Recife -> Joinville -> Sao Bento

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Der Mitternachtsflug brachte uns von dort nach Sao Paulo. Der zurecht schlechteste Flughafen der Welt hielt für uns wenigstens ein paar Bänke zum Schlafen bereit und ich konnte den zweiten Geocache des Landes für mich verbuchen. Ansonsten war der Flughafen echt zu nichts zu gebrauchen und auch das langsame WiFi war heute nicht zufriedenstellend.

So flogen wir nach Joinville weiter. Ein holpriger Flug gen Süden brachte uns in eine atemberaubende Umgebung. Schon beim Anflug waren wir kaum aus den Wolken gekommen. Bei Landung an dem kleinen Flughafen waren wir gefühlt noch mitten in den Wolken, während das Fahrwerk schon aufsetzte.

Nach Abholung durch die Mietwagenfirma zu deren Filiale und zeitnaher Bereitstellung des Gefährts immerhalb weniger Minuten, fuhren wir die bergigen Straßen nach Sao Bento weiter. Entlang herrlicher Serptentinen mit tollem Ausblick über die ganze Landschaft fuhren wir durch die Berge hinauf auf bis zu 1000 Höhenmetern. Der Nebel war teilweise so dicht, dass man keine hundert Meter weit schauen konnte.

Die kleine verschlafene Stadt Sao Bento liegt mitten in den Bergen, von dort fuhren nur zwei bedeutende Straßen weg. Eine nach Joinville, die andere nach Curitiba. Nach Aussagen der Bevölkerung ist gerade eine (andere) aufgrund von Erdrutschen gesperrt bzw. einfach weg. Auch auf den anderen Straßen gab es Stellen wo zwar das nötigste geräumt war, aber zweifelsfrei mal große Teile des Hangs auf die Straße gespült waren. Unser Hotel mit deutschsprachigem Receiptionist lag auf einer Anhöhe mit Ausblick auf ein Tal. Abends hüllte sich der Hügel in eine Wolke aus Nebel.

Wir wurden nach einer Rundfahrt und Besichtigung durchs Gelände abends durch bekannte zweiten Grades zu einem leckeren Abendessen mit gewaltig viel Fleisch, Salat, Bier und Foto schauen eingeladen. Ein komplett deutschsprachiger Abend mit viel Erfahrungs- und Eindrucksaustausch nahm seinen Lauf. Das war eine wirklich überraschende und interessante Erfahrung, keiner von uns hätte während dieser Reise nach nunmehr fast 2 Wochen nur portugiesischer Sprache nochmal erwartet auf Brasilianer mit so hochwertigem Deutsch zu treffen. Auch die Gastfreundschaft sucht seinesgleichen.

Wir wurden nach den weiteren Reiseplänen gefragt, holten uns Tipps und vermittelten sogar noch die überzählligen Tickets fürs Spiel in Porto Alegre. Außerdem wurden wir fürs jährliche “Stammtisch”-Fest eingeladen, was am nächsten Tag auf dem zentralen Platz stattfinden sollte. Zum Abschluss und zur Feier des Abends wurde eine Flasche Rotwein geöffnet, die für die Rückkehr von einem aus unserer Gruppe (der diese netten Menschen über eine Verwandtschaft kannte) aufgehoben wurde und zwar mehrere Jahrzehnte. Ein scheußlicheres Gesöff, von dem wir und jeder sonst auch nur den symbolischen Schluck genommen hatte. Der Wein war verdorben, aber die schöne Kiste, Flasche und Aktion reichen um der Symbolik zu genügen.

Recife | USA – Deutschland

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Immernoch erkältet startete der Tag mit einem guten Frühstück und dem leider verpassten Sonnenaufgang. Den hätte ich mir über dem Westatlantik schon gern gegeben, aber irgendwie hielt mich noch der kalte Fieberschweiß fest ans Bett gefesselt, zu so früher Stunde.

