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Rio de Janeiro | Frankreich – Deutschland

Wir organisierten nach kurzem Frühstück unsere Klamotten, sodass alles im Kofferraum lag und fuhren weiter nach Rio. Die Stadt empfing uns in Nebel gehüllt, morgens um halb neun. Auf der Straße entlang der Copacabana war noch nicht so viel Betrieb, aber schön anzusehen war der Strand schon. Baden gehen, vielleicht mal an einem anderen Tag. In einer Seitenstraße in der Nähe wurde das Auto geparkt und die Karten fürs Spiel aus dem Hotel geholt, wo der DFB sein Bürochen hatte. Danach gings auf direktem Weg in Richtung Stadion.

Wir fanden nach kurzer Suche einen fußläufigen, kostenlosen Parkplatz wenige hundert Meter vom Maracana entfernt. Hier war aktuell wenig einheimischer Betrieb, aber zumindest ein Polizeiauto stand auf der andren Straßenseite, sodass wir unser Auto beruhigt an den Flachbauten neben der größeren Straße stehen ließen. Da wir noch ein paar Karten für dieses Knallerspiel gegen Frankreich über hatten, steuerten wir die Metrostation am Maracana an.

Über das Internet hatten wir Kontakt zu einem deutschen, der noch nicht mit einer Karte versorgt war. Aber auch hier gab es knapp unterhalb der Fußgängerbrücke einen halbwegs lebendigen Ticket-Markt. Einen besseren Ort gab es hier nicht für die Übergabe, da die Brücke oberhalb bereits vorn von mehreren Linien von Uniformierten abgesperrt war, die Tickets sehen wollten. Wir konnten uns dort oben zwar frei bewegenm mussten aber außerhalb der Kontrollen bleiben, da die überzähligen Tickets noch an bedürftige Passanten gegeben werden mussten. Also sammelten sich die Leute, die ohne Karte angereist waren, dort unten. Wir versorgten zwei oder drei Deutsche mit Tickets, die sich daraufhin wie Schnitzel freuten. Die letzte freie Karte haben wir an einen Kasachen, bevor wir mehrere Minuten untätig herumstanden und auf unseren Internet-Kontakt warteten damit auch er seine Einlasserlaubnis in Papierform bekommen kann. Nach diesen paar Minuten kamen ein paar Leute in Poloshirts, gaben sich per Vorzeigen der Marke von der Polizei zu erkennen und führten uns hinter den Brückenpfeiler, direkt unterhalb des Metro-Ausgangs. Dort folgte eine oberflächliche Durchsuchung, den Kasachen haben sie auch nebenan kontrolliert. Jeder Schritt, hier wieder etwas mehr in eine Gegend mit besserer Luft zu kommen, unterband ein dunkelhäutiger Uniformierter mit den Worten “com on”.  Da dies sein einziges Vokabular zu sein schien, erntete er lediglich aufgrund der Uniform und der etwas dickeren Waffe am Gürtel ein Mindestmaß an Respekt. Weder seine Versuche seriös, noch jene männlich dominant zu wirken, konnten uns gemeinsam davon abhalten unsere Langeweile zur Schau zu stellen. Die zivilen Bullen waren ziemlich offensichtlich der Meinung, hier ein paar dicke Fische gefangen zu haben und nahmen uns und den Kasachen mit. Wir wurden erst zu einem Auto gebracht und dann zur Wache gefahren, die zum glück nur wenige Straßen entfernt lag. Zeit genug bis zum Anpfiff war noch und wenn die hier nicht völlig blöde arbeiteten, wäre die Sache stimmt eh bald vorbei.

