man gesehen haben muss. Die rund 21€ Eintritt rechtfertigten dies auf jeden Fall.

Wir verkloppten die letzten Pesos in einem Supermarkt nahe der Bushaltestelle vom Umstieg für ein paar Getränke und etwas Brot. An der Haltestelle auf dem Bus wartend hielt ein Auto, was sich als Taxi anbot. Wir handelten einen Preis zum Busterminal in Foz aus und los ging die Fahrt in einem argentinischen Auto über die Grenze. Der europäische Pass machte Aus- und Einreise sehr einfach. Neue Einreisekarte, fertig. Da es schon zu spät für den Ausflug nach Paraguay in die Grenzstadt Ciudad del Este war, ließen wir uns noch nach Itaipu (“Itaipu? – Itaipu!”) zum Staudamm fahren. Dies schien dem Fahrer offenbar Spaß zu machen, übte er gleichzeitig mit einem Nebenauto sein Portugiesisch und kam vermutlich zum ersten Mal in die Nähe des Staudamms. Außerdem amüsierte ihn, dass ein paar Gringos keine bessere Verpflegung als trockenes Weißbrot und argentinische Getränke in 1.5l PET Flaschen dabei hatten. Er war jedenfalls für ein paar Minuten gut bespaßt. Wir verabschiedeten uns von dem lustigen Argentinier und buchten die nächste, letzte Panorama-Fahrt auf dem Itaipu-Damm.

Nach einem kurzen Film, während dessen wir das argentinische Bier genossen, der uns lobby-mäßig erklärte, warum diese Energie so sauber und toll für die Erde ist und was der Energiekonzern alles wichtiges für die Menschen tut, ohne zu erwähnen, wie viele Menschen beim Bau umgekommen waren, umgesiedelt werden mussten oder wie viele Pflanzen und Tierarten nun ausgestorben sind, ging es im offenen Doppelstockbus auf das Betriebsgelände. Der Anblick des gigantischen Damms am ersten Stopp konnte einen echt aus den Socken hauen. Die auf der unteren Straße fahrenden Busse wirkten wie Spielzeuge im Vergleich zu den riesigen Wasser-Fallrohren in denen Teile des Sees zu den Generatoren geleitet wurden. Einzelne Menschen konnte man von dieser Position aus gar nicht ausmachen.

Die Lichtverhältnisse ob der tiefstehenden Sonne waren nicht optimal zum Fotoknipsen. Auch an der zweiten Aussichtsposition änderte sich daran nicht viel. In unserem Bus befanden sich nicht mehr als 8 oder 9 Besucher. Der seitliche Wasserüberlauf des Damms führte gerade auch gar keins. Scheinbar wurde der Pegel des Flusses niedrige gehalten, damit die Massen aus dem Rio Iguazu, der wenige Kilometer von hier mündete, abfließen konnten. Die Fahrt führte uns dann weiter erst entlang der unteren Straße, anschließend ging es auf der oberen Dammstraße das Panorama bewundern. Man konnte das gegenüberliegende Ufer des Stausees nichtmal im Ansatz erblicken. Ein Meer aus rotem Wasser, gestaut für die Energiegewinnung aber die Massen an Wasser konnte man nichtmal überschauen.

Auf der rechten Uferseite lag ein Haus, dessen Steg unter Wasser zu liegen schien. Ein kahles Bäumchen ragte etwa 20m davon entfernt aus dem Wasser. Obwohl es noch dämmerte und der See ruhig da lag, war kein Boot unterwegs. Auf der anderen Seite des Damms erstreckte sich 15m tiefer das Flussbett, wobei man auf beiden Uferseiten einen normalerweise höheren Wasserstand vermuten könnte. Unser Bus fuhr eine Wendeschleife und überhalb des Gegendamms auf dieser Seite wieder zurück. DieDame, die durch portugisische Durchsagen unterhielt und der Fahrer des Busses wurden in den Feierabend entlassen und wir nahmen mit dem bereits wartenden Stadtbus Kurs aufs Abendessen.