Unsere Fahrt zurück nach Recife verlief bis 20km vor der Stadt recht reibungslos, danach wurde der Verkehr zunehmend dichter. Der dauerhafte Regen auch schon in der Nacht zuvor ließ die Schlaglöcher der Straße in den braunen Pfützen verschwinden. Etwa 6km vor unserer angepeilten Metro-Station ging so ziemlich nichts mehr vorwärts. Über die seitliche Schlammpiste schummelten sich unsres und andere Autos an der extrem zähflüssigen Blechlawine vorbei. Ein LKW-Fahrer meinte es nicht gut, fuhr uns links ins Auto. Pff, war der Reifen platt. Natürlich nicht der vom LKW, sondern unser linkes Vorderrad fuhr nur noch auf der Felge. Da wir das aber nicht sofort bemerkten, fuhren wir die von dort verbleibenden 500 Meter noch bis knapp vor die Metro-Station in ein Wohngebiet, angehalten durch eine etwas höhere Fahrbahnschwelle, auf der der Unterboden aufsetzte.

Dort beschlossen wir dann, das Rad zu wechseln. Glücklicherweise fanden wir alles Nötige an Werkzeug und zogen uns bei der Aktion auch das Interesse der örtlichen Bevölkerung zu. War vielleicht nicht das cleverste, genau in dieser Gegend den Kofferraum mit Gepäck zur Einsicht für jedermann und öffnen und auch das Gepäck zeitweise auszuladen, aber schließlich musste ein neues Rad drauf. Bei strömenden Regen bemühten wir also Wagenheber und das Ersatzrad war nach 15 Minuten Schrauberei anmontiert. Offensichtlich auch sehr zur Freude der schaulustigen Bewohner des nächstgelegenen Flachbau.

Die Fahrt zum Stadion per Metro kostete schlappe 1.80 R$ ohne rotes Bändchen für den Stadion-Transfer. Mit 8R$ kostete der Spaß für ein rotes Armband deutlich mehr, aber lieber erstmal kein Geld ausgeben und schauen, ob es das rote Bandel bei der Hektik am Bustransfer wirklich brauchte. Zusammen mit den anderen hüpften wir also dort an den Bandl-Verkäufern in der Menge jeder Menge Bandl-Träger vorbei ans Ende der Warteschlage für den Bus. Kein Kontrolle bisher und ab hier, hätte vermutlich mit dem üblichen Wechselgeld-Problemen in Ländern der zweiten/dritten Welt eh zu lange gedauert, bis das Jungchen auf nen Fuffie passend rausgeben könnte. Also insgesamt 0.60€ für die Metro-Fahrt zum (eventuell später dann auch vom) Stadion, ein Schnäppchen war das.

Irgendwie kam mir dafür der Fußmarsch vom Bus zum Stadion sehr weit vor. Viele Momente zur Beobachtung des Schwarzmarkts blieben nicht, wir waren viel zu spät dran. So hetzten wir über wassergetränkte Wiesen und Schlamm neben dem gepflaztertem und völlig überlaufenen Fußweg Richtung Stadioneingang. Für die Hymne langte es nicht mehr komplett.

Das Spiel bot eigentlich nur wenige Aufreger. Da war einmal der Flitzer mit dem FC Bayern Handtuch, der sensationell wenig Ordneraufmerksamkeit bekam und mit Müller grandios abklatschte. Dann war da noch der erwartete Zaunfahnen-Terror durch die FIFA. Nunja, Worte über Sinn oder Sinnlosigkeit wurden ja schon genug verloren. Aber diesmal lag die Latte noch etwas höher. Mit gewaltvollem Abreißen bis fast zur mutwilligen Zerstörung einzelner Fahnen reichten die Aktionen der sonst relativ beschäftigungslosen Ordner. Auch schreckte man nicht davor zurück, eine Einheit behelmter Polizei durch die erste Reihe des oberen Rangs zu schicken, um der Situation mit ein paar bemalten Tüchern Herr zu werden. Für Unterhaltung war also bestens gesorgt.

Auf der Gegenseite wusste der Amerikano-Block mit einem geschlossenem Auftritt zu überzeugen. Man kann zwar der gesammten USA zwar keinen Fußball-Fanatismus bescheinigen, aber diejenigen die bei einer WM aufkreuzen, wussten ihr Team besser zu unterstützen als es sportlich wert war. Einige laute Lieder und sogar eine etwas größere Stars-and-Stripes-Schwenkfahne machten sich in deren Block bemerkbar, wenn auch jeweils zeitlich begrenzt.