In der Wache liefen allerhand wichtige Menschen mit offen vor der Brust getragener Polizeimarke umher. Die männlichen Exemplare trugen ihre Pistolen wahlweise im Halfter oder gar auch nur zwischen Gürtel und Hose eingeklemmt.  Blank poliert und funkelnd waren sie alle. Die Karren – nicht die Typen.  Dienstkleidung war hier offenbar frei wählbar, einige beschränkten sich auf Poloshirts, andere waren dagegen des Hemd-Knöpfens mächtig. Leider waren sie sprachlichen Hürden zur Einstellung in den Polizeidienst hier anscheinend von genauso niedriger Natur geprägt, denn hier eine Handvoll Menschen war hier einer anderen Sprache als Brasi-Portugiesisch mächtig, sodass sie auch ordentlich mit Ausländern überfordert waren. Diesen Umstand machten wir uns bereits im Auto auf der Fahrt zur Wache zunutze, indem wir uns mit dem Kasachen einwenig auf Russisch unterhielten. Wir kamen überein, dass wir uns ja schon bei der EM vor zwei Jahren in der Ukraine getroffen hatten, uns seitdem kannten und uns für die Tickets heute an der U-Bahn getroffen hatten. Die wichtigsten Eckdaten waren somit schonmal direkt im Auto auf dem Rücksitz des schwarzen Bullen mit seinen auffälligen Tattoos, der gestählten Brust und seiner silbern funkelnden Dienstwaffe abgeklärt.

In der Wache selbst wiesen jene Diensthabende, die wohl eine höherwertige Schulbildung genommen hatten, zwei von unserer Reisegruppe und den Kasachen zur Identitätsfeststellung und Ausfüllung des Formular. Wobei sich der Kasache mit 65 Jahren erstaunlich fähig zeigte, dem Polizisten durch vorgespielte Unfähigkeit ihr Tagwerk als echte Arbeit aufzubürden. Insgesammt war der Mann ziemlich gut, hat keinerlei Information fließen lassen und ständig nach dem Grund seiner Mitnahme gefragt. Es dauert eine Weile aber wir konnten einwenig mehr russisch reden und uns über ein paar Sachen unterhalten, damit diese sinnlose Zeitverschwendung hier endete und wir unser Spiel schauen könnten. Da die Polizisten an der U-Bahn ein paar Dollarnoten den Besitzer haben tauschen sehen, wollten wir gemeinsam angeben dass er uns das Wechselgeld nach dem Spiel hätte geben wollen. Diese Unterhaltung wurde von dem MiamiVice-gestylten Polizisten auch ohne große Englisch- oder Russisch-Kenntnisse geblickt und der Kasache wurde zur Befragung gebeten.

Eine weibliche Polizisten, offenbar die Herrin hier um Haus und der englischen Sprache zumindest ein bisschen mächtig, hatte ganz offenbar ein paar Zweifel bekommen aber der dunkle in dem grünen Shirt argumertierte heftig an seiner Version, er hätte hier ein paar gemeingefährlichen Schwarzmarkthändler hochgenommen. Es wurde von dem Kasachen und einem von uns Zeugenprotokolle angefertigt, was nur wegen der anschließenden Übersetzung einen weiteren Haufen Zeit brauchte. Tja, der Übersetzer hat an diesem Tag vermutlich mehr Karriere gemacht als Mr. Sonny Crocketmit seiner dicken Knarre, so ein Pech aber auch.

Insgesammt waren unsere Versionen der Ereignisse ziemlich stimmig, der Kasache war definitiv ein helles Köpfchen.Während der gesamten Prozedur sparte er auch nicht damit, seine Absichten des Fußballguckens zu verkünden und dass erja nur wegen der WM in diesem Land wäre und sonst keinerlei Interesse an diesen Menschen hätte. Das Vorzeugen alter Kriegswunden unterstrich dann nochmal, dass sich irgendwelche möchtegern Ordnungshüter nichts auch ihr Können einbilden brächte und dieser Mann bereits mehr für den Weltfrieden getan hätte, als sie alle zusammen. Seine Befragung war etwas früher fertig als unseren und er wurde 20 Minuten vor uns entlassen. Kurz vor Spielbeginn standen seine Chancen gut, es noch bis zum Anpfiff ins Maracana zu schaffen. Auch wir rechneten uns jetzt ganz gute Chancen aus dass die dämliche Behörde die Ziellosigkeit der Aktion einsah und ihre Alibi-Arbeit schnell abschließt, damit wir noch was vom Spiel sehen konnten. Anschließend könnten die Deppen ja mit ihren Knarren in der nächsten Favela ihre Männlichkeit beim Sprengen eines Drogenrings beweisen anstatt wehrlosen WM-Touristen auf den Sack zu gehen.

