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Kazan | Südkorea – Deutschland

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Einen Flug später konnten wir uns beim Zwischenstopp in Sheremetyewo ein bisschen frisch machen.. Die nur 3h Schlaf zerrten etwas und der knappt 1h Flug im Anschluss trug auch nicht viel zur Erholung bei. In Kazan ging es dann mit dem Aeroexpress zum Bahnhof, wo auch direkt das Hostel um die Ecke lag. Es war zwar noch nicht Zeit zum Einchecken, aber das Gepäck durften wir zumindest schonmal ablegen.

Zunächst vertrieben wir uns bei einerm Grillmeister mit seinem Imbiss ein paar Straßenzüge weiter die Zeit mit einem ausgiebig fleischigem Mittagessen. Die Portion Loguan für günstiges Geld war es wert. Ein Besuch im Supermarkt und dann war es schon Check-In-Zeit. Die Dame bei der Registrierung wollte unbeding jedes Detail meiner Anreise aus der Route bis hierher wissen. Da ich mich auf solchen Reisen unterwegs von sinnlosem Papierkram sowie ausgetragenen Klamotten konsequent trenne, war hier etwas Hilfe nötig. Ein ausgedrucktes Stück Papier vom Mitreisenden über den Flug konnte ihren Wissensdurst stillen. Danach wurde zunächst eins der drei Betten für unsere Vierergruppe für ein Schläfchen bezogen. Für die kommende Nacht hätten wir demnach eins zu wenig, aber ich war anderweitig mit Publikum eingeplant. Also holte ich etwas Schlaf und eine aufgrund der Temperaturen der letzten Tage längst überfällig Dusche nach. Meine Ruhe wurde kurz durch den Koreaner gestört, der das Bett nebenan für die kommende Nacht gebucht hatte.

Erneut ging es per Tram den Weg zum Stadion bis zur abgesperrten Zone, danach weiter zu Fuß. Anspannnung machte sich breit, jedich war ich recht zuversichtlich, dass Deutschland es packen würde. Schließlich hatte der Weltmeister das Schicksal in der eigenen Hand. In der ersten Halbzeit schien und die Sonne stark ins Gesicht. Was aber auf dem Rasen abgeliefert wurde, war keines blendend. Getoppt wurde das durch eine Reihe an hochkarätigster Inkompetenz, die je eine WM-Mannschaft gezeigt hat, mit Ausnahme von Frankreich 2010. Das Sahnehäubchen für jeden Fußballfan war dann die Entscheidung per Videobeweis. Das frühe Aus ging mit den gezeigten Leistungen absolut in Ordnung. Die Konsequenzen sind in der Fülle kaum absehbar. Führt man sich den Weg des DFB und das Auftreten gegenüber der großen Basis an Fußballfans in Deutschland vor Augen (“Krieg dem DFB”), werden es in Zukunft womöglich keine ausverkauften Testspiele mehr in Gladbach für die 25 Euro-Karte geben. Definitiv wird sich der kleine Mitarbeiter als Mikrobe im Speck des großen Business den Gürtel enger Schnallen müssen. Man wird sehen. Das nächste Spiel in München am 06.09.2018 könnte zum üblen Pfeiffkonzert werden.

Ich traf mich mit der Berliner Reisegruppe vom ConfedCup und der Abend wurde süffig und frustreich begossen. Erste Auflösungserscheinungen machten sich beim Erholen aktueller Flugpreise breit. Kurz nach Mitternacht genehmigte ich mir noch einen Besuch im Coyote Ugly und gegen eins holte ich Reisebegleitung samt Gepäck im Hostel ab und wir dampften mit dem Aeroexpress zum Flughafen. Dort trafen wir den besoffenen Kartensammler und unterwegs wurden die Tickets fürs Achtelfinale in Nizhny Novgorod klar gemacht. Am Flughafen gabs noch ein bisschen Häme einiger Brasilianer auszuhalten, die mit der Erinnerung an das 7:1 von Belo Horizonte gekontert wurde, und schon war wieder Ruhe im Karton.