Heute wurde in der angeblich besten Churrascaria des Ortes eingekehrt. Der stolze Preis von rund 30 Euro pro Person sollte sich aber dank hervorrangender Fleischqualität dennoch bezahlt machen. Nachdem der Teller leicht gefüllt vom Buffet am Tisch stand, kamen schon die Kellner mit verschiedensten Fleischspießen an. Wir ließen es ordentlich krachen und nahmen beinahe von jedem Stück eine Kostprobe. Eines besser als das andere. Auf Buffet konnte man somit guten Gewissens verzichten. Einzig beim Bier für 11 R$ hielten wir uns etwas zurück. Der Laden war sehr belegt, zum Ende hin, füllte sich zusehens. Als wir gingen, war kaum noch ein Tisch frei. Die Zeit war aber schon reicht weit fortgeschritten, außerdem wurden wir auch nicht mehr so frequent bedient wie am Anfang und hatten Tags drauf eh genug vor, sodass der Abend recht schnell beendet wurde.

Foz do Iguacu

Früh am Tag ging es raus zum Flughafen von Porto Alegre. Der unruhige Flug steuerte den kleineren Flughafen von Sao Paulo an. Dieses stellte sich im Terminal als ein hübsches sauberes Gebäude heraus, was wir ja bereits hatten.  Ein horizontales Rollband zum Überwinden einiger Entfernungen fehlte im Vergleich zu modernen europäischen Terminals, ansonsten wusste er zu überzeugen und sich vom GRU abzuheben. Nach geringem Aufenthalt und fast zeitgleich zur Partie Argentinien – Schweiz mussten wir auch schon boarden.

Ein nochmals ruckeliger Flug brachte uns nach Foz do Iguacu. Dieser Ort empfing uns mit einem schnuckeligen Flughafen, in dem wir pünktlich noch die Schlußminuten des Fußballspiels schauen konnten. Danach ging es per öffentlichen Verkehrsmittel bequem die 25km in die Stadt am Dreiländereck zu Paraguay und Argentinien. Nachdem wir zum zweiten Spiel einwenig im Hotelzimmer herumgegammelt waren, kehrten wir abends noch in die Churrascaria um die Ecke ein. Zunächst hatte das Restaurant den Eindruck einer gehobenen Etikette erweckt, gedeckte Tische und Null-Publikum sprachen eine eigentlich eindeutige Sprache. Aber letztendlich war der Preis okay und wir langten ordentlich am Buffet zu. Es gab also reichlich Fleisch vom Spieß mit ein paar Beilagen, um den Tag ausklingen zu lassen.

Porto Alegre | Deutschland – Algerien

Bei unserer Ankunft in Porto Alegre erwartete uns ein richtiges Scheiß-Wetter. Kalt, nass und windig sind die passenden Worte dafür. Mehr brauchts auch nicht. Wir teilten uns auf, ein Teil holte die Tickets vom Flughafen und Collection Point, brachte anschließend die Sachen uns Hotel, der andre Teil wartete in der Stadt. In einem für diesen Bundesstaat üblichen Restaurant in einem Einkaufszentrum trafen wir uns wieder zusammen. Dort gab es AllYouCanEat der besonderen Form. Hühnersuppe mit Nudelbällchen, danach Teile von jüngen Hühnchen und verschiedene Nudelsorten. Alles wurde geschaufelt, wer weiß wann es wieder zu essen geben würde. Parallel dazu lief das Spiel der Franzosen. Mit allerhand Fleisch hatten es die Brasilianer es schon gut drauf.

Von dort konnten wir anschließend gemütlich zu Fuß zum Stadion gehen, es lag nur 1.5km am Ende der für uns gesperrten Straße. Gerade in dem Moment als wir das Lokal an der Außenseite der Mall verließen, lief gerade die Spitze des Corteo auf der Straße vorbei. Viele komische Fußballfans folgten dem Bus mit dröhnender Musik und Fanclub-Nationalmannschaft-Beflaggung. Auch schwarz-rot-goldene Luftballons wurden von dort verteilt um der daherziehenden Masse mehr Spaß zu bereiten. Sah irgendwie wie doch ein kleiner Loveparade-Ersatz aus. Wenn sowas mal zum Standard beim Fußball und Spielumfeld wird, dann gute Nacht. Wir liefen sehr entspannt und gut genährt neben der Masse her.