Aber auch zwischendurch gab es immer wieder kleinere Situationen zur Belustigung. Ein deutscher wurde zur Vernehmung geführt, er hatte sich bei der Kontrolle seiner Aquirierung wohl gegenüber eines Kontrollposten etwas echauffiert, die Worte “fuck the system” oder direkt zum Uniformierten das F-Wort fallen lassen, worauf hin sie ihn mitgenommen haben. Sinnlose Aktion. Viel Schlimmer dran dürfte der deutsche Penner gewesen sein, der ohne jegliche Dokumente unterwegs war und tierisch gestunken hat. Er kramte all sein Hab und Gut aus der Tasche, viel war es nicht, ein paar WM-Flyer und ein paar Dollar die stanken als hätte er da schon fünfmal drauf gepisst. Sein portugiesisch war aber ganz okay und auch irgendwann hatte er verstanden, dass deine “Suche Ticket”-Pappe nicht ein größtes Problem war, sondern seine fehlende Aufenthaltserlaubnis. Ein lustiger Kerl auf jeden Fall, dessen Bart so als wie der letzte Titel war. Er wurde dann anschließend zu einer anderen Behörde gebracht.

Die zweite unserer Vernehmungen wurde kurzzeitig durch einen lauten Aufschrei unterbrochen, als man im Fernsehen das Tor der Deutschen gegenüber den Franzosen gesehen hatte. Die kurze lautstarke Unterbrechung sorgte bei den anwesenden Beamten für etwas Verwirrung. Der Schmarrn war dann auch kurz danach endlich vorbei, wir bekamen unsere Karten und durften gehen. Es war wohl etwas dreist, den Bullen zu fragen ob der uns nicht zum Stadion fahren möge für die Unannehmlichkeiten, die uns die Miami-Vice-Einlage gebracht hat, aber sein Blick war den Versuch wert. Ein Taxi brachte uns wieder in die Nähe des Eingangs, wo wir noch die eine überzählige Karte an einen wartenden Zuschauer gaben und mit ihm den Sperrgürtel passierten. Der ersten Blick auf das Spielfeld erreichte das Geschehen zur 35. Spielminute.

Die Sonne knallte heftig auf unser Stückchen Zuschauerflächte und auch weite Teile der Gegengerade. Ein paar Sekunden der Orientierung zeigte uns, dass wir nur ein paar Reihen unterhalb des deutschen Sektors standen. Auf unsere Plätze würden wir uns dann nach der Halbzeit begeben, nun aber erstmal das Spiel schauen und das Stadion wirken lassen. Obwohl dieses historische Stückchen Fußballplatz durch seine Vergangenheit und Tradition berüchtigt ist, war ich nicht mehr beeindruckt als von vergleichbaren Stadien in Berlin, Wien oder Moskau. Man konnte es ausdrücken – Der Geist dieses alt-ehrwürdigen Grounds wollte einfach noch nicht auf mich überspringen und die Atmosphäre langte noch nicht an jenes Stadion in Brasilia heran. Das vergleichsweise weitläufige Rund und auch der mögliche Zugang zum oberen Ring sowie großzügig angelegte Umläufe machten dieses Stadion aber definitiv zu einem unter den Top20.