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Rostov am Don | Island – Kroatien

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In der Früh fuhr der Zug in Rostov am Don ein. Da wir nach dem Spiel nicht viel Zeit haben würden und außerdem zum Flughafen mussten, versuchten wir das Gepäck i der Stadt beim Fanfest abzugeben. Das klappte erst im zweiten Anlauf beim hinteren Eingang. Zum weiteren Zeitvertreib und zur Sättigung ließen wir unss in einem bezelteten Restaurant/Café nahe des Fanfests nieder wo wir gegrillte Spieße und kühles Pivo bekamen. In sehr gemütlicher Runde wurde so der Nachmittag gut genährt rumgebracht. Per Busshuttle ollte es zum neuen Stadion gehen. Dieses lag auf der anderen Flussseite. Auf der gegenüberliegenden Seite des Stadions war ein künstlicher See mit einem geräumigen Parkplatz hinterhalb angelegt worden. Dort hielt auch der Shuttle. Die bisherige Organisation an allen Spielorten war bis auf wenige Abstriche reht gut, einen Shuttle jedoch so parken zu lassen, dass man da noch 2km durchs Stadionödland latschen muss, ist wahrer Schwachsinn. Vielleicht wurde meine Stimmung durch das mitgeschleppte Gepäck getrübt, aber wir hatten keine andere Möglichkeit, als es am Stadion abzugeben. Das Stadion selbst war nicht besonders hübsch, noch besonders hässlich. Mit dem Stadtpanorama hatte es sogar etwas besonderes.

Die Partie hieß Island – Kroatien. Von beiden Fanlagern war die Anzahl angereister Anhänger sehr überschaubar. Die Klatscheinlagen der Isländer wurden vom russischen Publikum mitgetragen, sodass eine relativ gute Pro-Island-Stimmung entstand. Kroatien technisch klar im Vorteil beherrschte das Spiel und konnte sich gegen die Wikinger mit Leichtigkeit durchsetzen. Wir schnappten uns nach Spielende unser Gepäck und suchten entlang einer abgesperrten Straße nach dem Shuttle zum Flughafen. Erneut mussten wir einen unsinnig langen Fußmarsch bis zu einer Bushaltestelle am Ende einer brandneuen Straße zurücklegen. Der Shuttle fuhr dann nach gefühlt einer Ewigkeit mal los und dann wieder eine gefühlte Ewigkeit bis zum Flughafen. Der neue Flughafen von Rostov lag längst nicht so vorteilhaft wie der Vorgänger knapp außerhalb des Stadtzentrum, sondern weit außerhalb. Nach einer knappen Dreiviertelstunde Fahrt mit dem Shuttlebus standen wir vor dem neuen Terminalgebäude und dort stand eine Horde abreisender Kroaten im Weg rum, aber wir fanden das Gate rechtzeitig.

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Wolgograd | Saudi-Arabien – Ägypten

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Unser nächster Halt war die geschichtsträchtige Stadt an der Wolga. Das heutige Wolgograd, frühere Stalingrad, war die entscheidenste Kriegswendung und umkämpfteste Stadt im Zweiten Weltkrieg. Zurecht wurde die Stadt nach dem Sieg über Deutschland wieder prunktvoll aufgebaut. Zumindest staatliche und offizielle Gebäude zeugten von sozialistischer Eleganz. Allein der Bahnhof etwa mit jenem in Novosibirsk vergleichbar, war eine echte Schönheit, sein Mittelturm mit Sowjetzeichen eine Pracht.

Wir verstaunten das Gepäck beim netten Ivan an der Aufbewahrung und versuchten unseren Weg zu einem brauchbaren Platz mittels Shuttlebus zu finden. Nahe eines gro0en Geschäftshauses mit großem Parkplatz stiegen wir auf die Tram zum Museum um. Die Matroelektrotram verwand zwischen dieser und der nächsten Station im Untergrund und mutierte zur Metro. Dort ging es auch direkt von wieder raus und wir liefen zum nahegelegenen Museum über die Schlacht um Stalingrad. Wieder wartet erstmal mit einer beeindruckenden Kriegsruine auf. Dort herum war auf einem erhöhten Gang allerlei Kriegsmaterial zur Schau gestellt. Auch der restaurierte Brunnen mit den tanzenden Kindern war vor dem Haus auf dem Raden aufgebaut worden. Ein voll funktionierendes und beleuchtetes Duplikat stand am Bahnhofsvorplat. Das Museum hatte heute offen, obwohl montags eigentlich Ruhetag ist. Vermutlich hatte das auch was mit der Spieltagsansetzung zu tun, sodass man Touristen nicht vor verschlossender Tür stehen lassen wollte.

