Endlich geht es los.

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In nur noch 6 Stunden geht meine Maschine in Richtung Südamerika in die Luft. Meine Reisegruppe ist schon dort, wissen bereits das worauf ich noch warte. Wie es dort ist, wie läuft das Leben da. Südamerika, noch ein Kontinent mehr bereist. Ich bin schon ziemlich aufgeregt. Die Vorfreude hielt sich bis jetzt etwas in Grenzen. Vielleicht hab ich mich etwas zu sehr vom Anti-WM-Genörgle anstecken lassen oder auch nur zu sehr nerven. Aber all das wird in wenigen Stunden Schall und Rauch sein. Kein public-viewing oder toller Grillabend mit Bier in der Hand und Fußball im Fernseher kann den echten Besuch bei einem großen Fußballturnier ersetzen. Diskussionen über Themen, die tausende beschäftigen – das ist dort, wo der echte Ball rollt, scheißegal. Die ganzen Gutmenschen, die per Internet über Ungerechtigkeiten in Brasilien diskutieren oder solche, die sich über das Event-Publikum echauffieren und absolut unfähig sind, die Vergewaltigung “ihres Sports” durch die großen Verbände unkommentiert zu lassen.. naja, egal. Wer 17 Spieltage lang “fahrt erstmal auswärts” plärrt, der wird wissen, was ich jetzt sagen damit will.. nur nicht diejenigen, die trotz dieser hohen Ideale einer WM fern bleiben.

Am Flughafen Frankfurt war zwar alles ziemlich weitläufig, aber dennoch gut zu finden. Check-In und Gepäckabgabe gingen zügig vonstatten. Der Flieger hob eine halbe Stunde nach ausgeschriebener Abflugzeit aber laut Durchsage immernoch planmäßig ab. Bereits am Gate zeichnete sich eine hohe Beteiligung an Fluggästen mit Fußballhintergrund ab, denn die Deutschland-Trikots konnte man unmöglich übersehen. Nach gemütlichem Start und ruhigem Flug fing knapp eine halbe Stunde nach dem Essen im afrikanischen Luftraum der Kartenhandel an aufzublühen. Nach den ersten Durchsagen und Hinweisen in welcher Reihe man noch Tickets für vorrangig deutsche Spiele erwerben konnte, entwickelte sich an Bord ein relativ offener “Ticketzweitmarkt”, Eintrittskarten und Euronoten wechselten lebendig die Besitzer. Top-Angebote waren unter anderem 2mal Spiel um Platz 3 sowie der Knaller Bosnien gegen Iran. Im Prinzip zu diesem Zeitpunkt schon eine lebedigere Suche-Biete-Wechselwirkung als alles, was ich in Südafrika erlebt hatte.

Schon vor dem Abflug beschäftigte mich die Frage, wie ich wohl zum Hotel kommen mag. Die Buchung habe ich mir bei HRS bestätigen lassen, also war die Unterkunft im Vorort von Salvador gesichert. Anreisemöglichkeiten gab es per Bus oder Taxi, jeweils laut google-maps von rund 25km. Eine Entscheidung darüber würde vermutlich damit zusammenhängen, wie gut die Busse gekenntzeichnet sein und wie vertrauenswürdig die Taxifahrer aussehen würden. Und außerdem noch, wie schnell das mit der Einreise geht.

Die Formalitäten zur Einreise scheinen recht locker zu sein. Einreisekarte mit grundsätzlichen Angaben wie Name, Passnummer, Herkunft, Flugnummer, easy. Genau so leicht war es dann auch die tatsächliche Einreise. Pass und Karte wurden rübergereicht, Stempel auf die Karte, obrigado!

Beim Gepäck haben sich die Auslader etwas Zeit gelassen. Sind ja auch ganz besonders wichtige Personen, ohne die an einem Flughafen überhaupt nichts voran geht. Solche Aufgaben wollen gewissenhaft erfüllt werden. Nach einiger Zeit rollte dann auch endlich mein Rucksack-Reisetaschen-Hybrid heran, der mir von nunan ausschließlich als Handgepäck dienen sollte. Außerhalb der Transitzone wurde schnell noch der Geldautomat für etwas Bares bemüht und schon ging es hinaus.

Das Taxigeschäft brummt überall auf der Welt. Auch in Brasilien ist das organisierteste Geschäft der Welt bestens zu erkennen. In Reih und Glied stehen die motorisierten Vierräder bereit um zahlende Kundschaft möglichst umwegig oder staulastig von A nach Z zu bringen, je nachdem auf welcher Basis der Taxameter arbeitet. Mein Taxi hatte kein erkennbares, der Fahrer zog es vor, mich per Festpreis zum Hotel zu gondeln. Er ahnte wohl schon, dass er und seine Artgenossen mit so einer Art bei mir in Mißgunst fallen würden und dass ich bei jeder Gelegenheit nun andere Verkehrsmittel suchen würde. Wie eigentlich in Deutschland auch immer.

Am Hotel waren Sprache und Kultur die größten Hürden für den Check-In. Die Unterkunft war zwar preiswert aber für etwas weniger Kosten hätte ich auch noch auf etwas mehr Komfort verzichtet. Kurz vor Sonnenuntergang schlich ich einwenig in der Nachbarschaft umher auf der Suche nach einem Supermarkt. Ziemlich schummrige Gegend, das Hotel lag direkt neben einem Kanal an einer Straße die zu einer Kreuzung mit einer noch größeren Straße führte. Die wenigen Leute auf der Straße waren wohl auf dem Heimweg. Vorn an der Kreuzung schien etwas mehr Betrieb zu sein und da wo es Leute hinzog, ist es meist auch sicher. An einem Sonntag-Abend hatte natürlich nichts mehr offen. Die Haltestelle für den Bus hatte ich aber bei dieser Gelegenheit entdeckt, da war eigentlich am meisten los. Gut zu wissen, vielleicht würd ich die ja noch brauchen.