Während der zweiten Halbzeit gab es direkt um den deutschen Block herum etwas Gepöbel, auch ein paar Ordner mussten aktiv werden. Einwenig des Pro-Franzen-Support mit mehreren Allez-Les-Bleus-Rufen gelang zeitweise zu beachtlicher Lautstärke. Einige Brasis zogen wieder ihr eigenes Programm durch, vom Kern des Franzen-Blocks direkt gegenüber hinter dem Tor war aber nichts zu hören oder zu sehen. Das Zwischenergebnis wurde mit effizienter Leistung bis zum Ende gehalten und Deutschland stand als erster Halbfinalist fest. Ein beruhigendes Gefühl machte sich breit, während alle anderen Mannschaften noch ran mussten. Besonders im Hinblick auf Brasilien und ob sie sich wieder genauso schwer tun würden wie gegen Chile. Dieses Spiel jedenfalls war schuld daran, dass wir auf dem Web nach Petropolis nichts kaufen konnten. Anders als in Deutschland wo es Fußballliebhaber und -hasser gibt, die zweifellos auch in Brasilien zu finden waren, wurde hier ohne jede Diskussion zu den Heimspielen der Selecao wirklich jeder Supermarkt geschlossen und vor jede Tankstelle Hütchen gestellt. Das ganze Land saß ohne Wenn und Aber kollektiv vor den Fernsehern. Sogar die größten Suprtmärkte hatten ihre Tore geschlossen und auch die Zufahrt zum McDonals war abgesperrt. Wir kaufen an einer eigentlich geschlossenen Tankstelle einige Getränke während und der Verkäufer keines Blickes würdigte. Dank des Spiels aber auch war die Straße halbwegs vom Verkehr irrer Brasilianer in Autos befreit. Unsere Fahrt nach Petropolis verlief dadurch ziemlich flüssig.

Der Ort war auf einer sehr zerflüfteten Hügellandschaft gelegen, unsere Unterkunft lag etwa hochmals 10km außerhalb. Wir wurden von den leicht verrückt wirkenden Hausherren eingewiesen. Sie waren wohl ob des gewonnenen Brasilien-Spiels etwas aufgedreht und strahlten schon leichte Vorfreunde für den Vergleich mit Deutschland aus. Mal schauen, inwieweit die Stimmung nach einem möglicherweise verlorenem Halbfinale kippen könnte. Die Unterkunft nach Art einer Ferienwohnung wusste durch ein geräumiges Bad und einem großen Kühlschrank zu gefallen. Wir fuhren abend nochmal in den Ort um für den nächsten Tag auch den Grill bedienen zu können und für den Abend noch einige Kaltgetränke zur Brust nehmen zu können. Fürs Frühstück war auch genug dabei, zum Glück hatte der kleine Supermarkt um diese Uhrzeit noch/wieder offen. Im Restaurant deckte eine Fleischplatte mit Schwein, Huhn und Hühnerherzen unseren heutigen Bedarf nach tierischen Fetten, die Beilagen wurden dankend und großzügig übrig gelassen.

Ciudad del Este, Nationalpark Iguazu (Bra)

Heute standen wir ziemlich zeitig auf, hatten ja auch noch viel vor. Die wenige Zeit wollte ja gut genutzt sein. Knapp zwei Kilometer von unserem Hotel entfernt lag die Grenze nach Paraguay und wenn man schonmal da ist und einen so ziemlich jeder Reiseführer die Grenzstadt Ciudad del Este ausdrücklich nicht empfahl, so wollten wir sie dennoch besuchen.

Ein Linienbus brachte uns über die Brücke und ohne jegliche Passkontrolle in den abgeranzten Ort. Scheinbar interessierte sich hier kein einziger Grenzposten der beiderseitigen Anlagen für irgendeine Art von Grenzverkehr. Fußgänger, Moto-Taxis und Linienbusse hatten somit freie Fahrt. Die Straße war mit allerlei Händlern sehr belebt. Hier blühte das Geschäft des schnellen Geldes, billiger Waren und des Devisenhandels. Der starke Brasil Real nötigte uns vorerst nicht, die zahlreichen Wechselstuben in Anspruch zu nehmen. Große Ziele oder Sehenswürdigkeiten hatten wir nicht ins Auge gefasst. Die Stadt machte keinen sehr sicheren Eindruck, besonders in Sachen Sicherheit hochwertigerer Geschäfte wurde  nichts dem Zufall überlassen. Mal hier ein Wachmann mit Halb-, wahlweise auch Vollautomatik oder gar Pumpgun, gibt in Europa vor Schmuckgeschäften nicht so oft. So ließen wir bei einem Spaziergang zu einem Geocache die Umgebung auf uns wirken.