500m vor dem Stadion gab es dann periodisch Sperren, wo dann vereinzelt nach Tickets durch Ordner geschaut wurde. Diese wurden durch starke Polizeipräsenz beobachtet, offenbar damit sich keine Proteste oder sonstiger organisierter Pöbel zutritt verschaffen konnte. Mit Schutzschild und sogar einer berittenen Staffel wurden, nicht anders als in Deitschland sinnlos Staatsmittel verbrannt um Gefahren einzudämmen, die absolut irreal sind und Besitzer selbst der wenigsten Hirnzellen sich die Frage nach dem Sinn stellen müsste. Oder man begnügt sich damit der Panikmache-Propaganda zu verfallen und aus Angst so Schrott als Selbstverständnis hinzunehmen. Nunja, Alibi-Arbeit ist somit fast immer zu 100% erfolgreich und man muss ihm ihnen meist nur einreden, in Uniform da stehen und blöd gucken damit sie wieder mal die Welt gerettet haben. An den Einlasskontrollen wurden mir noch Haarspray und Deo abgenommen, die zuvor mit modernster Technik entdeckt wurden. Ich war mir sicher, dies Schmuggelgutwürde seiner restlosen Vernichtung zugeführt, um böseres Unheil zu verhindern. Nicht, dass da jemand sich im Stadion noch hübsch macht und gut riecht, ist ja schließlich kein Schönheitssalon.

Wir gammelten noch einwenig auf der Tribüne herum, waren eh etwas zu früh am Start, während sich die Hütte so langsam füllte. Das Stadion hatte bis auf die interessante Dachkonstruktion und die relativ ausreichenden Umläufe nicht viel zu bieten. Vom einem Verein, der hier  spielen soll, fehlte jedes Wiedererkennungsmerkmal. Nasser, grauer Beton erschlug einen hinter der bunten FIFA-Banner- und Aufkleber-Fassade. Beide Ränge waren wieder durch Eingänge getrennt, dass man nicht wechseln konnte um eventuell ein Foto vom oberen Teil zu machen. Eine andere Veranstaltungshalle auf dem äußeren Stadionumlauf sorgte für verengten Platz beim Zulauf zu den Eingängen. Neben dicht stehenden Menschen fiel es nicht vielen Leuten leicht, das ansonsten relativ hübsche Äußere des Stadions zu bewundern.

Das erwartet zähe Spiel verbrachten wir hinter dem deutschen Block im Unterrang. Die Ordner machten heute deutlich weniger Ärger um Fahnen, der deutsche Oberrang war jedenfalls zur zweiten Halbzeit sehr gut beflaggt. Auch der Support konnte sich ob der Publikumsstruktur sehen lassen. Zweimal wurde es um Algerien etwas lauter, die Stimmung schwenkte stark Pro-Algerien. Unsere Mannschaft aber machte in der Verlängerung jedenfalls den Sack zu. Im Viertelfinale muss zwar eine andere Leistung her, aber für die Nordafrikaner als letzte Mannschaft des Kontinents hats erstmal gereicht.

Auf dem Weg zurück zur Mall stärkten wir uns mit gegrillten Fleischspießen und Bier. In der Mall selbst gab es dann nochmal Bier. “Kaiser” hieß das edle Gebräu für das wir offenen Spott einiger Brasilianer ernteten, denn es wäre das schlechteste Bier in Brasilien. Nunja, irgendwo auf der Welt muss es ja auch ein zweites Öttinger geben. Das gute Zeug musste weg und wurde entsprechend gekippt.

Anschließend ging es noch in eine Ecke wo viele junge Leute sich zum Feiern und Weggehen trafen. Da die gefüllten Lokale aber zu gut gefüllt waren und die nicht gefüllten Lokale Eintritt haben wollten, beschränkten wir unseren Aufenthalt auf ein paar  Wegbier und die vorhandenen Dixi-Klos. Im Hotel angekommen, wurde noch eben der Wecker gestellt und die Augen geschlossen.