Nach dem Spiel ging es zügig per bequemen Behindertentaxi (Stichwort: “diabeticos” genügte) zur U-Bahn. Wie auch schon bei mehreren Gelegenheiten beobachtet, scheinen in Teilen von Brasilien Menschen mit nicht-idealem Body-Maß-Index oder auch leichtem Übergewicht als behindert zu zählen, was wir mehrfach elegant an Einlässen und Transfergelegenheiten ausnutzen konnten. An unserer U-Bahn-Station angekommen fanden wir zur Erleichterung auch unser Auto in dem Zustand vor, in dem wir es dort geparkt hatten.

Die Situation auf den großen Straßen Richtung Flughafen hatte sich noch nicht gebessert, spätenstens auf den Zubringern da ging ab 1km vorher nix voran. Nach langem Umweg fanden wir den freien Weg von Süden und nährten uns im Steakhouse am Shopping-Center Recife bei gutem Rindfleisch und der Partie Russland – Algerien auf dem Fernsehapparat. Der Sieger wäre der deutsche Achtelfinalgegner.

Am Flughafen bei der Autoabgabe wurde es dann noch kurz emotional, als unser Parkschein im Zuge des Ausräumens verlegt war und der Putz- und Inspektionsangestellte der Mietwagenfirma deshalb das Auto nicht zurück nehmen wollte. Der Typ stellte sich aber auch extrem scheiße an, dafür dass uns sein Laden hat mehr als 24 Stunden auf die Karre warten lassen. Nachdem dies durch unseren offensichtlich nun sehr aufgebrachten Wortführer zum Ausdruck gebracht war und auch dem Verantwortlichen des Parkhauses ein paar Scheine zugesteckt waren, machte klein Putz-Franz seinen Otto auf den Wisch und alles war in Ordnung. Wenigstens das hatte heute gut geklappt und wir mussten so auch kein portugiesisch lernen um zu erklären, wie da ein Rad mit plattem Reifen im Kofferraum liegt..

Natal | Buggytour

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Die Erkältung halbwegs ausgefiebert, ging es am nächsten Morgen um halb acht auf Buggy-Tour zu den Sanddünen. Nach kurzer Fahrt aus der Stadt wurde vom Buggy am ersten Strand die Luft abgelassen, damit die Reifen auf dem feinkörnigen Sand auch genug Halt bekamen. Die Tour führte an mehreren Plätzen mit schöner Aussicht und (natürlich) Verkaufsständen vorbei, an denen allerhand Klamotten, Sonnenbrillen und sogar ein Ritt auf Dromedaren angeboten wurden. Eine Schanze für ein Sandboard konnte man für eine schnelle Abfahrt benutzen, gegen kleines Geld natürlich. Wir beschränkten uns auf den Erwerb von agua di coco.

Die Umgebung nahe der Strände war nicht von Hotels, sondern von kleinen Flachbauten geprägt. Wir fuhren durch die Straßen mit abgrenzenden Mauern zu jedem Grundstück, die etwa 1.50m hoch waren, die Straße zwischen den Grundstücken eher 2.5m. Einwenig still war es insgesammt, man hatte fast das Gefühl gerade mittem im Spiel HalfLife2 zu stecken und jeden Moment von riesigen Käfern oder einem Helikopter angegriffen zu werden. Der Erfinder der story ist bestimmt hier lang gefahren und hat seine Eindrücke von hier. An einer Stelle, wurde die Straße durch einen angestandenen See unterbrochen und wir mussten eines der Floße bemühen, zu denen uns jeweils ein Fährmann bereit stand, was für ein Glück! Abgerechnet wurde natürlich pro mitfahrender Person anstatt pro Auto. Wäre ja sonst nicht lukrativ genug gewesen, sein Holzfloß in einem übelst stinkendem See zu verschenken. Auf diese Geschäftsidee sind auch etwa 80 andere Fährmanner gekommen, die vorbeifahrenden Buggys eine Überfahrt anboten. Die Fahrer namen die kostenlose Mitfahrt natürlich dankend an.

An unserem zweiten Stopp gab es eine Rampe, eigentlich ein Abhang von dem man sich auf einem gewölbten Brett den Hang herunterrutschen lassen konnte. Die Fahrt endete dann nach 100 Metern im Wasser des Tümpels da unten. Auf einem beschienten Sitz wurde man dann per Motorkraft wieder hochgezogen.