Nach einiger erfolgloser Suche konnte dieser jedoch nicht gefunden werden und so entschlossen wir uns spontan mal das Stadion der Stadt anzusehen. Per Taxi ging es zu diesem alten Ground, an dem aber gerade nur rudimentärer Betrieb herrschte. Ein Wachmann, leicht bewaffnet, holte nach kurzer Diskussion einen Hausmeister, der uns dann freundlicherweise mehrere Tore zum Aufgang auf die Haupttribüne öffnete und uns begleitete damit wir dort ein paar Fotos machen konnten. Das alte Gebäude hatte ziemlich viel Stil gegenüber modernen FIFA-Palästen. Zweifelsfrei würde hier noch Fußball in reinster Form erlebt werde. Hier knippste niemand während eines Spiels Selfies oder würgt sich eine Cola rein, zeigt Arbeitskollegen zum Angeben am Tag danach die Eintrittskarte.

Wir ließen noch ein paar Minuten hier und fuhren dann mit dem wartenden Taxi zur Grenze zurück. Der Mann hatte bei der Ankunft scheinbar ein Problem mit der Währung oder dem Betrag den wir ihm gaben und zog eine gute Show ab, rief auch nach der Polizei. Es war ziemlich interessant zu sehen, wie erwachsene Männer im Staatsdienst offensichtlich fremde Passanten anhalten, eine Hand an der Waffe obwohl null Gefahr von uns ausging. Trotz sprachlicher Barrieren zeigten wir uns voll kooperativ, während die Polizisten mit dem Taxifahrer total überfordert waren und nicht so recht wussten, wie die Situation zu lösen ist. Wir machten durch einfache Körpersprache deutlich, dass wir gar nicht wüssten was eigentlich das Problem ist, während der Taxifahrer irgendwas auf spanisch hysterisch daherquatschte. Nunja, was soll schon passieren? Eine Fahrt, seinem Gefühl nach zu wenig bezahlt, dafür würde man Touristen hier kaum erschießen, vor allem nicht weil sich mittlerweile rund 40 Schaulustige versammelt hatten und das Geschehen interessiert verfolgten. Aber auch die Präsenz der Ordnungshüter war nicht schlecht, etwa 10 Beamte von mindestens 4 verschiedenen Abteilungen, Zöllner, reguläre Bullerei, Grenzpolizei, Militärpolizei und weiß der Geier was für wichtige Leute mit Knarren standen da doof rum und wussten mit ihrer dämlichen Sprache nicht weiter. Schlußendlich gaben wir dem Mann noch 5 Brasi-Real extra mit dem guten Gewissen dass er selbst wohl nicht viel davon haben wird, sondern eher noch der eine oder andre Polizist jetzt noch was von dem kleinen Nebenverdienst erntet.

Der Reiz nach einem paraguayischen Passstempel schickte uns in die Grenzanlage zur Einreise, schließlich waren wir bis dahin immernoch offiziell in Brasilien unterwegs. Mit Hilfe eines der Stempel und völlig ohne elektronisches Einlesen des Passes wurde uns die Einreise gestattet, gracias! Der Beamte schien sich sehr für all die wundersamen Stempel und Visa ferner Länder zu interessieren und nahm sich seine Minute für die Durchsicht in Demut, dass er dort nie sein wird. Gleiche Prozedur für alle und mit guten Real wurden wir auf dem Markt auch mit einem Getränk belohnt. Anschließend ging es direkt wieder zur Ausreise. Auch hier kamen wir unbürokratisch voran und nahmen anschließend den Bus zum Hotel.

