19. August | Abfahrt Vladivostok

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Morgens kehrten wir ins Schokoladnitza ein. Es gab für eine lange Zeit die letzten Blini und Zyrniki. Erstere waren Weltklasse, mit flüssiger Schokolade gefüllt, herrlich. Die Bedienung hat sich leider mit der Leistung nicht so ganz daran anschließen können, sondern hat sich just in dem Moment minutenlang in der Küche versteckt wo wir die Rechnung haben wollten. Dafür gabs nur minimales Trinkgeld, Kunden warten lassen geht ja mal gar nicht.

Zwecks Vodkakauf schauten wir noch ein einem nahegelegenen Supermarkt rein und wurden zügig fündig. Smirnow mit kyrillischem Etikett, vermutlich nicht ganz so gut wie Stolichnaya aber die Flasche machte optisch schon einiges her und vom Geschmack lassen wir uns mal irgendwann überraschen. Im Hostel war schon fast alles abreisebereit, so quetschten wir noch die letzten Klamotten in die Rucksäcke und checkten aus.

Am Hafenterminal, dem “Meeresbahnhof”, war heute viel Getümmmel. Allerhand japanisches und koreanisches Volk war unterwegs. Wir bahnten uns den Weg zum bekannten CheckIn-Schalter und wurden wortlos von der russischen Tippse abgefertigt. Die Hafengebühr gabs dann zur Kontrolle nochmal auf einem kleinen Zettel vorgelegt, die sie und passenden Scheinen und Münzen von uns bekam. Anschließend durften wir vor der großen schweren Tür nebenan auf den Einlass zum Boarding, der Zoll- und Passkontrolle warten.

Nachdem dann die Hafenbediensteten endlich ihren Mittagstisch geräumt und an die Arbeit zurückgekehrt sind, wurde der Stolz der Seewegsgrenzkontrolle dann endlich auch für normalsterbliche geöffnet und allerhand Passagiere drängelten sich, um auch ja die ersten zu sein. Wir sind dann mit der zweiten Charge durchgeschlüpft und unten in einem Durchgang wurden dann nochmal von dergleichen Tippse und ihrem koreanischen Kollegen die Bordkarten gegen Pässe gecheckt. Dahinter im Raum war Zolldurchleuchte verstärkt von einem großen stinkenden Hund mit Schlabberohren der mittels Schnauze dann an jedem Gepäckstück einmal schnuppern durfte. Die anschließende Passkontrolle war dagegen wieder regulärer Spaß. Stempel aufs Visum und einmal Durchgeblättert. Länder ihr mal in der Schule hattet, einmal zum Staunen dass jemand den Weg zu euch gefunden hat. Tschüssi.

Auf der Fähre haben wir nach Abladen der Klamotten in der Kajüte eine der raren Sitzbänke an Deck ergattert und bestaunten zum vermutlich letzten Mal für eine lange Zeit den Hafenblick von Vladivostok. Direkt im Blickfeld lag die Golden Horn Brücke und ein paar Frachter zogen ihrer Wege hinaus ins Meer. Es dauerte eine ganze Weile bis unser Kahn dann auch endlich mal loslegte. War ja auch kein Wunder, dass wir nicht pünktlich starten konnten. Wenn man 350 Passagiere durch die Zoll- und Grenzkontrolle bringen muss und erst 45 Minuten vor planmäßiger Abfahrt mit einer planwirtschaftsmäßigen Mentalität an die Sache rangeht, dann lernt man die Erfindung der Uhr zusammen mit fortschreitender Globalisierung und Verbreitung der Leistungsgesellschaft vielleicht auch hier in einigen Jahren zu verfluchen. Fast 40 Minuten über der Zeit bequemte sich dann die kolossige Fähre vom Hafenanleger ebenfalls hinaus auf See. Leider passierten wir die Russkjy Brücke nicht direkt, sondern die Fährroute rechts ab wurde eingeschlagen. Daher konnten wir von dieser riesigen Brücke nur ein paar entfernte Bilder machen.

Abends haben wir uns dann doch ein Essen im Restaurant der Fähre gegönnt. Bezahlt wurde der Pauschalpreis mit Kreditkarte, weil sie bei der einzigen Umtauschmöglichkeit an der Information tatsächlich einen Kurs von $2 zu 1.500 WON abgerufen haben. Bei einem offiziellen Kurz von $1 zu 1.100 WON schien mir das Angebot aber etwas unfair zu sein bzw. war uns den $100-Schein nicht wert. Das Futter gabs vom Buffet, die Auswahl von geschmacksneutral bis extrem scharf war vertreten, dazu wahlweise keinen bis sehr viel Reis. Sehr lecker, muss man schon sagen. Das Getränkeangebot war auf einen einzigen Saft beschränkt und bei Nachfrage wurde man auf die Bar außerhalb des Restaurants verwiesen. Clevere Abzocker san’s also auch noch. Oder wissen dass da viel reingeht in einen Menschen und die meisten Restaurants mit all-you-can-eat und hungrigen Kunden eher weniger Gewinn machen.

Fast pünktlich um 21 Uhr lief am B-Deck laute Musik und es wurde aufgegrillt. Das Fleisch sah super lecker aus, wenn wir paar tausend WON gehabt hätten und noch etwas Platz im ohnehin etwas geschunkelten Magen, aber so wurde aus dem Spaß leider nix. Ein Bierchen wurde sich noch für Plastikgeld a-la VISA genönnt und dann war aber Feierabend. Die See war etwas rauer geworden und viel hätte auch nicht mehr in den Magen gepasst.

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