Olinda, Recife | Kroatien – Mexiko

Als am nächsten Morgen und kurzem Frühstück das erwartete Auto wie befürchtet nicht vor der Tür stand, wurde nach kurzer Unklarheit das Telefon bemüht um den Autovermieter daran zu erinnern, dass wir längst mobil sein wollten und voll auf seine angebotene Leistung setzten. Auch eine angebotene Stornierung wurde per Fernmeldeapparat dankend abgelehnt. So bekamen wir die Zusage, bis ein Uhr entweder ein Auto oder einen Abholservice vor die Tür zu bekommen. Nach einem verkürzten Stadtrundgang durch Olinda entlang mehrerer Kirchen aus der Kolonialzeit und einiger recht geilen Aussichtspunkte fanden wir den Weg bis ein Uhr zurück um das zu erwartende Auto in Empfang zu nehmen. Hm, nunja. Ein Telefonat und ein Bier später wurden wir wenigstens vom Abholservice zum Flughafen gebracht, wo wir am Mietwagenschalter unser Gepäck hinterlegten. War gar nicht so schlecht, wenn die Mitarbeiter daran erinnert würden, in der Zwischenzeit mal endlich ein Auto für uns aufzutreiben. Eigentlich sollte man das immer so machen, wenn jeder Gast/Kunde seinen Krempel dort parkt, steigt vielleicht die Motivation ungemein, sie mal zu bedienen und nicht länger zu vertrösten.

erstmal ging es aber zum Spiel Kroatien gegen Mexiko. Der Gewinner würde ins Achtelfinale einziehen. Wir nutzten die örtliche Metro, ein durchaus zuverlässiges Verkehrsmittel in jeder Stadt. Hier gab es nur zweieinhalb Linien, aber die genügten uns um für relativ günstiges Geld bis fast direkt ans Stadiontor gefahren zu werden. Die letzten 2 Kilometer wurden per Bustransfer organisiert. Dies würde wahrscheinlich nach dem Spiel das Nadelöhr sein.

Das Stadion lag so ziemlich im Nirgendwo. Schwer vorstellbar, dass sich hier nochmal rund 50.000 Menschen nach der Weltmeisterschaft für ein Fußballspiel einfinden würden. Naja, vielleicht mal zu einer Kontinentalmeisterschaft. Die Mexikaner bzw. Supporter der mexikanischen Mannschaft hatten heute optisch und akustisch klar die Oberhand. Von den etwa 150 Kroaten war wenig bis gar nichts zu hören und sehen konnte man sie nur aufgrund der andersartigen Farbe, die sich vom kompletten Grün des Stadions abhob. Auch gelb war wegen der zeitgleichen Partie der Brasilianer wenig vertreten. Die Mexikaner wussten diese Überzahl akustisch gut einzusetzen und den gegnerischen Torwart bei jedem Abstoß lautstark zu beleidigen. Die Gemüter um den kleinen kroatischen Block kochten kurz vor Schluss der Partie einwenig hoch, als ihnen die um sie herum feiernden Mexikaner offenbar zuviel wurden und ein kleines Handgemenge entstand. Ein kräftiger Kroate konnte dort zwischenzeitig sechs Ordner an sich binden und sie die Treppe mit hinunter schleifen. Zu zehnt konnten sie ihn dann aber doch an der Fluchttreppe zum Innenraum überwältigen.

Das Stadion selbst war kein schlechter Bau, wenn man es nur für den Unterrang bewerten würde. Den Oberrang erreichte man aber nur auf einer nnötig langen Rampe, die Umläufe waren großzügig angelegt. Die Anbindung war beschissen. Der Bustransfer von der vorletzten Metrostadion fuhr mehrere Minuten, anschließend ging es 800m zu Fuß weiter.

Wir nutzten nach dem Spiel den Behindertentransport zur Metro, weil “ich hab Bauch und der da ist blind”. Ist zwar nicht die feinste englische Art, Leute mit Krücken und älteren die Sitze wegzuschnappen aber schließlich gabs noch viele andere solcher Busse und Zeit hatte niemand zu verschenken.

Am Flughafen angekommen, bekamen wir nach einer weiteren Stunde des Wartens endlich unser Auto und rollten in Richtung Natal los. Die Straßen sind teilweise in echt schlechtem Zustand. Tagsüber kann man die Schlaglöcher womöglich noch rechtzeitig sehen und ausweichen, nachts nahmen wir das kalkulierte Rikiso Kilometer-gegen-Achsbruch erstmal in Kauf um vorwärts zu kommen.

Knapp außerhalb von Recife erwartete uns ein Schmankerl und wir genossen für normale Preise bei einem Straßengrill ein paar Fleischspieße mit Rindfleisch oder Hühnchen. Okay, wir kauften alle bereits vorgegrille Spieße auf, hatten ja auch entsprechenden Dampf. Dazu noch ein leckeres Kaltgetränk und weiter ging die Fahrt.