Die Klamotten dort abgeholt, schnappten wir uns den nächsten Bus zum Flughafen-Terminal und von dort weiter zum Iguazu-Park auf brasilianischer Seite. Der Park diesseits des Flusses bestach durch ein weitläufiges Gelände. Auf der einen Straße fuhren Busse zu den verschiedenen Stationen wo man auch optionale Touren starten kann, gegen extra Bezahlung natürlich. Die Fahrt hatte etwas Jurassic-Park-mäßiges. So eine einfache Busfahrt durchs Gelände war recht unspektakulär und aufkommende Langeweile wurde sofort mit Durchsagen vom Band mit Vogelgezwitscher im Hintergrund unterbrochen.

Am Eingang zu den Wasserfällen stiegen wir aus und folgten dem Pfad. Schon bald wurden auch dieser die ersten Nasenbären gesichtet und am ersten Aussichtspunkt gab es ein herrliches Panorama über die Fälle zu bestaunen. Der Besucherfluß entlang des schmalen Weges war aber trotz der vielen Menschen recht gut zu ertragen und jeder Ausblick auf die Wasserfälle war beeindruckender als der vorherige. Absolutes und unschlagbares Highlight ist natürlich der Steg unterhalb der großen Fälle, wo entweder regenfeste Kleidung oder oberkörperfrei Programm sein musste. Hier wurde man mit der Gicht nur so eingedeckt, wahnsinnig irre!

Etwas weiter am Ende der Rampe konnte man nochmal richtig nahe an die Bruchkante des Falls heran, auch hier waren die letzten 2 Meter wegen der Wassermassen gesperrt. Dennoch war es unbeschreiblich, wie dort nur knapp ein paar Schritte entfernt, wie Fluten herunterbrechen. Nach einiger Wartezeit nahm und der Panorama-Fahrstuhl nach ganz oben mit. Dort war dann nicht mehr so viel zusätzliches geboten, ein paar Restaurants und Souvenir-Shops, das wars. Nach erfolgloser Suche des Geocache fuhren wir mit dem Bus zurück zum Parkeingang, anschließend mit dem Linienbus zum nahegelegenen Flughafen. Diese wunderschöne Gegend verließen wir mit zwei gemütlichen Flügen, zunächst ging es nach Sao Paulo, dann weiter nach Belo Horizonte.

Hier klappte alles erstaunlich gut und schnell mit der Mietwagenfirma. Per GPS und Handynavigation steuerten wir die Region Rio de Janeiro an. Die ziemlich unspektakuläre Fahrt endete vorerst auf einem Parkplatz. Auf der Suche nach einer gescheiten Unterkunft für ein paar Stunden gerieten wir unerwartet in eine Drogenkontrolle. Das muss in diesem Land irre gut funktionieren, total sinnlos mit 8 Beamten auf einem Rastplatz rumzulungern und zu warten bis ein Auto voller Stoff anhält. Die dürftigen Kontrollen, für dich ich um den Schlaf gebracht wurde, fanden was es bei uns zu finden gab, absolut nichts. Wenn der idiotische Kontrolleur vielleicht die Taschen etwas effizienter, nunja, ermal aufgemacht und dann durchsucht hätte, hätte er vielleicht meine Socken als biologische Waffe geltend machen können. Effizient war hier im Land, was interne Vorgehensweisen angeht, eh bisher nichts abgelaufen. Hier leuchteten zwei Leute alibimäßig im Kofferraum und Innenraum des Gefährts herum, ohne wirklich mal in welche Ecken zu schauen, die andren guckten uns beim Gähnen und uns langweilen zu. Das Treiben war dann auch mal irgendwann zu Ende und wir fuhren weiter durch die Nacht. Wir fanden ein zweckmäßiges Autobahnhotel was uns für 5 Stunden Übernachtung gereichen sollte. Eine morgendliche Dusche verschaffte mir das nötige Bewusstsein, um in den Tag zu starten.