Der dritte Stopp hatte dann spaßmäßig etwas mehr zu bieten. An zwei über einen See gespannten Seilen ging es per Gurtsitz bergab, mit seichtem Eintritt ins Wasser. Abgeholt wurde man anschließend per Holzfloß. Den Hang wieder hinauf fuhr man mit dergleichen Konstruktion wie schon an der anderen Stelle. Wir ließen also ein paar Kröten für den Spaß da und rutschten alle mal am Seil runter. Die große Rutsche traute sich irgendwie keiner, sah aber doch ziemlich spektakulär und echt steil aus.

Weiter führte uns unsere Fahrt über mehrere Dünen, wo wir uns weiteren Spaß bei der irren Fahrweise von unserem Buggy-Lenker abholten. Teilweise musste man sich doch schon richtig fest halten, dass man nicht hinten aus dem Auto geschleudert wurde. Kurz nach der Fahrt über die großen Dünen wurden wir zu einem Stopp am Strandrestaurant geführt. Die Preise hier waren auf deutlichem Touristenniveau und auf Nachfrage wußte der Kellner dann auch den Namen unseres Fahrers, Fabio. Die Provision war also auch sicher für Fabio. Ein Blick auf die Karte und die gesalzenen Preise erinnerte mich an das gar nicht so lang zurückliegende Frühstück und ich beschloss das Festmahl diesmal ausfallen zu lassen. Statt dessen gab des Pommes und ein Kaltgetränk für günstige 9 Euro.

Die Rückfahrt lang war dann leider nicht mehr so viel Aufregung geboten, leider war auch bereits die Zeit ordentlich vorangeschritten. Vorbei ging es erneut an einem endlosen Strand und anschließend durch die urbane Umgebung von Natal. Auch hier mussten wir wieder eine Überfahrt per Holzfloß in Anspruch nehmen, aber zum Glück galt ja noch das Ticket von der Hinfahrt. Wir wurden in Natal am Hotel abgesetzt, beglichen unsere monetäre Restschuldigkeit und sagten Danke für eine tolle, aufregende Tour.

Die nächste Unterkunft in einem Strandort zwischen Natal und Recife erwartete uns. Sie schien Teil einer kleineren Hostel-Kette mit gehobenem Anspruch zu sein, was die Dinge allein voran den Check-In nicht einfacher machten. Erstmals mussten alle Gäste Namen und Passdaten angeben, außerdem wurden Kopien von den Pässen angefertigt. Nichts besonderes eigentlich, außer der Hotelier kann keine andere Sprach als portugiesisch, die Drucker-Patrone ist in diesem Moment leer und er sieht aus die Bernhard Hoecker auf einem Drogentrip. Per Online-Übersetzer von google schickte er uns erstmal zum Wandern, während er hoffentlich an einer Lösung bastelte.

Im nahe gelegenen Praca de Alimentos kehrten wir ein. Hierher verirrten sich wohl neben wenigen Touristen fast keine WM-Urlauber und es schien ein Ort zu sein, wo man abends für günstiges Geld noch was zwischen die Zähne bekommen konnte. Ein voller Teller leckeres Fleisch mit Reis und Salat für nur 4.30€, da sagt man nicht nein. Beim Bestellen von 4 Bier hatte die hübsche Kellnerin was falsch verstanden, die brachte 1 Flasche und 4 kleine Gläser. Ein Fettnäpfchen was den Bedienungen hier schnell passierte, weil die heimischen Typen hier nicht wie richtige Männer Bier tranken, sondern sogar 90 Minuten an einem 150ml-Anteil an einem Gläschen nuckeln. Die Augen unserer Bedienung jedenfalls wurden ungläubig und strahlten riesengroß als wir ihr applaudierten, während sie die anderen 3 Flaschen ran holte. Ihr Lächeln wurde damit auch nochmal sehr aufgehellt. Das sollte sich auch bis zum Bezahlen der REchnung und darüber hinaus auch nicht ändern, man konnte sie nahezu vor Freude durch den Gang hüpfen sehen.

Zurück im Hotel hatte Bernhard Hoecker seinen Drucker repariert. Die Zimmer waren etwa die beste Klasse von allem wo wir bisher genächtigt hatten. Der aufregende Tag fand den Weg in die schnelle Nachtruhe.