Category Archives: Fangeflüster

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Fortaleza -> Recife

Heute war absolutes Ausspannen angesagt. Nach reichhaltigem Auschlafen gammelten wir bis weit nach dem eigentlichen Zeitpunkt für den Check-Out in der Sitzecke unserer Pousada rum und nutzten den moderat komfortablen Internetzugang, checkten nochmal den Tournierstand sowie die Ergebnisse im Kicktipp. Danach wurden die Gepäckstücke ohne Entgeltung nahe der Rezeption hinterlegt und jeder prüfte nochmal, keine Wertgegenstände mit Ausnahme einer verzichtbaren Menge Bargeld dabei zu haben um sich hinterher nicht zu ärgern, aber immernoch soviel damit man die Räuber nicht verärgert und abgeknallt wird. So viel zur Theorie. Drücken wir die Daumen, dass wir nicht dazu kommen, das ausleben zu müssen.

Wir begaben uns also zum Strand, nur wenige hundert Meter von der Unterkunft entfernt. Sandkosistenz und -temperatur wussten zu gefallen. Ein langer schöner STrand mit feinem Sand und einer hervorragenden Brandung begrüßte uns. Man konnte aber nicht wirklich schwimmen, es ging sehr flach ins Wasser und bereits nach 70 Metern hatte man mit den Wellen und der Strömung zu kämpfen. Vielleicht lag es auch am ersten und bisher einzigen Caipirinha, aber auch sonst waren nicht viele Menschen tiefer im Wasser. Der Strand war ansonsten super sauber, wusste mit einigen Cafés aufzuwarten, die aber keineswegs überlaufen waren, schon gar nicht von Touristen. In einem Strandrestaurant gab es für uns zwar neben bereits erwähnten Caipis auch noch Rindfleisch mit Gemüse und Garnelen in Reis. Beides von einer Super-Küche.

Nach dem Strandbesuch schauten wir dort noch Fußball und anschließend ging es per Taxi von der Unterkunft zum Flughafen. Gefahren wurden wir vom Hausherrn persönlich. Natürlich zum gleichen Preis wie tags zuvor per Festpreis. Er schien recht zufrieden.

Der Flug nach Recife ähnelte einer Spritztour mit Ryanair. Bekloppte Leute in der Kabine, die vorrangig nur englisch sprechen und ein Pilot, der scheinbar etwas zu lange die Reiseflughöhe gehalten hatte und erst wenige Minuten vor der Landug zum Sturzflug ansetze. Dafür wurden wir aber am Flughafen mit Express-Caipirinha entschädigt. Da es diesen gratis gab, nahm ich mir zwei die aber nicht umsonst waren. Die Zeit vertrieb ich mir dann mit der Suche nach gratis Internet, während ich zudem noch aufs Gepäck aufpasste und die andren versuchten, die Bestellung des Mietwagen wirksam werden zu lassen. Irgendwie klappte das mangels Auto seitens Vermietstand aber nicht bis gar nicht und so konnte uns eine Fahrt zur Pousada für umsonst angeboten werden. Am nächsten Morgen sollte laut Absprache ein Wagen vor der Unterkunft vorgefahren werden, welch ein Service! NAja, mal gucken ob das klappt.

Das kleine koloniale Örtchen Olinda konnte mit hübschen Bauten und Flair sehr schnell überzeugen. Das wussten offenbar auch viele US-Amerikaner, die hier spät abends noch auf den Straßen etwas Party machten. Die Leiter der Herberge wussen uns schnell noch eine vierte Schlafmöglichkeit ins Zimmer zu organisieren. Nach einem kurzen Rundgang durch die angrenzenden Straßen war der Tag durchweg als angenehm erträglich einzustufen.

Curitiba | Honduras – Ecuador

Nach dem Check-Out am heutigen Tag brachten wir die großen Taschen allesamt in einem einzigen Schließfach am Flughafen unter. Sie sollten für unseren Ausflug nach Curitiba nicht weiter benötigt werden. Wahnsinn, was man so alles in einem Flughafen-Schließfach unterbringen kann, wenn man es nur richtig stapelt.. Ein recht holpriger Flug in einer Klapperkiste von TAM brachte uns dann nach Curitiba.

Dort wurde erstmal das ausgeklügelte Nahverkehrssystem gebraucht, um für günstiges Geld zum Fernsehturm zu fahren und einen Blick über die Stadt zu werfen. Eigentlich ist das der Funkturm der örtlichen Telefongesellschaft, aber trotzdem war es den Ausblick wert.

Zum Stadion hin ging es ebenfalls nach kurzem Aufenthalt auf der Aussichtsebene des Turms per ÖPVN. Da die Sonne schon langsam unterging wurde es zur grundsätzlich schon recht frischen Luft hier noch ein ganzes Stück kühler. Brr, so hab ich mir den Sommerurlaub aber nicht vorgestellt. Der Bus fuhr mit einmal Umsteigen bis zur abgesperrten Zone. Die war mit Polizisten hier extrem gut abgeriegelt, ohne Ticket ginge es hier keinen Schritt weiter Richtung Arena.

Nach weiteren 500m auf der großzügigen Straße hatten wir die Eingänge erreicht. Das Stadion selbst war den Namen nicht wirklich wert. Eine Lagerhalle mit Betontribünen hätte es besser getroffen. Eigentlich eine Zumutung, dass man hier Länderspiele ansetzte und im Vergleich zu Brasilia von gestern eine ganz üble Enttäuschung. Die Gänge im Umlauf und bei den Imbissständen und Toiletten waren viel zu eng für selbst auch nur halb so viele Menschen wie in den Bau passten.