Nationalpark Iguazu (Arg), Itaipu

Eigentlich hatten wir heute doch etwas größere Pläne, aber aus dem Hotel schafften wir es erst zu halb neun. Anschließend nahmen wir den direkten Bus zur Grenze, der uns nach relativ langweiliger Fahrt hinter dem brasilianischen Grenzposten zur Ausreise auslud. Stempel peng-peng, schon war die Sache durch. Unglücklicherweise war während dieser paar Minuten aber auch der Bus schon weitergefahren. Das gekaufte Ticket war, unerwarteterweise, für den nächsten Bus nicht gültig und wir mussten erneut löhnen. Dieser Busfahrer war aber etwas kundenorientierter und wartete die Einreise der rund 20 Fahrgäste nach Argentinien ab. Sehr freundlich, dass wir hier nicht nochmal ‘ne halbe Stunde warten mussten.

Die Formalitäten zur Einreise sind kaum der Rede wert. Stempel peng, fertig. In Puerto Iguacu warf und dann der Busfahrer raus, aber hier sollte eine andere Linie zum Nationalpark fahren. An der Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite standen einige Touristen und um sie herum wuselten ein paar Taxifahrer die ihnen offenbar eine Fahrt zum Nationalpark anpriesen. Auch wir wurden dann zum Ziel ihres Geschäfts. Ungeduldig zeigten sie zuweilen auf die Preisaushänge, laut denen die Fahrt 17 Real pro Person im Bus kosten würde (oder auch 40 Pesos). Und sie boten es uns für unglaublich günstige 15 Real an! Scheinbar immer nervöser werdend (“vamos amigos”) zeigten sie immer wieder auf die angeklebten Zettel und waren sehr bemüht, Fahrgäste zu finden bevor die regulären Busse an der Haltestelle ankommen sollten.

Wir fuhren dann mit einem normalen Bus für 10 Real und ließen die Taxifahrer und ihre betrügerischen Zettel an der Station zurück. Der Bus fuhr direkt bis zum Haupteingang des Nationalparks auf argentinischer Seite. Zum Glück gab es dort auch direkt einen Geldautomaten, womit wir uns für den Eintritt ein paar Pesos ziehen konnten.

Der Eingangsbereich bestach durch großzügig angelegte Wege und eine Parkeisenbahn, die aber leider nur bis zur ersten Station fuhr. Die weitere Strecke vor wegen Hochwasserschäden der letzten Wochen gesperrt. Auch der Fußweg war zu. Sehr schade, dass sowas beim Eintrittspreis nicht berücksichtigt wurd. Ohne Zweifel sind die Aussichtspunkte vom oberen und unteren Weg absolut beeindruckend aber auch andere Parks passen die Preise an, wenn bestimmte Hauptattraktionen nicht zu besichtigen sind. Zu den Fällen selbst kann man nicht Eindrücke schlecht in Worte fassen. Ein überragendes Schauspiel aus Wasser ergoß sich die Klippen hinunter, rauschendes Getöse war ein permanenter Begleiter. Unvorstellbare Wassermassen suchten sich ihren Weg nach unten, auch über Kaskaden hinweg. Eine Gicht lag ähnlich dem  Rauch eines Waldbrands über der gesamten Schlucht. Ein Wahnsinnsanblick, dem man gesehen haben muss. Die rund 21€ Eintritt rechtfertigten dies auf jeden Fall.

Wir verkloppten die letzten Pesos in einem Supermarkt nahe der Bushaltestelle vom Umstieg für ein paar Getränke und etwas Brot. An der Haltestelle auf dem Bus wartend hielt ein Auto, was sich als Taxi anbot. Wir handelten einen Preis zum Busterminal in Foz aus und los ging die Fahrt in einem argentinischen Auto über die Grenze. Der europäische Pass machte Aus- und Einreise sehr einfach. Neue Einreisekarte, fertig. Da es schon zu spät für den Ausflug nach Paraguay in die Grenzstadt Ciudad del Este war, ließen wir uns noch nach Itaipu (“Itaipu? – Itaipu!”) zum Staudamm fahren. Dies schien dem Fahrer offenbar Spaß zu machen, übte er gleichzeitig mit einem Nebenauto sein Portugiesisch und kam vermutlich zum ersten Mal in die Nähe des Staudamms. Außerdem amüsierte ihn, dass ein paar Gringos keine bessere Verpflegung als trockenes Weißbrot und argentinische Getränke in 1.5l PET Flaschen dabei hatten. Er war jedenfalls für ein paar Minuten gut bespaßt. Wir verabschiedeten uns von dem lustigen Argentinier und buchten die nächste, letzte Panorama-Fahrt auf dem Itaipu-Damm.