Der gesamte Inhalt des Museums war ziemlich beeindruckend. Eine Reihe der Exponate und anderer Ausstellungen sowie die gut erhaltenen davon brachten mich ganz gut ins Staunen. Das Modell der Stadt in einem dunklen Raum, auf das die ständigen wechselnden Frontlinienverläufe mittels Beamer projeziert wurden, war mit düsterem Klang und Kriegstönen hinterlegt und zeigte, wie dünn die Linie der Verteidigung diesseits der Wolga verlief. Im oberen Geschoss gab es einen 360° Panorama-Blick auf das Schlachtfeld, auf großer Leinwand mit plastischen Elementen im Nahbereich. Mit einem übel und schlecht gelauntem Magen suchten wir ein Einkaufszentrum in der Nähe auf und versorgten unsren Hunger mit einer Portion Blins. Beim Rumlaufen zwischen den Märkten erregten wir die Freude junger und alter Russen, die eifrig das Gespräch suchten und sich dem Deutschen Publikum unerwartet freundlich präsentierten.

Von dort fuhren wir mit der Elektritschka zu der Station, an der auch das Stadion lag. Es erhob sich in einem geräumig angelegten Park mit tollem Wolga-Ausblick. Vor dem Spiel lag noch der Besuch des Mamaev-Hügel auf dem Tagesplan. Diese in der Schlecht strategisch wichtig gelegene und hart umkämpfte Anhöhe lag gegenüber der Bahnlinie zu unserer linken Schulter. Eine weitläufige Park-Anlage mit riesigen Skulpturen und Steinreliefen deutete etagenweise zur Mamaev an der höchsten Erhebung. Etwas unterhalb lagen eine Reihe Grabsteine mit einer Vielzahl sowjetischer Kriegshelden. Außerdem durfte eine Gedenkhalle mit einer ewigen Flamme und der Mahnwache nicht fehlen, wo der Soldat am Eingang von der Sonne gebraten wurde. In der Halle waren unzählige Namen von Soldaten in Mosaik verewigt. Nach einem ausgiebigen Rundgang nahmen wir wieder den Rückweg zum Stadion.

Es war nach dem Punktestand lediglich das Spiel um Platz 3 in Gruppe A. Dennoch heizten die Ägypter von der Tribüne ihrem Team ein und auch auf dem Rasen wollten beide Mannschaften hier etwas Prestige abgreifen. Die Ägypter gingen zurecht in Führung, verpassten aber frühzeitig zu erhöhen und so kam es fast mit Ansage, dass die Saudis ausglichen und kurz vor Schluss den Siegtreffer landeten. Wir vertrödelten nach dem Spielende eine Menge Zeit am Stadion und nahmen dann die Bahn zurück zum Hauptbahnhof. In direkter Umgebung war nicht viel geboten, aber mit etwas Mühe war eine Stolowaya mit mäßigem Angebot gefunden. Anschließend mit etwas Glück konnten wir einen Platz mit Bierausschank finden. Dort genehmigten wir uns auch einige Portionen, bevor wir uns fußläufig zum Bahnhof aufmachten. Unser Zug war wieder ein älteres Modell, ergo keine Klimatisierung. Aber er war wohl schon ein paar Tage in der Sonne gestanden. Die Fahrt, erneut im Kupe, war insofern deutlich angenehmer als der 20h-Ochsenexpress von der Nacht zuvor.

Fotos zu dieser Karte
Bahnhof Wolgograd( #1 )( #2 )
Museum - Vorplatz( #1 )( #2 )
Museum - Blick zur Wolga( #1 )( #2 )
Mamaev-Hügel und Denkmal( #1 )( #2 )( #3 )( #4 )