Die Sympathien der anwesenden Brasilianer und Kolumbianer gehörten zweifelsfrei Ecuador, die ihrerseits recht guten Support ablieferten. Die Mannschaft aus Honduras ging zwar glücklich in Führung, war aber letztendlich Ecuador nicht gewachsen und verlor zurecht.

Mit einer halbstündigen Busfahrt nahmen wir Abschied von einer sympathischen Stadt mit einem hässlichen Stadion, die aber doch mit einigen Eigenarten beeindrucken konnte und sicher in Erinnerung bleiben würde. Schon allein aufgrund des geschlossenen Bussystems, der frischen, sauberen Luft oder der kühlen Temperaturen.

Übernachtet haben wir in einem Motel, was aber offensichtlich für mehr als einfache Übernachtungen Geld nahm. Motels sind in solchen Ländern scheinbar etwas anderes als Unterkünfte für vorbeifahrende Reisende, sondern pflegen das Image eines Rückzugsraum für erwachsene Personen, wenn diese mal unter sich sein wollen.. Trotz des angepriesenen TV- und Unterhaltungsangebots beschränkten wir uns auf die einfache Nachtruhe, was allein schon wegen der Temperaturen und der fehlenden Ecken am Bett eine Herausforderung darstellte. Den Betreiber jedenfalls amüsierte unsre Gringo-Truppe die in einer Knatterbude einkehrte, aber vermutlich hatte der genau das beabsichtigt als er sein Etablissement in einem Online-Portal zur Buchung angeboten hatte.

Brasilia | Kolumbien – Elfenbeinküste

Heute erwartet uns ein Knallerspiel: die Vorentscheidung um die Führung der Gruppe zwischen Kolumbien und der Elfenbeinküste. Der Airportservice unseres Hotels brachte uns die 900 Meter zum Flughafen. Das Boarding dauerte am längsten, aber auch nur deshalb weil wir uns in der falschen Reihe anstellten. Danach ging es fix. Das mit effizientem Einsteigen hat noch keine Fluggesellschaft der Welt korrekt gelernt. Anscheinend nehmen sie bei dem Konzept die gesammte minimal mögliche Intelligenz des Publikums angenommen anstatt darauf zu hoffen, dass sich Teile einer heterogenen Masse auch klug verhalten kann, was den Einsteigeprozess deutlich verkürzen würde. Also hatten wir frühzeitig die Plätze eingenommen sowie das Handgepäck verstaut. Ein sanfter Flug dem Morgengrauen entgegen brachte uns in die Hauptstadt.

Der Reiseführer hat mit gigantischen Entfernungen nicht übertrieben. Die Stadt ist riesig. Wir mühten uns mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Hotel und anschließend zur Innenstadt. Obwohl es keinen historischen Stadtkern gab, kann man den Busbahnhof als Mittelpunkt dieser Retorte ansehen. Die Brücken zeigten deutliche Abnutzungsspuren. Hier konnte man ohne Menschen die perfekte Kulisse für einen Post-Homo-Sapiens Endzeitfilm vorfinden. So stellt man sich eine Geisterstadt vor, wenn sie ein paar Jahre unbewohnt ist und die vorhandene Zivilisation ziemlich irreal wirkt. Die Architektur der zentralen Sehenswürdigkeiten schien wie eine längst vergessene Zukunftsvision. Wir besuchten die große Kirche, deren Saal unterhalb einer riesigen Kuppel lag und durch das Tageslicht hell geflutet wurde.

Das Stadion allerdings wusste im Vergleich zum großen Rest der Stadt vollends zu überzeugen. Zentral gelegen und gut angebunden, durfte hier das Fußballherz etwas höher schlagen. Ein extrem geiles Beispiel wie man aus aktuellen FIFA-Vorgaben eine Kathedrale des Sports aus dem Beton zaubern kann. Mit in rot gehaltenen Sitze und einer Runddachkonstruktion über den Tribünen, die auf zwei Rängen von viereckig perfekt den Übergang zum Runden fand, gab es außerdem weitläufige Umlaufflächen und ausreichend Futterstände. Die Stimmung war dank extrem hohem kolumbianischen Publikumsanteil auch entsprechend gut. Das zwischenzeitige 2:0 brachte die Hütte zum Beben und fortan wurde jede Balleroberung durch Kolumbien energisch gefeiert. Auch der Anschlusstreffer konnte nichts mehr ändern. Damit dürfte Kolumbien sicher durch sein. Eigentlich schade, denn dies ist bei optimalem Turnierverlauf unser einziges Spiel in diesem geilen Tempel.

Den Abend verbrachten wir nach Besuch des Fernsehturms in einem Straßenimbiss. Beim absoluten Knallerspiel Japan gegen Griechenland wurde lecker gebratenes Hühnchenfleisch geboten. Die Kolumbianer sind chon ein lustiges Volk und sprachen uns bei mehreren Gelegenheiten an, träumend vom großen Finale. 🙂 Aber auch wir deutsche schienen überall einen Sympathiebonus zu haben. Der Wirt des Imbiss jedenfalls dürfte mit dem heutigen Umsatz an Bier und Fleisch zufrieden gewesen sein. Kein Wunder, denn der übliche Südamerikanische Tisch bestellte üblicherweise nur eine Flasche Bier mit einer Anzahl Gläser, während wir auf die Gläser verzichteten und direkt für jeden eine Flasche ranholen ließen. Interessant waren ebenfalls gelegentlich vorbeilaufende Kinder/Jugendliche aus dem Viertel um ihre Backwaren unter den sitzenden Gästen zu verkaufen.