Nach einem kurzen Film, während dessen wir das argentinische Bier genossen, der uns lobby-mäßig erklärte, warum diese Energie so sauber und toll für die Erde ist und was der Energiekonzern alles wichtiges für die Menschen tut, ohne zu erwähnen, wie viele Menschen beim Bau umgekommen waren, umgesiedelt werden mussten oder wie viele Pflanzen und Tierarten nun ausgestorben sind, ging es im offenen Doppelstockbus auf das Betriebsgelände. Der Anblick des gigantischen Damms am ersten Stopp konnte einen echt aus den Socken hauen. Die auf der unteren Straße fahrenden Busse wirkten wie Spielzeuge im Vergleich zu den riesigen Wasser-Fallrohren in denen Teile des Sees zu den Generatoren geleitet wurden. Einzelne Menschen konnte man von dieser Position aus gar nicht ausmachen.

Die Lichtverhältnisse ob der tiefstehenden Sonne waren nicht optimal zum Fotoknipsen. Auch an der zweiten Aussichtsposition änderte sich daran nicht viel. In unserem Bus befanden sich nicht mehr als 8 oder 9 Besucher. Der seitliche Wasserüberlauf des Damms führte gerade auch gar keins. Scheinbar wurde der Pegel des Flusses niedrige gehalten, damit die Massen aus dem Rio Iguazu, der wenige Kilometer von hier mündete, abfließen konnten. Die Fahrt führte uns dann weiter erst entlang der unteren Straße, anschließend ging es auf der oberen Dammstraße das Panorama bewundern. Man konnte das gegenüberliegende Ufer des Stausees nichtmal im Ansatz erblicken. Ein Meer aus rotem Wasser, gestaut für die Energiegewinnung aber die Massen an Wasser konnte man nichtmal überschauen.

Auf der rechten Uferseite lag ein Haus, dessen Steg unter Wasser zu liegen schien. Ein kahles Bäumchen ragte etwa 20m davon entfernt aus dem Wasser. Obwohl es noch dämmerte und der See ruhig da lag, war kein Boot unterwegs. Auf der anderen Seite des Damms erstreckte sich 15m tiefer das Flussbett, wobei man auf beiden Uferseiten einen normalerweise höheren Wasserstand vermuten könnte. Unser Bus fuhr eine Wendeschleife und überhalb des Gegendamms auf dieser Seite wieder zurück. DieDame, die durch portugisische Durchsagen unterhielt und der Fahrer des Busses wurden in den Feierabend entlassen und wir nahmen mit dem bereits wartenden Stadtbus Kurs aufs Abendessen.

Heute wurde in der angeblich besten Churrascaria des Ortes eingekehrt. Der stolze Preis von rund 30 Euro pro Person sollte sich aber dank hervorrangender Fleischqualität dennoch bezahlt machen. Nachdem der Teller leicht gefüllt vom Buffet am Tisch stand, kamen schon die Kellner mit verschiedensten Fleischspießen an. Wir ließen es ordentlich krachen und nahmen beinahe von jedem Stück eine Kostprobe. Eines besser als das andere. Auf Buffet konnte man somit guten Gewissens verzichten. Einzig beim Bier für 11 R$ hielten wir uns etwas zurück. Der Laden war sehr belegt, zum Ende hin, füllte sich zusehens. Als wir gingen, war kaum noch ein Tisch frei. Die Zeit war aber schon reicht weit fortgeschritten, außerdem wurden wir auch nicht mehr so frequent bedient wie am Anfang und hatten Tags drauf eh genug vor, sodass der Abend recht schnell beendet wurde.